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Wissenschaft
Welchen Beitrag können Religionen für eine funktionierende Marktwirtschaft leisten? - Symposium im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg vom 16. bis 18. Juni 2005
Ökonomisches Denken greift seit den 1990er Jahren in den westlichen Industrienationen auf immer neue gesellschaftliche Bereiche über. Ausgehend von Theoriemodellen wie dem "homo oeconomicus" werden ökonomische Kriterien inzwischen auch auf Familienverhältnisse oder Partnerwahlfragen angewandt. Ist alles menschliche Verhalten durch "rational choice" erklärbar? Kann das Marktprinzip als Lösungsansatz auch in grundlegenden Fragen menschlicher Existenz angewandt werden?
Wenig bedacht wird in der öffentlichen Diskussion der Zusammenhang zwischen Religion und Ökonomie. Dabei sind Verflechtungen zwischen Religion und Ökonomie nicht nur auf dem so genannten religiösen Markt pluralistischer Gesellschaften auszumachen, auf dem unterschiedliche Religionen angeboten und "gekauft" werden können. Arbeit erhält in der Spätmoderne offenbar identitäts- und sinnstiftende Funktion, die von manchen Wissenschaftlern als religiös bezeichnet wird. Andere sehen im Kauferlebnis religiöse Züge. In der Wirtschaftsethik wird heute nach Wegen gesucht, Tugenden wie beispielsweise maßvolles Verhalten, Unbestechlichkeit, soziale Verantwortung wieder in wirtschaftliche Bezüge zu integrieren - ist dies notwendig geworden infolge des religiösen Traditionsabbruches? Welchen Beitrag können Religionen für eine funktionierende Marktwirtschaft leisten? Könnte andererseits die Kombination von Markt und Medien für die Ausbreitung einer "populären Religion", wie sie zuletzt bei der Beerdigung von Papst Johannes Paul II. sichtbar wurde, einen Erklärungsimpuls geben?
Antworten auf diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Internationalen Symposiums "Religion/Theologie und Ökonomie: Fremde - Abhängige - Lernende?", das vom 16. bis 18. Juni 2005 in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg stattfindet. Renommierte Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden das Thema kontrovers diskutieren. Die wissenschaftliche Perspektive wird ergänzt durch Beiträge zur theologisch-ethischen Grundlage der Wirtschaftspolitik aus Sicht der Bundesregierung und der Opposition. Weiterhin sind Vertreter aus Diakonie und Kirche eingeladen, Statements zur Diskussion zu stellen.
Hier das Programm des Symposions:
Donnerstag, 16. Juni 2005
15.00 Uhr:
Eröffnung und Einführung
15.15 Uhr:
Prof. Dr. Dieter K. Tscheulin und Dr. Ralf Haderlein:
Braucht Ökonomie Religion - braucht Religion Ökonomie?
Diskussion
16.15 Uhr:
Prof. Dr. phil. Malte Faber/Priv.-Doz. Dr. phil. Reiner Manstetten:
Über Grenzen der politischen Ökonomie: Wirtschaft - Politik - Religion
Diskussion
17.30 Uhr:
Dr. Ron Brinitzer:
Ökonomische Perspektiven auf Religion
Prof. Dr. Gisela Kubon-Gilke:
Verhaltensbindung und wirtschaftliche Institutionen
Diskussion
20.00 Uhr:
Prof. Dr. Hubert Knoblauch:
Markt, Öffentlichkeit und die populäre Religion
Diskussion
21.00 Uhr:
Prof. Dr. Norbert Bolz:
Religion im 21. Jahrhundert
Diskussion
Freitag, 17. Juni 2005
9.00 Uhr: Prof. Dr. Helmut Leipolt:
Religion, institutioneller Wandel und wirtschaftliche
Entwicklung
Diskussion
10.00 Uhr: Prof. Dr. Christa Schnabl:
Religion und Ökonomie. Anmerkungen aus Genderperspektive
Diskussion
11.15 Uhr: Prof. Dr. Bernhard Laux:
Religion und Ökonomie im Christentum
Diskussion
12.15 Uhr: Prof. Dr. Elmar Waibl:
Religion und Ökonomie im Islam
Diskussion
15.00 Uhr: Oberkirchenrat Priv.-Doz. Dr. Michael Nüchtern:
Christliche Religionsgemeinschaften als Anbieter von
Glaubensgütern. Chancen auf dem Markt der Religionen
Response: Prof. Dr. Christopher Frey
Diskussion
16.15 Uhr: Pastor Christian Meißner (EAK der CDU):
Die theologisch-ethischen Grundlagen christlich-liberaler
Wirtschaftspolitik
Diskussion
17.30 Uhr: Prof. Dr. Hans G. Nutzinger:
Die Wirtschaft in der Bibel - Orientierungen?
Diskussion
Samstag, 18. Juni 2005
9.00 Uhr: MdB Lothar Binding (SPD):
Die theologisch-ethischen Grundlagen rot-grüner Wirtschaftspolitik
Diskussion
10.30 Uhr: Priv.-Doz. Dr. Johannes Degen:
Christliche Diakonie als Anbieter von Nächstenliebe.
Chancen auf dem "Sozialmarkt"
Response: Pfarrer Hans Kratzert
Schlussdiskussion
Weitere Informationen:
Diakoniewissenschaftliches Institut der Universität Heidelberg
Karlstr. 16, 69117 Heidelberg, Tel. 06221 543336
Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz, Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
und
Irene Thewalt
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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