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07.06.1999 10:45

Herzinsuffizienz: Sind Infektionen beteiligt?

Dr. med. Silvia Schattenfroh GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN Nr. 15-1999

    An chronischer Herzschwäche ( Herzinsuffizienz) leidet in Deutschland 1-2 % der Bevölkerung. Wie die Pumpschwäche des Herzmuskels entsteht, ist bisher aber nur unzureichend bekannt. Immerhin weiß man, daß Herzklappenfehler oder Herzinfarkte letztlich zum Pumpversagen des Hohlmuskels führen. Neuerdings verdichten sich aber Hinweise darauf, daß Infektionen auch eine ursächliche Rolle spielen könnten.

    Dazu hat jetzt Dr. Stefan Anker von der Franz-Volhard Klinik der Charité weitere Anhaltspunkte geliefert: In einer Studie, die in der jüngsten Ausgabe der angesehenen Zeitschrift The Lancet (353 [1999]1838-1842) erschienen ist, konnten er und Wissenschaftler vom "National Heart&Lung Institute" in London eine einleuchtende Erklärung dafür finden, warum es bei herzinsuffizienten Patienten zu akuter Verschlechterung ihrer Herzleistung kommt, sobald sich bei ihnen wegen der Pumpschwäche Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) bilden. Die Arbeitsgruppe von Anker konnte erstmals zeigen, daß bei Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz erhöhte Mengen von Endotoxin, einem giftigen Stoffwechselprodukt von Bakterien, im Blut zirkulieren. Dies trifft insbesondere auf Kranke mit Öedemen zu. Bei ihnen ist die Endotoxinkonzentration im Blut doppelt so hoch, wie bei Patienten mit Herzinsuffizienz ohne Ödeme. Außerdem sind Botenstoffe des Immunsystems (Zytokine), insbesondere der Tumor Nekrose Faktor-alpha, auffällig vermehrt. Das weist darauf hin, daß Entzündungsreaktionen an der Verschlechterung der Herzleistung beteiligt sind.

    Woher aber kommt das Endotoxin? Nach Ansicht der Autoren der Studie stammt es aus Darmbakterien. Im Zuge der Öedementwicklung im Bauchraum tritt bakterielles Endotoxin durch die Darmwand ins umliegende Blutgefäßsystem über. Darauf reagieren dann verschiedene Zellen, einschließlich der Herzmuskelzellen, mit der Produktion von Botenstoffen, wie dem TNF-alpha.

    Für die Richtigkeit dieser These spricht, was die Wissenschaftler außerdem zeigen konnten: Mit der Beseitigung des Ödems durch Medikamente zum Ausschwemmen von Ödemflüssigkeit (Diuretika) mindert sich deutlich die Endotoxinkonzentration im Blut und mit zeitlicher Verzögerung auch die Zytokinpräsenz. Zukünftig wird man erproben, ob Endotoxin auch anders als durch die Behandlung mit Diuretika zu beseitigen ist. Denkbar ist, daß durch rechtzeitige Therapie mit Antibiotika, die gegen Darmkeime gerichtet sind, oder durch spezifische Hemmstoffe der Freisetzung von Endoxin aus Bakterien die Endotoxinüberschwemmung des Blutes verhindert werden kann. Praktisch wird es darauf hinauslaufen, durch klinische Studien herauszufinden, ob es sinnvoll ist, herzinsuffiziente Patienten vorsorglich, d.h. bevor sie in die ödematöse Phase ihrer Erkrankung geraten, antibiotisch zu behandeln.
    Silvia Schattenfroh

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    Charité
    Medizinische Fakultät der
    Humboldt Universität zu Berlin

    Dekanat
    Pressereferat-Forschung
    Dr. med. Silvia Schattenfroh
    Schumannstraße 20/21
    10117 Berlin

    FON: (030) 2802-2223
    FAX: (030) 2802-3625
    e-mail: silvia.schattenfroh@charite.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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