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Wissenschaft
Einladung zur Abschlussperformance
Greifswalder Studenten und ihre tschechischen Gäste präsentieren am Sonnabend, dem 25. Juni 2005, im Greifswalder Rathaus die Ergebnisse einer ganz besonderen internationalen Projektarbeit. Im Januar machten die jungen Leute in einer Aktion zum Thema "OFW - Ohne festen Wohnsitz" auf dem Greifswalder Marktplatz Erfahrungen mit der Schutzlosigkeit bei Eiseskälte.
Sie erlebten sich als Akteure, als Wahrnehmende und als Frierende im öffentlichen Leben. In der Abschlussperformance, die auch gleichzeitig die Lernpartnerschaft zwischen den Universitäten Graz, Prag und Greifswald beendet, zeigen sie Fotos, Bilder, Filme und Szenen aus ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit einer anderen Welt. Dafür öffnet die Hanse- und Universitätsstadt Greifswald ihr Haus - das Rathaus.
Wir laden Sie ein! Schauen Sie hin!
Sonnabend, dem 25. Juni 2005, von 12.30 - 14.30 Uhr,
Rathaus der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald, Am Markt
Hintergrund zu dem Projekt (http://www.performinglife.org)
"Glotzt nicht so romantisch!" Brecht meinte damit: Schaut hin, beobachtet, seht, was vor sich geht und vor allem, wie es geschieht.
Das haben viele Bürger Greifswalds getan, als an frostigen Wintertagen im Januar junge Leute auf den Sitzbänken am Marktplatz schliefen. Andere versuchten, sich durch das Anzünden eines kleinen Feuerchens vor der klirrenden Kälte zu schützen. Verwundertes Kopfschütteln! Da fragt man sich schon, warum sie denn nicht einfach nach Hause gehen und die Heizung einschalten. Aber so einfach war das nicht. Die Studierenden aus Greifswald, aus Prag und Graz wollten sich mit einer Situation auseinandersetzen, die viele Menschen erleben und in die jeder einmal kommen könnte: Man hat kein Dach mehr übern Kopf!
Und sie machten die Erfahrung, dass die Kälte verdammt schnell unter die Haut kriecht, auch wenn man auf einer dicken Pappe sitzt, sich einen Windschutz baut oder in den geschützten Raum eines leer stehenden Hauses flieht.
Als drei Studentinnen an der Ecke Mühlenstrasse beim Pommerschen Landesmuseum ihr Papphaus errichteten und es Ecke Nr. 1 nannten, bemerkte eine Frau: "Ja, baut nur ein Haus, das ist besser, als eins einzureißen."
Die Performance auf dem Marktplatz gehörte zu den Aktivitäten einer EU-Lernpartnerschaft, die sich "Performing life" nennt, drei europäische Universitäten zusammenführt und von Theaterwissenschaftlern geleitet wird.
In Prag, Graz und Greifswald überlegten die Studentinnen, welchem speziellen Thema sie sich in ihrer Stadt zuwenden wollten. Die Prager durchwanderten ihre Stadt auf der Suche nach einer für sie noch unsichtbaren parallelen Welt und fragten: Gibt es Anzeichen für Leben, das sich in dieser Stadt anders gestaltet, als wir es wahrnehmen?
Die Grazer betrachteten ihre Stadt mit "fremden" Augen. Sie führten Besucher an solche Orte, wo niemand einen Gast hinlocken würde.
Die Greifswalder Gruppe fragte sich: Wer lebt gemeinsam mit uns in dieser Stadt und ist doch nicht zu sehen, wer hält sich nicht im öffentlichen Blickfeld auf? "OFW - Ohne festen Wohnsitz" - wurde das Greifswalder Thema.
Ganz "brechtisch" heißt das: Hinschauen und mit wachen Augen wahrnehmen, was um uns herum geschieht, wie wir uns selbst und die Anderen erleben. Brecht empfiehlt in seinen 1955 veröffentlichten Lehrstücken, das, was immerfort geschieht, nicht als natürlich hinzunehmen, es unverständlich zu finden, wenn es auch die Regel ist. Auf diese Weise sehen wir anders und erkennen, wie das Übliche zu ändern wäre.
Das gesamte Programm des Internationalen Workshops im Überblick
Donnerstag, 23. Juni 2005, 20.00 Uhr
Studierende lesen tschechische und deutsche dramatische Texte
Keller der Slawistik, Institut für Slawistik, Domstraße 9/10
Freitag, 24. Juni 2005, 22.00 Uhr
Ballhaus Goldfisch, Fischstraße 20/21
"Das ist gefährlich", Brechtliederabend mit Hedwig Golpon und Rüdiger Ratsch-Heitmann
Sonnabend, 25. Juni 2005, 12.30 Uhr
Rathaus, Am Markt
Abschlussperformance EU-Projekt "OFW - Ohne festen Wohnsitz"
Sonntag, 26. Juni 2005, 20.00 Uhr
Studententheater, Stralsunder Strasse 10, "Panta Rhei" mit Sven Laude
Gäste sind herzlich willkommen!
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Institut für Deutsche Philologie
Dipl.-Theaterwiss. Hedwig Golpon
Rubenowstraße 3, 17487 Greifswald
T +49(0)3834/86 34 13
E golpon@uni-greifswald.de
http://www.uni-greifswald.de
Martina aus Graz, Magda aus Prag und Mandy aus Greifswald (v. li.) bauten sich in der Hansestadt ihr ...
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In Greifswald schaut man noch hin.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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