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Wissenschaft
Greifswald ist um ein Museum reicher: zur 115. Jahrestagung der Norddeutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Frauenheilkunde eröffnete der Historiker unter den Greifswalder Frauenärzten, Prof. Dr. Günter Köhler, im ehemaligen Verwalterhaus der Frauenklinik eine Sammlung historischer Instrumente: mittelalterliche Specula aus Elfenbein sind genau so ausgestellt wie die komplette Ausrüstung eines Landfrauenarztes oder ein sowjetischer Intrauterinalvibrator für Abtreibungen auf russisch.
Über 400 Menschen nahmen an der von Prof. Dr. Wolfgang Straube geleiteten Tagung in Greifswald und Heringsdorf teil. Nach einem medizingeschichtlichen Symposium wurden zwei Kurse angeboten: »Anatomie und Beckenboden« und »Anatomie von Brust und Thorax«. Die Frauenärzte wenden sich der Anatomie wieder verstärkt zu; die Operationen an Achsel und Brust werden aufmerksamer durchgeführt, Gefäße und Nerven besser geschont - die Greifwalder Anatomie bot sich an. Beide von Prof. Jochen Fanghänel betreute Kurse sind bereits mehrfach nachgebucht.
Einer der Plenarvorträge beschäftigte sich mit Wächterlymphknoten: zunächst wird heute nur er bei Mammacarcinomen entfernt; ist er noch nicht befallen, könnten die anderen Lymphknoten erhalten bleiben bei offenbar guten Heilungschancen. Diese Op-Methode erprobt auch Greifswald in einer Studie.
Mit Diabetes und Schwangerschaft befaßten sich einige Vortragende und kamen überein, daß die Vorzüge der alten DDR-Zentralüberwachung wieder belebt werden sollten; das heißt heute: die Fortbildung mit Internisten muß sich steigern, die Aufklärung der Patientinnen sich verstetigen.
Dramatisch: immer noch gibt es wie zu Semmelweis' Zeit das tödliche Kindbettfieber. Schuld sind Infektionen der Scheide mit G-Streptokokken. Die Behandlung besonders im Frühstadium ist ebenso einfach wie der Test (u.a. pH-Messung). Gleich dramatisch ist der Versuch, Neugeborene AIDS-Kranker vor einer Infektion zu schützen: dazu werden sie per sehr blutarmem Kaiserschnitt geboren (das mütterliche Blut überträgt die tödlichen Viren).
Spannend auch die Frage, ob die Gabe von Hormonen in den Wechseljahren ein Krebsrisiko darstellen könnte. Während Gebärmutter- und Eierstockkrebs dann seltener auftreten, erscheint das Risiko von Brustkrebs ganz leicht erhöht. Also muß nach Pharmaka gesucht werden, die in den Organen verschieden wirken (als Progesteron in der Mamma, als Östrogen im Ovar). Auch den Einsatz von Phytoöstrogenen (aus Soja) diskutierten die Teilnehmer.
Die Ethik ist gefordert bei der Reproduktionsmedizin: dürfen oder müssen Gentests im »Achtzell«-Stadium des Embryos sein, um eine Erbkrankheit zu erkennen und womöglich die (weitere) Schwangerschaft abzubrechen? Bei der 116. Tagung (2000 in Lüneburg) wird die Frage sicher auch noch offen sein.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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