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Sie gilt als die wichtigste Schriftstellerin des Maghreb und seit längerem als Kandidatin für den Nobelpreis für Literatur: Am Dienstag, 28. Juni, erhält Assia Djebar um 18 Uhr im Rahmen einer Feier in der Schlossaula die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Osnabrück. Dem deutschsprachigen Publikum ist die Autorin spätestens seit ihrer beeindruckenden Rede zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels im Jahre 2000 bekannt. Vor wenigen Tagen wurde Djebar in die Académie française gewählt.
Die Ehrendoktorwürde steht mit jenen Erich Frieds oder Georges-Arthur Goldschmidts in einer Tradition des Fachbereichs, erklärt der Osnabrücker Romanist, Prof. Dr. Wolfgang Asholt. "Wie diese wurde sie ins Exil gezwungen, und wie bei ihnen hat das Exil ihr Schreiben beeinflusst, stets auch im Sinne eines Engagements."
Die 1936 in Cherchell (Caesarea/Algerien) geborene Schriftstellerin kann auf ein umfangreiches und ausgesprochen vielfältiges literarisches, kulturelles und politisches Engagement von 50 Jahren zurückblicken. Begonnen mit ihrem Roman "La Soif" (1956), mit dem sie als einzige Frau zu den Begründern des Maghreb-Romans französischer Sprache gehört, hat sie fünfzehn Romane veröffentlicht. Darunter befinden sich so bekannte Titel wie "Ombre sultane" ("Die Schattenkönigin"), "L'Amour, la fantasia" ("Fantasia"), "Les Nuits de Strasbourg" ("Nächte in Straßburg") oder "La Disparition de la langue française" ("Das verlorene Wort"). In den siebziger und achtziger Jahren widmete sie sich vor allem dem Film und erhielt für "La Nouba des femmes du mont Chenoua" bei der Biennale von Venedig 1978 den "Preis der internationalen Kritik".
Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist Assia Djebar seit vielen Jahren als Universitätslehrerin tätig. Während des Algerienkrieges in Tunis und später in Algerien lehrte sie Geschichte des Maghreb; diese Funktion, der zuliebe sie lange auf die Literatur verzichtet hat, gab sie jedoch wegen der repressiven Politik der algerischen Regierung auf. Nach einer Professur an der Universität von Baton Rouge (Louisiana) übernahm sie 2001 eine Professur für Frankophone Literaturen an der New York University.
"In Assia Djebars Werk vereint sich die literarische mit einer politischen und feministischen Perspektive. Häufig verbindet sich bei ihr ein autobiographisch-familiärer mit einem historischen Diskurs", so Asholt. Aus einer deutlich postkolonialen und weiblichen Sicht gehe es in ihren jüngeren Romanen auch immer um die Frage der kulturellen bzw. multikulturellen Identität. So wurde ihre Art zu schreiben als "schwesterliches Prinzip" definiert. Asholt: "Für diese beeindruckende Autorin gibt es keinen monolithisch-festgefügten, geschweige denn fundamentalistischen Selbstentwurf des Individuums oder des Kollektivs, solche Tendenzen werden in deutlicher Weise kritisiert."
Die Laudatio zur Verleihung der Ehrendoktorwürde hält die Literaturwissenschaftlerin Mireille Calle-Gruber (Universität Paris VIII) in deutscher Sprache. Und am Mittwoch, 29. Juni, liest Assia Djebar um 20 Uhr in der Thalia-Buchhandlung aus ihren jüngsten Werken.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Wolfgang Asholt, Universität Osnabrück,
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft,
Neuer Graben 40, D-49069 Osnabrück,
Tel. +49 541 969 4443, Fax +49 541 969 4256,
e-mail: washolt@uni-osnabrueck.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Musik / Theater, Politik, Recht, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
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