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09.06.1999 14:04

Wie bleiben Universitaeten Staetten der Forschung?

Sabine Gerbaulet Science Communication Centre - Abteilung Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

    Workshop an der TU Darmstadt am 28. Mai 1999

    Am 28. Mai 1999 fand an der TU Darmstadt der vierte Workshop im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Hochschule innovativ: Ideen, Impulse, Projekte in internationaler Perspektive" statt. Träger der Reihe ist die sogenannte Darmstadt-Kassel-Runde unter der Leitung von Professor Dr. Evelies Mayer (Darmstadt) und der Professoren Dr. Hans-Dieter Daniel und Dr. Ulrich Teichler (Kassel). Gastgeber war das Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung.
    In den Vorträgen und Diskussionen ging es um die Frage, wie die Universitäten trotz veränderter Rahmenbedingungen - finanzielle Restriktionen, Massenandrang der Studierenden und erhöhte Anforderungen an die Lehre - ihren Forschungsauftrag erfüllen und auch in Zukunft an der Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse maßgeblich beteiligt sein können. Das Thema stieß, wie die breite Beteiligung am Workshop zeigte, sowohl hochschulintern wie in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit auf breite Resonanz.
    In ihrer Einführung wies Professor Mayer darauf hin, daß der zu beobachtende Rückzug des Staates aus der Forschungssteuerung die Hochschulen vor neue strategische Aufgaben stellt. Wollten Universitäten auch weiterhin eine bedeutsame Rolle in der Forschung spielen, dann sollten sie die gewonnene Freiheit dazu nutzen, um in der Forschung eigene Schwerpunkte zu setzen und eine angemessene Infrastruktur aufzubauen. Notwendig sei eine strategische Forschungsplanung, die eine unternehmerische, phantasievolle und risikofreudige Einstellung zu Wissen und Forschung voraussetze.
    Professor Dr. Dagmar Schipanski - ehemalige Vorsitzende des Wissenschaftsrates - regte die Bildung von fachgebietsübergreifenden "Kompetenzzentren" und von Forschungsnetzwerken an. In diese sollten auch Forschungsaktivitäten und -ressourcen von außerhalb der Universitäten einbezogen werden. Die Universitäten, für die die Einheit von Forschung und Lehre nach wie vor konstitutiv sei, seien nur ein Teil des Wissenschaftssystems und könnten herausragende Forschungsleistungen langfristig nur im Verbund mit anderen erbringen. Voraussetzungen dafür seien eine angemessene staatliche Grundfinanzierung und flexible Strukturen innerhalb des Wissenschaftssystems.
    An Beispielen aus Großbritannien, der Schweiz und aus Deutschland wurde demonstriert, wie Universitäten, ausgehend von ihren jeweiligen Besonderheiten, Ansätze zu einer strategischen Forschungsplanung entwickeln können.
    Von der University of Warwick berichtete der Kanzler Michael Shattock, wie das englische Evaluationsprogramm der "Research Assessment Exercises" genutzt wird, um die Forschungsleistungen von Warwick zu steigern und zu konzentrieren. Dies geschieht u.a., indem die Departments angehalten werden, Drittmittel für Forschungsvorhaben einzuwerben. Gleichzeitig wird der Ausbildung von Doktoranden und jungen Wissenschaftlern in einer Graduate School große Aufmerksamkeit gewidmet. Die traditionsreiche Universität Basel hat sich nach den Worten ihres Rektors, Professor Dr. Ulrich Gäbler, die Entwicklung einer langfristigen Forschungsstrategie im Rahmen einer umfassenden Reorganisation von Lehre und Forschung zur Aufgabe gemacht. Von einem Universitätsrat, dem ein starkes Rektorat zur Seite steht, wurden zwei umfassende und auf zehn Jahre festgeschriebene Makroschwerpunkte gebildet, die auch auf Kosten anderer Fachbereiche finanziell gefördert werden.
    Beispiele aus deutschen Universitäten, die die gezielte Planung und Gestaltung ihrer Forschung in Angriff genommen haben, präsentierten die Rektoren Professor Dr. Reinhard Kreckel (Halle-Wittenberg) und Professor Dr. Jürgen Timm (Bremen). Dabei steht Halle-Wittenberg als Beispiel für das Umsteuern einer alten, Bremen einer relativ jungen Universität. In beiden Universitäten erfolgte eine Schwerpunktbildung über die Einrichtung interdisziplinärer Zentren, denen ein Teil der Forschungsmittel zentral zugewiesen wird. Darüber hinaus haben beide Universitäten regionale Forschungsnetzwerke aufgebaut.
    In der Diskussion zeichnete sich unter den Teilnehmern des Workshops ein bemerkenswert kohärentes Bild ab: Die Leistungsfähigkeit der Universitätsforschung setzt bewußte Gestaltung und strategische Planung voraus. Um auf internationalen Forschungsmärkten attrativ zu bleiben, müssen Hochschulen zu forschungspolitischen Akteuren werden. Notwendig sind die Konzentration der Mittel auf ausgewiesene Forschungsschwerpunkte sowie eine stärkere Kooperation in der Forschung, auch über die Disziplingrenzen hinweg. Diese Kooperation kann innerhalb der Universitäten oder auch mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen eingerichtet werden. Sie verlangt eine internationale Orientierung bei gleichzeitiger regionaler Verankerung der Hochschule. Um diese Aufgaben zielgerichtet angehen zu können, müssen die Universitäten sich jedoch zuerst selbst darüber klar werden, in welche Richtung sie ihr künftiges Foschungsprofil entwickeln wollen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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