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28.06.2005 11:28

Arbeitsmarkt ist auf dem Weg in die Selbstausbeutung

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Prof. Dr. Klaus Dörre zum neuen Industriesoziologen an der Universität Jena ernannt

    Jena (28.06.05) Prof. Dr. Klaus Dörre vertritt eine "Soziologie des Ökonomischen". Der neue Lehrstuhlinhaber für Arbeits-, Wirtschafts- und Industriesoziologie der Universität Jena will das Soziale ins Ökonomische zurückbringen und die Wege und Auswirkungen erforschen. Denn der 47-Jährige, der in Nordhessen geboren wurde, analysiert eine "Rückentwicklung der Arbeitswelt bis hin zur Wiederbelebung tayloristischer Formen". Die Ursachen sieht Dörre u. a. im verstärkten Aufkommen eines 'Finanzmarktkapitalismus'.

    Beispiel: Mercedes in Raststatt. Statt der noch vor zehn Jahren eingesetzten bandentkoppelten Gruppenproduktion wird dort wieder auf Arbeit am Band mit hoher standardisierter Taktfrequenz gesetzt. Anders in Bereichen mit qualifizierter Fach- und Angestelltenarbeit. Auch hier wird häufig unter Marktdruck gearbeitet. Doch wird nicht mehr der Produktionsweg vorgeschrieben, sondern allein der Preis des Produkts, der unterboten werden muss. Interne Produktionsprozesse müssen von den Beschäftigten selbst organisiert werden. Im Ergebnis entstehen, wie der Jenaer Soziologe erforscht hat, "neue Freiheiten im Arbeitsprozess, aber auch Leistungsdruck, Selbstausbeutung und moderne Pathologien wie krankhafte Arbeitswut".

    Dass er sich so stark mit den sozialen Aspekten der Arbeitswelt befasst, liegt auch in Dörres Lebenslauf begründet. In Marburg/Lahn studierte er Politikwissenschaft, Soziologie, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Volkwirtschaftslehre und promovierte dort 1992 über "Die junge Gewerkschaftlerin". Er fand heraus, dass das politische Lernen in den 1980er Jahren häufig in der Frauen-, Öko- und Friedensbewegung stattfand und diese "unkonventionellen Jugendlichen" dann auch den Weg in die Gewerkschaften nahmen. Doch diese waren darauf nicht vorbereitet - "und sind es bis heute nicht", betont der sportliche Soziologe. Jugendforschung blieb auch Schwerpunkt seiner Arbeit am Soziologischen Forschungsinstitut in Göttingen. Hinzu kamen Themen wie neue Managementkonzepte, Globalisierung, Innovations- und Partizipationsprobleme.

    1997 kam Dörre als Assistent erstmals zu den Soziologen der Jenaer Universität, 2000 wechselte er als Leiter nach Recklinghausen an das Forschungsinstitut für Arbeiterbildung. Dörre gab dem Institut nicht nur einen neuen Namen, sondern auch ein neues überlebensfähiges Profil und steht ihm bis heute ehrenamtlich vor. Parallel habilitierte er sich 2002 an der Uni Göttingen über partizipative Managementkonzepte in Industrie und Dienstleistung.

    Dem Ruf nach Jena folgte er nicht nur wegen des hohen Renommees der Soziologie der Universität und seinem Wunsch, verstärkt zu lehren. Der Empiriker will von hier aus auch Forschungsthemen vertiefen, u. a. im Bereich der regionalen Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung, der sozialen Desintegration in der Arbeitswelt, der wirtschaftlichen Aspekte des Rechtsextremismus' sowie der sozialen Folgen globaler Finanzmärkte. Gerade für diese Themen, ist sich der Neu-Jenaer sicher, bietet die Friedrich-Schiller-Universität vielfältige Kooperationspartner - die er sich auch in der Wirtschaft wünscht.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Klaus Dörre
    Institut für Soziologie der Universität Jena
    Carl-Zeiß-Str. 2, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945521
    Fax: 03641 / 945522
    E-Mail: klaus.doerre@uni-jena.de


    Bilder

    Der neue Lehrstuhlinhaber für Arbeits-, Wirtschafts- und Industriesoziologie der Universität Jena: Prof. Dr. Klaus Dörre.
    Der neue Lehrstuhlinhaber für Arbeits-, Wirtschafts- und Industriesoziologie der Universität Jena: P ...
    Foto: Scheere/FSU-Fotozentrum
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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