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Institut Arbeit und Technik plädiert für eine "Versicherungsinitiative NRW"
Die deutsche Versicherungswirtschaft ist derzeit mit einer Reihe von Strukturbrüchen konfrontiert, die auf einen enormen Handlungsbedarf hinweisen. Der zunehmende Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechniken lässt einen beträchtlichen Personalabbau erwarten - Prognosen gehen davon aus, dass von 660 000 Arbeitsplätzen 400 000 eingespart werden könnten. Gleichzeitig dominieren in der vorwiegend von großen Konzernen geprägten Branche traditionelle, standardisierte Produkte; dagegen gibt es kaum neue, innovative Angebote, um neue Risiken - etwa in der Biotechnologie oder EDV - zu versichern. Hinzu kommen die Herausforderungen durch die Öffnung des europäischen Marktes.
Das Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) plädiert deshalb für eine "Versicherungsinitiative NRW", die mit gezielter Informations- und Kommunikationspolitik bei vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand eine hohe Wirkung erzielen und den Anbietern helfen kann, die bestehenden Innovationsschwächen zu überwinden. "Auch in einer traditionellen Dienstleistungsbranche wie der Versicherungswirtschaft gibt es durchaus Bewegungsspielräume, um das Ziel eines Zugewinns an Qualität und Kundennähe mit einer beschäftigungsorientierten Erneuerungsperspektive zu verbinden", so die IAT-Wissenschaftler Dr. Lothar Beyer und Dr. Josef Hilbert.
Mit einem Prämienaufkommen von über 230 Milliarden DM ist Deutschland in Europa zwar der größte Versicherungsmarkt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt aber belegen die deutschen Versicherungen den letzten Platz. Dies ist ein Hinweis darauf, dass ausländische Versicherungen auf ihren Märkten dynamischer und innovativer agiert haben. Neben den Großen der Branche existieren zahlreiche Klein- und Kleinstversicherungen, in NRW etwa 500-600 Sterbekassen sowie 30 Sach- und Haftpflichtversicherungen, dazu eine Vielzahl von freiberuflichen Versicherungsagenten, die zwischen Versicherten und (mehreren) Versicherungsgesellschaften als Makler tätig sind.
Die Liberalisierung des europäischen Versicherungsmarktes bringt nicht nur mehr Wettbewerb, sondern auch neue Chancen für die Versicherungswirtschaft, insbesondere auch für die Kleinbetriebe. Aus der Vielzahl in- und ausländischer Versicherungsangebote können Module genutzt werden, die zu innovativen, kundenspezifischen Angeboten verknüpft werden können. Damit bietet sich auch ein interessantes Feld für neue Existenzgründungen. "Flankiert werden sollte dieser Prozess jedoch durch den Aufbau neuartiger Kooperations- und Serviceeinrichtungen", raten die IAT-Wissenschaftler. Denkbar wäre eine "Einkaufs"-Genossenschaft, die kleineren Versicherungsmaklern eine Zusammenarbeit mit zahlreichen Versicherungsgesellschaften erst ermöglicht und die auch bei der Marktbeobachtung, beim Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik oder Mitarbeiterschulung beraten und helfen könnte. Durch Verbundausbildung könnte man das erhebliche Potential der kleineren Versicherungsvereine und -makler für die Schaffung von Ausbildungsplätzen nutzen.
Weitere Ansatzpunkte für eine politische Modernisierungsstrategie sehen die Wissenschaftler u. a. in der Bereitstellung von Basis-Informationen über die klein- und mittelbetriebliche Versicherungswirtschaft, in einem Innovationspreis für neue Produkte, einer Ansiedlungsoffensive für ausländische Versicherungen sowie entsprechender Exportunterstützung für deutsche Versicherungen.
Für weitere Fragen steht
Ihnen zur Verfügung:
Dr. Josef Hilbert, Durchwahl: 0209 / 1707-120
Dr. Lothar Beyer, Durchwahl: 0209 / 1707-119
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wirtschaft
regional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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