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19.07.2005 14:58

Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft federführend an EU-Projekt zur Trinkwasseraufbereitung und Reinigung von industriellem Abwasser in Bangladesch und China beteiligt

Holger Gust M.A. Presse und Kommunikation
Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft

    Das Asia Pro Eco-Programm ist eine Initiative der EU-Kommission mit dem Ziel, die Zusammenarbeit im Umweltschutz zwischen Europa und Asien zu stärken. Die EU unterstützt hierbei Partnerschaften zwischen europäischen und asiatischen Organisationen, die nachhaltige Lösungen für Umweltprobleme in Asien entwickeln.

    Das Projekt "Technology partnership for innovative treatment of drinking and industrial water (INNOWA)" wird von der EU über das Asia Pro Eco-Programm für zwei Jahre mit 400.000 Euro gefördert. Die Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft beteiligt sich federführend über ihre zentrale Forschungseinrichtung, dem Institut für Angewandte Forschung (IAF), an diesem Kooperationsprogramm zur Trinkwasseraufbereitung und Reinigung industriellen Abwassers in Bangladesch und China. Unter Leitung von Prof. Dr. Jan Hoinkis, Professor im Studiengang Sensorsystemtechnik, sowie Arno Lagaly, Technischer Leiter des IAF, arbeitet die Hochschule dabei intensiv mit internationalen Partnereinrichtungen zusammen. In Europa ist dies das Institute for Membrane Technology an der University of Calabria im italienischen Rende, asiatische Kooperationspartner sind die Jiangsu Polytechnic University im chinesischen Changzhou und die Shah Jalal University of Science & Technology in Sylhet, Bangladesch.

    Das INNOWA-Projekt hat zum Ziel, ein Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk zwischen den Partnern aufzubauen, um gemeinsam innovative Verfahren zur Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung bzw. zum Abwasserrecycling zu entwickeln, die vor Ort eingesetzt und instand gehalten werden können.

    "Eine umfangreiche und verantwortungsvolle Aufgabe", so Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, Rektor der Hochschule Karlsruhe, "denn die Probleme in der Wasserversorgung und Behandlung von Industrieabwasser sind in Bangladesch und China teilweise gravierend." In Bangladesch ist das Trinkwasser seit längerem arsenkontaminiert. Arsen ist eine sehr giftige Substanz, die in Bangladesch und vielen anderen asiatischen Ländern aus dem natürlichen Sedimentengestein ausgewaschen wird. Dadurch werden Grundwasser und Brunnen verseucht. Bei der Bevölkerung führt dies zu chronischen Krankheiten wie beispielsweise Blasen-, Nieren-, Lungen- und Hautkrebs, Störungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Veränderungen der Haut. "Das Land ist damit", so Prof. Dr. Jan Hoinkis, einer der beiden Projektleiter an der Hochschule Karlsruhe, "mit einer der größten Massenvergiftungen der Menschheit konfrontiert, denn rund ein Drittel der Bevölkerung ist arsenverseuchtem Trinkwasser ausgesetzt." Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Trinkwasser eine maximal zulässige Konzentration von 10 µg/l Arsen, das Brunnenwasser in Bangladesch enthält bis zu 1000 µg/l.

    China wie auch Bangladesch verfügen heute über eine florierende Textilindustrie. Große Probleme bereitet hier das anfallende industrielle Abwasser und in direkter Folge die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser für die Bevölkerung. Allein in der Region um die chinesische Stadt Changzhou, ungefähr 150 km nordwestlich von Shanghai, sind mehr als 1500 Textilfabriken ansässig. Innerhalb des Projekts INNOWA sollen nun nachhaltige und marktbezogene Lösungen in der Trinkwasser- und Abwasserbehandlung entwickelt werden, insbesondere unter Einsatz innovativer Membranfiltrationstechnik. Das sind Trennverfahren, bei denen das zu filternde Medium unter erhöhtem Druck quer zu einer halbdurchlässigen Membran geleitet wird, wodurch nur kleine Partikel die Membran passieren können, größere hingegen zurückgehalten werden. Solche Membranen werden schon in der Wasseraufbereitung eingesetzt, so dass eine breite Palette an unterschiedlichen Membranmaterialien zur Verfügung steht, mit denen sich nicht nur feinste Partikel, sondern auch gelöste organische Stoffe und Salze über eine so genannte Umkehrosmose filtern lassen. Zur Gewinnung von Trinkwasser wird dieses Verfahren bereits in der Meerwasserentsalzung eingesetzt. Diese Membrantechnologie weist unterschiedliche Vorteile auf:

    - relativ niedrige Energiekosten
    - maßgeschneiderte Lösungen durch Verwendung vielfältiger Membranmaterialien mit unterschiedlichen Eigenschaften
    - Zuverlässigkeit und leichte Handhabung in der Anwendung
    - hohe Flexibilität durch modularen Aufbau und dadurch auch optimale Einsatzfähigkeit in kleinen, das heißt dezentralen Versorgungseinheiten

    Erste Aktivitäten innerhalb des INNOWA-Projekts sind bereits angelaufen. Neben einem ersten Projekttreffen der Partnerorganisationen konnte Anfang Juni 2005 ein Trainingskurs und das Seminar "Wasseraufbereitung mittels Membrantrenntechnik" an der Jiangsu Polytechnic University in Changzhou durchgeführt werden. Teilnehmer waren Experten aus den Landesuniversitäten, -behörden und Industrieunternehmen in Bangladesch und China. Prof. Dr. Jan Hoinkis und Arno Lagaly von der Hochschule Karlsruhe waren selbst mit Vorträgen zur Membrantechnologie und zum Technologietransfer vertreten. Ein weiterer Trainingskurs für Fachkräfte ist für Ende September 2005 an der Shah Jalal University of Science & Technology in Sylhet in Bangladesch geplant.

    "Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür", so Rektor Prof. Dr. Karl-Heinz Meisel, "wie über eine internationale Kooperation von wissenschaftlichen Einrichtungen modernste Technologien in der Praxis dazu eingesetzt werden können, umweltbezogene Probleme deutlich zu reduzieren und die Lebensqualität der betroffenen Bevölkerung wesentlich zu erhöhen."


    Bilder

    Laborexperiment mit Membrananlage im chinesischen Changzhou
    Laborexperiment mit Membrananlage im chinesischen Changzhou

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    Auswertung eines Laborexperiments
    Auswertung eines Laborexperiments

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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