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23.06.1999 15:59

Ruhr-Uni Bochum verleiht Ehrendoktorwürde an Karl Ganser

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die Fakultät für Geowissenschaften der Ruhr-Uni Bochum verleiht Ehrendoktorwürde an Karl Ganser, dem "Vater der IBA" am 30. Juni 1999.

    Bochum, 23.06.1999
    Nr. 146

    Ehrendoktorwürde für Karl Ganser
    RUB-Geowissenschaftler ehren "Mister IBA"
    Architekt des Ruhrgebiets und Spezialist des Strukturwandels

    Er hat den "Hinterhof des Ruhrgebietes" - die Emscherregion - umgekrempelt wie kein anderer. Die Rede ist von Prof. Dr. Karl Ganser, dem Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) und Träger des Ehrentitels "Bürger des Ruhrgebiets". Diesem "pragmatischen Visionär" der Raumplanung verleiht die Fakultät für Geowissenschaften der RUB für "grundlegend neue Fragestellungen und Methoden" in der "Angewandten Humangeographie" und seine "zeitgemäßen Formen des Regionalmanagements" den Ehrendoktor am Mittwoch, den 30. Juni 1999 (16 Uhr c.t., Hörsaal HZO 30).

    Programm

    Nach der Begrüßung durch den Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Dresen und den Rektor der RUB, Prof. Dr. Dietmar Petzina, hält Prof. Dr. Heiner Dürr die Laudatio. Der Überreichung der Urkunde durch den Dekan folgt der Festvortrag von Prof. Ganser: "Die Industrielandschaft auf dem Weg zur Kulturlandschaft". Die Medien sind herzlich willkommen.

    Für Rau ist Ganser "Visionär und Pragmatiker"

    Für Johannes Rau ist Karl Ganser ein "Visionär, der pragmatisch denkt und ein Pragmatiker, der das Ganze nicht aus den Augen verliert. Ein Generalist im guten Sinne des Wortes und dabei in so vielen Fragen ein Spezialist des Strukturwandels, den man sich besser nicht denken kann. ... Er ist einer der Architekten des neuen Ruhrgebietes".

    "Mister IBA"

    Als "Werkstatt für die Zukunft alter Industriereviere" hat Ganser die IBA konzipiert. Seit 1989 werden unter seiner Initiative in 120 Projekten auf einem Pla-nungsraum von 800 qkm mit 17 Städten, 2 Kreisen und 2,5 Mio. Einwohnern alte Industrieanlagen für neue Ideen und Verwendungen erschlossen. Zur IBA gehören die Grünflächenplanung für 300 qkm, die Umgestaltung von 350 km offenen Abwasserläufen, 17 neue Technologiezentren, 3000 neue und 3000 denkmalgerecht sanierte Wohnungen.

    Besondere Kennzeichen der Planung

    Die Projekte wurden aus dem Bestand heraus entwickelt, nicht aus einer "Tabula Rasa Mentalität"; Ganser versteht die IBA als Moderatorin, die Verantwortung bleibt bei den Kommunen, Firmen und Initiativen, die schwer geschädigte Landschaft wird durch viele "kleinteilige Maßnahmen" saniert. Dabei setzt er auf offene Verfahren der Politik, nicht zuletzt auf Bürgernähe und die Beteiligung der Betroffenen.

    Aus der Begründung

    In der Begründung für die Verleihung der Ehrendoktorwürde heißt es: "Die Fakultät ehrt einen tatkräftigen Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Politik ... Dank seiner hochschul- und berufspolitischen Initiativen hat die Geographie nachhaltig an gesellschaftlichem Ansehen gewonnen. Die Forschung verdankt ihm grundlegend neue Fragestellungen und Methoden, insbesondere auf dem Gebiet der Humangeographie. ... Mit größter Wirkung hat er seine kommunikative Begabung genutzt, institutionelle Strukturen aufzubrechen und Gespräche über Grenzen hinweg zu beleben. Dies gilt in besonderem Maße für seine national und international hoch geachtete Tätigkeit als Geschäftsführer der IBA Emscher Park."

    Biographisches

    Karl Ganser, 1937 in Mindelheim geboren, studierte Chemie, Biologie und Geographie in München und wurde 1964 promoviert. Von 1964-1967 war er Assistent und Dozent am Geographischen Institut der TH München, auch von Bonn und Düsseldorf aus lehrte er hier weiterhin. Er habilitierte sich 1970. 1967-1971 war er Projektleiter beim Stadtentwicklungsreferat München, 1971-1980 Leiter der Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumkunde in Bonn, 1980-1989 Abteilungsleiter Städtebau des Ministeriums für Landes- und Stadtentwicklung NRW (seit 1985 Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr), seit 1989 ist er Geschäftsführer der IBA.

    Pragmatiker der kleinen Schritte

    Im Vorfeld der Olympiade 1972 war Ganser Projektleiter im Stadtentwicklungsreferat München. Die lähmende Wirkung vorherrschender ideologischer Debatten ließ ihn zum überzeugten "Pragmatiker der kleinen Schritte" werden. Unkonventionell kooperierte er mit damals entstehenden Bürgerinitiativen und Dis-kussionsforen zur Stadt- und Verkehrsplanung. Dabei nahm er vermehrt sozial- und politikwissenschaftliche Aspekte in seine Arbeit auf und machte sich einen Namen als kritischer Planer.

    Innovation durch Modellprogramme

    1971 wird Ganser Chef des Instituts für Landeskunde in Bonn und vereint es mit dem Institut für Raumordnung zur Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung, einem bedeutenden Institut für Raumplanungen, der Schwer-punkt Stadt- und Siedlungsentwicklung kommt 1974 hinzu. In Zusammenarbeit mit anderen öffentlichen Institutionen - eine Initiative Gansers - entstehen Modellprogramme wie "Fahradfreundliche Stadt" und "Flächenhafte Verkehrsberuhigung". Zahlreiche Veröffentlichungen bringen die neuen Fragestellungen und Methoden in die Planungsämter und Hochschulen.

    Pilotprojekte zur Stadterneuerung

    Als erstes korrigiert Ganser die Förderpraxis, als er 1980 Abteilungsleiter Städtebau des Ministeriums für Landes- und Stadtentwicklung NRW wird. Schwerpunkt seiner Konzeption ist die kleinteilige, sozial und ökologisch ausgerichtete Stadterneuerung, innovative Pilotprojekte werden sein zentrales Instrument. Die "Verkehrswende" in NRW kann er nicht einleiten, die Städte haften zu sehr am Konzept der autofreundlichen Stadt, die Bundesbahn entscheidet sich gegen den Netzausbau. Auch nach seinem Wechsel zur IBA hält er engen Kontakt zum Ministerium.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Lothar Dresen, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-3505, Fax. 0234/7094-535; Prof. Dr. Heiner Dürr, Tel. 0234/700-3433


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften, Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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