idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.07.1999 12:53

Wie funktioniert das Immunsystem?

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Internationale Tagung "Evolution of the immune system" vom 23. bis 25. Juli an der Uni Jena mit Cooper u.a.

    Jena. (13.07.99) Dringen fremde Zellen in den Körper ein, schrillen die Alarmglocken: Rasch muß jetzt das Immunsystem reagieren, bevor die "feindliche Armee" - z. B. Parasiten wie Pilze oder Bakterien - immer mehr körpereigene Zellen befallen hat und der Organismus zum Erliegen kommt. Wie diese Immunantwort im Laufe der Stammesgeschichte entstand, ist für die Wissenschaft immer noch ein Rätsel. "Anfangs haben wir wie mit einer Taschenlampe in dieses unbekannte Areal der Evolutionsbiologie hineingeleuchtet", erklärt Thomas Bosch, Professor für Spezielle Zoologie an der Friedrich-Schiller-Universität, "aber inzwischen kennen wir einige Gebiete schon genauer."

    Eine internationale Tagung über die "Evolution des Immunsystems" vom 23. bis 25. Juli in Jena soll nun die bisherigen Erkenntnisse bündeln und aktuelle Forschungsansätze vorstellen. Die rund 60 Teilnehmer an der Veranstaltung, die von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und dem Thüringer Wissenschaftsministerium nachhaltig unterstützt wird, kommen aus Deutschland, Israel, den USA, Frankreich, England, Australien und aus Osteuropa. Unter ihnen befindet sich auch der Begründer der Vergleichenden Immunologie, Edwin L. Cooper aus Los Angeles, der in den nächsten drei Jahren mit Bosch gemeinsame Projekte initiieren will.

    Ein Schlüssel für diese Forschung, die Grundlagenerkenntnisse für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, aber auch für die Krebs- und Transplantationsmedizin gewinnen will, liegt in den Mechanismen der Selbst-/Nichtselbst-Erkennung. "Aus den Arbeiten der Straßburger Gruppe um Jule Hoffmann und der Amerikaner um Charles Janeway wissen wir, daß für die Signalübertragung der angeborenen Immunantwort wie auch für die embryonale Entwicklung der sogenannte ,Toll-Rezeptor' eine wichtige Rolle spielt", erläutert Bosch.

    Dieses Eiweißmolekül sitzt auf der Zelloberfläche und übermittelt Signale an den DNS-Apparat im Inneren: So werden Gene angeschaltet, die für eine Ausdifferenzierung von Zellen beim Embryo sorgen; aber ebenso überträgt der Toll-Rezeptor auch die Alarmsignale an das zelleigene Immun-system, wenn Fremdkörper eindringen. "Ganz erstaunlich ist, daß seine Arbeitsweise bei allen Organismen im Tierreich - vom primitiven Mehrzeller bis zum hochentwickelten Wirbeltier - ziemlich identisch ist", so Bosch, "die Natur geht offenbar sehr ökonomisch vor und benutzt denselben molekularen Bausatz für verschiedene Aufgaben."

    Es ist also naheliegend, daß die Wissenschaftler sich intensiv mit der Evolutionsbiologie befassen, um diesen basalen Immunmechanismus verstehen zu lernen. Bosch selbst forscht mit seinem Team an dem relativ simplen Süßwasserpolypen Hydra, einem Organismus, der stammesgeschichtlich sehr alt ist. "Mit Hydra lassen sich sehr einfach Transplantationsexperimente anstellen", schildert Bosch den Vorzug seines Modelltiers, "wie beim Menschen löst fremdes, transplantiertes Gewebe eine energische Immunreaktion aus." Diesen ,Krieg' zwischen individuellem Organismus und ,Eindringling' studiert Bosch en detail: Der Frage, welche Gene aktiviert werden und welche Faktoren im Verlauf der Immunantwort eine Rolle spielen, geht er u. a. mittels molekulargenetischer Verfahren wie der "Differential Display PCR" (Polymerasekettenreaktion) auf den Grund. "Wir wissen viel, aber genau genommen stehen wir noch ganz am Anfang", bekennt er.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Thomas Bosch
    Tel.: 03641/949160, Fax: 949162
    e-mail: bosch@pan.zoo.uni-jena.de

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Wolfgang Hirsch
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).