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15.07.1999 07:50

Wieder stärkere Konjunktur

Joachim Schmidt Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Die konjunkturelle Delle des Winterhalbjahres ist überwunden: Wir rechnen für 1999 mit einem BIP-Wachstum in Deutschland von 2,1 vH. Im nächsten Jahr kommt es mit 2,7 vH zu einer deut-lichen Erholung. Zur Jahresmitte ist damit unsere Einschätzung der Dynamik weiterhin optimi-stisch. Allerdings mußte eine statistisch bedingte Anpassung nach unten aufgrund der Umstellung auf das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen vorgenommen werden.
    In der ersten Hälfte dieses Jahres stieg das BIP saisonbereinigt - aufs Jahr hochgerechnet - um etwa 2 œ vH; die Außennachfrage belebt sich erwartungsgemäß, zugleich bleibt die Binnennach-frage kräftig. Allerdings lassen sich auf dem Arbeitsmarkt vor dem Hintergrund der Delle kaum Besserungen ausmachen: Die Beschäftigung stagnierte im ersten Halbjahr nahezu, und der Rück-gang der Arbeitslosigkeit schwächte sich ab.
    Für den Prognosezeitraum bleiben die Rahmenbedingungen per saldo günstig; insbesondere hat sich das weltwirtschaftliche Umfeld - wie erwartet - verbessert; der Welthandel expandiert wie-der rascher (1999: 4 œ vH; 2000: rund 7 vH). Nach gesamtwirtschaftlichen Lohnsteigerungen von reichlich 3 vH in diesem Jahr gehen wir davon aus, daß die Lohnpolitik mit Abschlüssen von 2 Ÿ vH im kommenden Jahr wieder auf einen beschäftigungsorientierten Kurs zurückfindet. Die Geldpolitik bleibt vorerst expansiv; die Zinsen werden nur leicht steigen. Die Finanzpolitik stellt nach einer vorübergehenden Lockerung des Konsolidierungskurses die Rückführung des Budget-defizits in den Vordergrund ihrer Bemühungen; zugleich kommt die angekündigte Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Steuer- und Abgabenbelastung kaum voran.
    Angesichts dieser Rahmenbedingungen ist im weiteren Jahresverlauf sowohl für die Außen- als auch für die Binnennachfrage mit einer Verstärkung der Expansion zu rechnen. Dies sowie eine weiterhin günstige Kostenentwicklung lassen eine zügige , wenn auch etwas verhaltenere Investi-tionstätigkeit als bislang erwarten. Auch kommt es mit den steigenden Einkommen bei außeror-dentlich günstigen Finanzierungskonditionen erstmals seit 1995 zu Zuwächsen bei den Bauinve-stitionen. Vornehmlich wird der Aufschwung aber vom durch steuerliche Erleichterungen ange-regten Verbrauch bestimmt, ist also nur bedingt selbsttragend.
    Im Jahr 2000 wird sich der Aufschwung fortsetzen: Die Außennachfrage wird mit der Weltkon-junktur weiter expandieren, die Binnennachfrage bleibt - vor allem aufgrund des starken privaten Verbrauchs und der sich zunehmend erholenden Baukonjunktur - kräftig. Die Nachfrage der öf-fentlichen Hand wird mit der Fortsetzung des Konsolidierungskurses wieder zurückhaltender. Auf dem Arbeitsmarkt ist eine Besserung zu erwarten (Arbeitslosenquote 1999: 10,5 vH; 2000: 9,7 vH); aber auch der Anstieg der Preise ist wieder höher, liegt aber weiter unter der Stabilitäts-marge von 2 vH (1999: 0,7 vH; 2000: 1,7 vH).
    Ungeachtet der beginnenden Entspannung am Arbeitsmarkt ist die Tarifpolitik - nach der diesjäh-rigen Abkehr vom Beschäftigungsziel - mit maßvolleren Abschlüssen wieder an der Förderung der Beschäftigung auszurichten. Die inzwischen expansive Geldpolitik trägt zur Stützung der Konjunktur bei. Ein restriktiverer Kurs wäre nur dann erforderlich, wenn sich mit der anziehen-den Konjunktur in Europa ein Preisanstieg über das derzeit erwartete Maß hinaus abzeichnen sollte. Der Kurs der Finanzpolitik ist auf einen schnelleren Defizitabbau und eine stärkere Sen-kung der Staatsquote als noch im Frühjahr geplant ausgerichtet, was zwar die kurzfristige Ent-wicklung weiterhin belastet, aber den Konsolidierungserfordernissen Rechnung trägt.
    Die Gefahr von Rückschlägen für die Weltkonjunktur mit entsprechenden Auswirkungen für Deutschland scheint mit der fortschreitenden Erholung in den Krisenregionen geringer. Aller-dings hat für die Vereinigten Staaten in den vergangenen Monaten das Risiko einer deutlichen konjunkturellen Abschwächung zugenommen; darüber hinaus droht bei anhaltend starkem Dollar eine Beeinträchtigung der Konjunktur über ein zunehmendes Ungleichgewicht der amerikani-schen Zahlungsbilanz mit Folgen für andere Volkswirtschaften.

    Eckwerte der Prognose für 1999 und 2000
    1998 bis 2000
    Stand: Juni 1999
    1998 1999 2000
    Bruttoinlandsprodukt1, Veränderung in vH 2,3 2,1 2,7
    Erwerbstätige2, in 1 000 35 999 36 200 36 450
    Arbeitslose3, in 1 000 4 279 4 000 3 700
    Arbeitslosenquote4, in vH 11,1 10,5 9,7
    Verbraucherpreise5, Veränderung in vH 1,0 0,7 1,7
    Lohnstückkosten6, Veränderung in vH -0,5 1,1 0,4
    Finanzierungssaldo des Staates, in Mrd. DM -75 -65 -40
    Leistungsbilanzsaldo7, in Mrd. DM -6 -10 -7
    Eigene Berechnungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, der Deutschen Bundesbank und der Bundesan-stalt für Arbeit; 1999 und 2000; eigene Schätzung; Angaben gerundet; Veränderung jeweils gegenüber dem Vorjahr. - 1In Preisen von 1995. - 2Im Inland. - 3Nationale Abgrenzung. - 4Bezogen auf inländische Erwerbspersonen. - 5Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte. - 6Arbeitnehmerentgelt im Inland je Beschäftigten bezo-gen auf das reale Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen. - 7In der Abgrenzung der Zahlungsbilanzstatistik.

    (aus: RWI-Konjunkturberichte 1/1999)

    Ihre Ansprechpartner zu dieser Veröffentlichung: Dr. Elke Schäfer-Jäckel, Tel.: -296
    Joachim Schmidt (Pressestelle), Tel.: -292


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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