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21.07.1999 11:41

»3Liter-PPS®«: Auftragsprozeßmanagement für dezentrale Organisationsstrukturen

Dipl.-Theol. Jörg Walz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

    Die aktuell am Markt verfügbaren PPS-Systeme unterstützen dezentrale Organisationsformen nur unzureichend. Anders das am Fraunhofer IPA entwickelte »3Liter-PPS®-Konzept«. Es besteht aus organisatorischen Maßnahmen sowie systemtechnischer Unterstützung und ist besonders auf die Organisationsstrukturen bei kundenauftragsorientierter Produktion zugeschnitten.

    Vor dem Hintergrund der stetig steigenden Anforderungen einer kundenauftragsorientierten Produktion mit immer kürzeren Lieferzeiten, maximaler Liefertreue und zunehmender Produktvielfalt schlagen viele klein- und mittelständische Unternehmen erfolgreich den Weg zu dezentralen Organisationsstrukturen ein. Wesentliches Prinzip dezentraler Organisationsformen wie z. B. Fraktale, Fertigungsinseln oder Gruppenarbeit ist die Schaffung von selbständigen Organisationseinheiten (OE) mit einem abgeschlossenen Verantwortungsbereich in der Produktion. Stärken dezentraler Organisationsformen sind die organisatorische Flexibilität, der bedarfsgerechte Ressourceneinsatz, kurze Kommunikations- und Entscheidungswege sowie die gemeinsame Zielausrichtung.

    Im Widerspruch hierzu stehen die heute im Einsatz befindlichen Systeme zur Produktionsplanung und -steuerung, die insgesamt zentral und funktionsorientiert strukturiert sind. Die Systeme spiegeln durch einen hohen Detaillierungsgrad der Funktionalität und Grunddaten eine nur selten gegebene Genauigkeit vor. Der Produktionsplan als Ergebnis einer detaillierten Sukzessivplanung ist meist unrealistisch und nicht kongruent zur IST-Situation in der Produktion.

    Unter dem Namen »3Liter-PPS®-Konzept« haben Pit Löllmann und Ulrich Färber gemeinsam mit ihrem Team eine schlanke, auf dezentrale Organisationsformen abgestimmte PPS-Lösung entwickelt. Zielgruppe sind vor allem Klein- und mittelständische Unternehmen mit kundenauftragsorientierter Produktion (Kleinserien-, Variantenfertiger), die ihre zentralen PPS-Systeme und Organisation neu definieren wollen oder dies bereits getan haben. Das »3Liter-PPS®-Konzept« ist ein Produkt aus organisatorischen Maßnahmen und dem »3Liter-PPS®-Planungsmodul«, das die Kernaufgaben der Produktionsplanung und -steuerung abdeckt. Im Vordergrund steht die Abkehr von einer komplexen Planungsmethodik hin zu einfachen, flexiblen Verfahren und Werkzeugen der Produktionsplanung und -steuerung.

    Dezentrale Organisationsformen zeichnen sich durch eine weitgehend autonome Abarbeitung kompletter Prozeßfolgen - sogenannte Produktkomponenten (PK) aus. An dieser Stelle setzt das »3Liter-PPS®-Konzept« auf. Anstatt bis auf die Stufe von Einzelteilen zu planen, wird der Planungsprozeß bewußt auf der Stufe von PK's abgebrochen. Durch die Zusammenfassung ganzer Arbeitsgangfolgen zu PK's sowie eine Einteilung der PK's mit ähnlichem Kapazitätsbedarf in Produktkomponenten-Klassen werden die erforderlichen Planungsdaten sowie der Aufwand für Datenpflege auf ein Minimum reduziert.

    Die übergeordnete Grobplanung für die jeweiligen Produktkomponenten der OE's erfolgt bezüglich der Kapazitätsbedarfsermittlung, der Terminierung und des Kapazitätsabgleiches. Die Auftragsterminierung im »3Liter-PPS®-Planungsmodul« erfolgt in festen Zeitrastern für die Organisationseinheiten. Die Feinplanung und -steuerung jedes Teilprozesses erfolgt innerhalb der Zeitraster weitgehend autonom in den OE's. Durch die Feinplanung vor Ort kann die aktuelle Situation in der Produktion bei planerischen Entscheidungen flexibler und schneller berücksichtigt werden, als wenn diese fernab fallen.

    Ein weiteres Merkmal ist die direkte Kopplung des Vertriebs mit der Produktion über die Auftragsgrobplanung und somit die Möglichkeit, reelle kurzfristige Terminaussagen unter Berücksichtigung vorhandener Kapazitäten zu geben. Über eine Ampelfunktion erhält der Vertrieb vom System eine Bewertung der Auslastung - Grün für »O.K.«, Gelb für »kritisch«, Rot für »nicht möglich« - bei Einplanung zum eingegebenen Liefertermin. Zusätzlich zu der Ampelfunktion werden Engpässe in der Produktion visualisiert.

    In der Fraktalübersicht, einer weiteren Anwendung des »3Liter-PPS®-Planungsmoduls«, sind die eingeplanten Produktionsaufträge über dem Zeitraster sowie die Kapazitätsauslastung und -grenzen der einzelnen OE's angezeigt. Der Anwender erhält Informationen über Kunde, Produkt und Liefertermin zu eingeplanten Kundenaufträgen. Darüber hinaus kann er erkennen, welche Organisationseinheit welchen Teilauftrag bis zu welchem Termin liefern muß.

    Das »3Liter-PPS®-Konzept« wird derzeit mit zwei mittelständischen Unternehmen umgesetzt. Im Wettbewerb um den diesjährigen Fraunhofer IPA Innovationspreis haben Pit Löllmann und Ulrich Färber mit ihrem Produktionsplanungs- und Steuerungskonzept den zweiten Platz belegt. Die Preisverleihung fand am 30. Juni statt.

    Ihre Ansprechpartner für weitere Informationen:
    Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung
    Dipl.-Ing. Pit Löllmann, Telefon 0711/970-1925, Telefax 0711/970-1927, e-mail pl@ipa.fhg.de
    Dipl.-Ing. Ulrich Färber, Telefon 0711/970-1959, Telefax 0711/970-1927, e-mail ulf@ipa.fhg.de

    Fraunhofer IPA Innovationspreis 1999

    »Innovationen sind erst dann erfolgreich, wenn sie schon in der konzeptionellen Phase Praxisbezug und eine gewisse Marktnähe aufweisen. Nur dann ist gewährleistet, daß Innovationsaktivitäten nicht in die falsche Richtung oder in eine Sackgasse laufen«, betonen die Institutsleiter des Fraunhofer IPA, Prof. Engelbert Westkämper und Prof. Rolf Dieter Schraft. Um dem Kriterium Praxisnähe noch stärkeres Gewicht zu verleihen, als sie es für ein industrienahes Institut für angewandte Forschung ohnehin schon hat, beurteilten dieses Jahr erstmals drei externe Juroren die vorgestellten Entwicklungen für den Fraunhofer IPA »Innovationspreis 1999«. Neben Prof. Peter Scharf von der Universität Siegen, der bereits in den letzten Jahren der Jury angehörte, stellten sich Dr. Albrecht Köhler von DaimlerChrysler Aerospace und Dr. Berend Oberdorfer von der Deutschen Bank zur Verfügung

    Folgende drei Innovationen wurden ausgezeichnet:

    1. Preis: Teambasierte interaktive Planungsumgebung
    (»Planungstisch«)
    von Torsten Aschekowski, Ralf von Briel und Kilian Grefen

    2. Preis: Planung und Steuerung dezentraler Produktionsstrukturen mit dem 3Liter-PPS®-Konzept
    von Pit Löllmann und Ulrich Färber

    3. Preis: Ein modulares Baukastensystem für autonome
    Kletterroboter (»Animated Ads«)
    von Gernot Schmierer

    Der Preis wird seit 1993 jährlich vergeben. Alle wissenschaftlichen Mitarbeiter des Fraunhofer IPA und seines Schwesterinstituts an der Universität Stuttgart, des Instituts für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF), können sich mit aktuellen Forschungsarbeiten um den Preis bewerben. Drei externe Gutachter, die drei Fraunhofer IPA Bereichsleiter sowie je ein unabhängiger Abteilungsleiter aus jedem Bereich beurteilen die eingereichten Arbeiten unter anderem nach den Kriterien »Kundennutzen«, »Kreativität des Lösungsansatzes« und methodisch-wissenschaftliche Vorgehensweise bei der Problemlösung.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Maschinenbau, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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