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21.07.1999 12:39

IWH-Wirtschaft im Wandel 9-10/1999

Ingrid Dede Bereich Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Wirtschaftsforschung Halle

    Der volltext mit Abbildungen und Tabellen zu den einzelnen Beiträgen steht im Internet unter http://www.iwh.uni-halle.de

    Entwicklung des Personals der neuen Länder zwischen 1996 und 1998

    Die Regierungen der neuen Länder stehen angesichts steigender Haushaltsdefizite unter Druck, ihren Personalbestand zu reduzieren. Diese Forderung wird insbesondere von Seiten der alten Länder gestellt, die vergleichsweise weniger Personal beschäftigen und in den letzten Jahren ihren Personalbestand weiter reduzieren konnten. Dem westdeutschen Niveau mit etwa 28 Beschäftigten hat sich inzwischen das Land Brandenburg am stärksten angenähert, ebenso hat der Freistaat Sachsen seit 1996 die Zahl seiner Landesbeschäftigten auf 29 reduzieren können (Werte jeweils pro 1.000 Einwohner). Den größten Abbau zwischen 1996 und 1998 hat der Freistaat Thüringen vollzogen, allerdings vom absolut höchsten Niveau aus, so daß er aktuell immer noch 32 Personen pro 1.000 Einwohner beschäftigt.
    Relativ geringe Erfolge beim Personalabbau haben bisher die Länder Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt erzielt, wobei Sachsen-Anhalt mit 33 Beschäftigten derzeit den Spitzenwert einnimmt. Bezieht man die Beschäftigtenzahl auf die jeweilige Landesbevölkerung, hat das zur Folge, daß auch die Bevölkerungsentwicklung die abgebildeten Werte beeinflußt. So hat in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern das Länderpersonal von 1996 auf 1997 zwar abgenommen, aber anteilig noch stärker ist im gleichen Zeitraum die Bevölkerung durch Abwanderungs- und Sterbefallüberschüsse geschrumpft.
    Auch die Gemeinden der neuen Länder konnten ihren Bestand an Beschäftigten seit 1996 verringern. Während beim Länderpersonal im Durchschnitt 28 Beschäftigten in den alten 31 Beschäftigte in den neuen Ländern gegenüberstehen, ist im Kommunalbereich der Abstand zum westdeutschen Niveau von 18 Beschäftigten noch größer: Die ostdeutschen Kommunen beschäftigen im Durchschnitt 25 Personen pro 1.000 Einwohner.
    Peter Franz (pfr@iwh.uni-halle.de)

    Branchenskizze: Ostdeutsche Kraftfahrzeugproduktion

    In Ostdeutschland gehört die Kraftfahrzeugproduktion (Kraftwagen- und -teileproduktion) zu den Industriebranchen mit der größten Wachstumsdynamik nach der Wende. Die frühzeitige Privatisierung, der Zufluß von Kapital und Know-how durch westdeutsche und ausländische Investoren sowie die seit 1994 wieder gestiegene Nachfrage nach Automobilen bewirkten, daß die Umstrukturierung in dieser Branche relativ gut vorangekommen ist.
    Die Voraussetzungen für den Start in die Marktwirtschaft waren auch für die Betriebe des Kraftfahrzeugbaus alles andere als rosig; überwiegend veraltete Produkte bestimmten das Erzeugnisprogramm, der Kapitalstock war in weiten Teilen unmodern und verschlissen, die Fertigungstiefe sowie der Personalbestand waren sehr hoch. Die unmittelbare Folge der Marktöffnung waren tiefe Produktionseinschnitte und das gänzliche Auslaufen nicht mehr nachgefragter Produkte wie der Pkw-Modelle "Trabant" und "Wartburg". Die Umstrukturierung und der Neuaufbau der Kraftfahrzeugproduktion kamen insbesondere durch die frühzeitige Zusammenarbeit mit großen Automobilherstellern in Gang. Dabei konnte teilweise auf Geschäftsbeziehungen aufgebaut werden, die bereits zu DDR-Zeiten existierten (z. B. mit der Volkswagen AG). Für den weiteren Fortgang waren vor allem die Entscheidungen zum Bau neuer Autowerke in Mosel bei Zwickau und in Eisenach maßgeblich - Regionen mit einer langjährigen Tradition im Automobilbau, in denen u. a. fachlich gut ausgebildete Arbeitskräfte vorhanden waren.
    Von 1991 bis 1998 wurden - nach Daten des ifo Institutes - insgesamt 7,0 bis 7,5 Mrd. DM in die Restrukturierung und den Neuaufbau der ost-deutschen Kraftfahrzeugproduktion investiert; davon rund 3,5 Mrd. DM in die neuen Werke in Mosel und Chemnitz (Motorenfertigung) und etwa 1,4 Mrd. DM in das neue Werk in Eisenach. Ostdeutschland ist dadurch heute einer der modernsten Standorte der Pkw-Produktion in Europa.
    Durch die kräftige Investitionstätigkeit, Einführung moderner Produktionskonzepte u. a. hat sich die Produktion der ostdeutschen Kraftfahrzeugindustrie um etwa das 5,4 fache im Zeitraum von 1991 bis 1998 erhöht. Ein noch höheres Produktionswachstum erreichten lediglich die Hersteller von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen. Der Umsatz (ohne Umsatzsteuer) stieg 1998 auf rund 14 Mrd. und lag damit bei knapp einem Zehntel des gesamten Umsatzes der ostdeutschen Industrie. Gegenüber 1997 wurde ein Umsatzsprung um etwa die Hälfte realisiert; er resultierte vor allem aus der Inbetriebnahme neuer Fertigungseinheiten (Lackiererei, Fahrzeugendmontagelinien) im VW-Werk in Mosel. Dort wurde die Pkw-Produktion von 110.000 Stück (1997) auf 260.000 Stück (1998) gesteigert. 1998 wurden in Ostdeutschland insgesamt 435.000 Pkw produziert, das waren 8,1 vH der Inlandsproduktion der deutschen Hersteller.
    Über 40 vH des Umsatzes der Kraftwagenproduktion, bei Kraftwagen und Kraftwagenmotoren sogar 58 vH, wurden im Ausland realisiert. Damit ist die Kraftfahrzeugindustrie - wie in Westdeutschland - die exportintensivste Branche in Ostdeutschland geworden. Mehr als ein Fünftel der Exporte der ostdeutschen Industrie im Jahr 1998 stammten aus dieser Branche, was freilich auch unter dem Aspekt der noch schwach entwickelten Exportkraft der Unternehmen vieler Zweige des Verarbeitenden Gewerbes zu sehen ist.
    Der kräftige Anstieg der Automobilproduktion hat 1998 zu einer deutlichen Ausweitung der Beschäftigung geführt. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich gegenüber 1997 um nahezu ein Fünftel auf rund 28.000; unter Einbeziehung der Kleinbetriebe bis 19 Beschäftigte auf ca. 29.300. Der Anteil der in dieser Branche Tätigen am Verarbeitenden Gewerbe (rund 5 vH) ist damit höher als zu DDR-Zeiten (ca. 4 vH). Allerdings bestehen erhebliche Größenunterschiede gegenüber Westdeutschland. Während im Osten 19 Personen je 10.000 Einwohner 1998 in der Kraftfahrzeugproduktion tätig waren, waren es im Westen 107, also fast sechsmal soviel.
    In der Produktivität und Rentabilität lassen sich für die Unternehmen der gesamten Branche bis 1996 - nur bis dahin stehen amtliche Daten zur Verfügung - noch deutliche Rückstände gegenüber Westdeutschland ausmachen. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren (hohe Produktionszuwächse, moderater Lohnkostenanstieg) dürfte sich jedoch die Situation inzwischen deutlich verbessert haben, zumal die Unternehmen, die Kraftwagen und Kraftwagenmotore herstellen, bereits 1996 eine höhere Produktivität und bessere Ertragslage aufwiesen als die in Westdeutschland.
    Siegfried Beer (sbr@iwh.uni-halle.de)

    Frühsommerliches Hoch am ostdeutschen Bau

    Die Lage im ostdeutschen Baugewerbe hat sich laut Umfrage des IWH im Monat Juni deutlich verbessert. Damit setzt sich die seit Frühjahr zu beobachtende Aufwärtsbewegung fort, sogar kräftiger als im zurückliegenden Jahr. Das steht im Einklang mit den jüngsten Daten zum Auftragseingang. In saisonbereinigter Betrachtung legte die Ordertätigkeit im April mit 15 vH gegenüber dem Vormonat erstmals in diesem Jahr wieder zu. Neben dem öffentlichen Bau haben dazu auch Nach-frageimpulse vom bisher äußerst schwachen Wohnungs sowie gewerblichen Hochbau beigetragen. Vor diesem Hintergrund haben die regelmäßig vom IWH befragten Unternehmen einen Stimmungsauf-schwung im Hoch- und Ausbau gemeldet, so daß die positiven Urteile zur Geschäftslage nun wieder eindeutig dominieren und sogar die Vorjahreswerte übersteigen. Im Tiefbaubereich halten sich dagegen die Optimisten und Pessimisten trotz Verbesserung gegenüber dem Vorjahr noch die Waage. Im Baugewerbe insge-samt überwiegen per saldo die positiven Urteile. Bei 44 vH der Unternehmen laufen die Geschäfte eher gut und bei 15 vH sogar ausgesprochen gut. Negativ bewerten 42 vH der Bauunternehmen ihre aktuelle Lage. Ein nahezu vergleichbares Bild liefern die Geschäftserwartungen bis zum Herbst dieses Jahres. Drei von fünf der Unternehmen gehen von eher günstigen Aussichten aus.
    Das konjunkturelle Gesamtbild deutet darauf hin, daß sich im ostdeutschen Baugewerbe langsam Entspannungstendenzen durchzusetzen beginnen, wenn auch die Einschätzung ihrer Stärke zur Zeit noch schwierig ist. Zum einen signalisieren die seit April wieder steigenden Auftragseingänge im Wohnungsbau und die Verbesserung der IWH-Indikatoren im Hoch- und Ausbau, daß die Einführung der Investitionszulage für die Modernisierung und Sanierung im Wohnungsbestand sowie für den innerstädtischen Lückenneubau wohl zu greifen beginnt. Zugleich stützt der öffentliche Bau die Baukonjunktur in Ostdeutschland. Zum anderen bergen die auf Einzelprojekte zurückzuführenden Nachfrageimpulse im öffentlichen und gewerblichen Bau gewisse Zweifel hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Besserung in sich. Selbst bei einer starken Wachstumsbeschleunigung des Bruttoinlandprodukts in Ostdeutschland würden die zwischenzeitlich aufgebauten Überhänge an gewerblichen Bauten, aber auch in ausgewählten Segmenten des Mietwohnungsbaus nur allmählich abgebaut. So bleiben die Auftragseingänge für den Zeitraum Januar bis April immer noch um real 3,6 vH unter dem Vorjahreswert. Das ostdeutsche Baugewerbe wird auch mittelfristig unter dem Druck der Anpassung seiner Kapazitäten an die rückläufige Nachfrage bleiben. Allerdings schwächt sich der Druck aufgrund einer deutlichen Tempoverringerung des Nachfragerückgangs ab.
    Brigitte Loose (blo@iwh.uni-halle.de)


    Weitere Informationen:

    http://www.iwh.uni-halle.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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