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27.07.1999 08:13

Millionenförderung: Forschung an Kaninchen, Ratten, Termiten

Jürgen Abel M. A. Pressestelle
Universität Bayreuth

    Überaus erfolgreich haben Bayreuther Tierphysiologen in letzter Zeit Mittel in Millionenhöhe für Forschung an Kaninchen, Ratten und Terminen eingeworben.

    Tierphysiologen warben überaus erfolgreich Drittmittel ein
    MILLIONENFÖRDERUNG FÜR FORSCHUNG
    KANINCHEN, RATTEN, TERMITEN
    Zwei Projekte die einzigen zoologischen in biomedizinischen Schwerpunkt

    Bayreuth (UBT). Überaus erfolgreich haben Bayreuther Tierphysiologen in letzter Zeit Mittel in
    Millionenhöhe für Forschung an Kaninchen, Ratten und Terminen eingeworben. Sowohl die Deutsche
    Forschungsgemeinschaft (DFG) als auch die Volkswagenstiftung (Hannover) bewilligten die Finanzierung
    mehrerer Forschungsprojekte mit einer Förderungssumme von insgesamt über 1.1 Millionen DM. DFG und
    Volkswagenstiftung sind die zwei bedeutendsten deutschen Organisationen zur Förderung der
    Grundlagenforschung..

    Das evolutionsbiologische Projekt von Prof. Dietrich von Holst im DFG-Schwerpunktprogramm
    "Genetische Analyse von Sozialsystemen" untersucht die Beziehung zwischen sozialem Rang und
    Fortpflanzung an einer auf dem Campus der Universität gehaltenen Population von Wildkaninchen. Die
    Tiere leben jeweils in Gruppen von mehreren Männchen und Weibchen. Innerhalb dieser Gruppen bilden
    Männchen und Weibchen durch zum Teil heftige Kämpfe Rangordnungen aus. Daraus ergibt sich die Frage:
    Warum kämpfen die Tiere um hohe Ränge, obwohl dies große Verletzungsgefahr und andere Risiken mit
    sich bringt?

    In der Evolution kann sich ein derartiges im Tierreich weit verbreitetes Verhalten nur entwickeln, wenn die
    mit dem hohen Rang verbundenen Risiken durch einen entsprechenden Nutzen aufgewogen werden. Nutzen
    bedeutet in der Biologie letztendlich, daß die Anzahl der Nachkommen überlegener Tiere höher ist als die
    nicht erfolgreicher unterlegener.

    Zur Beantwortung dieser Frage werden die sozialen Ränge aller Tiere durch tägliche Beobachtungen erfaßt
    und die Zahl ihrer Nachkommen u.a. mit molekulargenetischen Methoden (genetische Fingerabdrücke)
    bestimmt. Die Untersuchungen umfassen das gesamte Leben der Tiere, so daß erstmals überhaupt bei
    Säugetieren Aussagen über die Beziehungen zwischen dem Verhalten von Individuen, ihren sozialen
    Positionen im Laufe des Lebens und ihrem Lebenszeit-Fortpflanzungserfolg möglich sein werden.
    Ergänzend bewilligte die DFG Prof. von Holst Mittel zur Durchführung umfangreicher hormoneller,
    klinisch-chemischer und sonstigen Untersuchungen, durch die die energetischen Kosten der
    unterschiedlichen Rangposition der Wildkaninchen bestimmt werden sollen. Wieviel Energie benötigt z.B.
    ein Tier, um eine dominante Rangposition zu erringen und zu erhalten und wie wirkt sich dies auf seine
    Gesundheit und Lebenserwartung aus?

    In einem anderen, von Dr. Manfred Kaib geleiteten Projekt, das ebenfalls im DFG-Schwerpunktprogramm
    "Genetische Analyse von Sozialsystemen" angesiedelt ist, stehen soziobiologische und
    populationsbiologische Untersuchungen an Termiten im Vordergrund. Termiten sind ähnlich den
    Honigbienen staatenbildende Insekten mit z.T. mehreren Millionen Individuen in einer Kolonie. Sie besitzen
    in tropischen und subtropischen Gebieten einerseits eine große ökologische Bedeutung, da sie Holz und
    trockenes Gras fressen und so u.a. zur Humusbildung beitragen. Zum anderen haben sie eine erhebliche
    ökonomische Bedeutung durch den Schaden, den sie an verbautem Holz ausüben. Zudem sind sie wichtige
    Nahrungskonkurrenten zum Wild und zu landwirtschaftlichen Nutztieren: In den wildreichen Savannen
    Ostafrikas vertilgen z.B. Termiten mehr Gras als alle großen Säugetiere zusammen.

    Mit den Forschungen soll geklärt werden, warum bestimmte Termitenarten in manchen Gebieten fast
    unvorstellbare Populationsdichten erreichen, während sie in anderen Bereichen nahezu vollständig fehlen.
    Man erhofft sich durch entsprechende Erkenntnisse Möglichkeiten zu ihrer Kontrolle zu erarbeiten. Hierzu
    sind neben molekulargenetischen Untersuchungen im Bayreuther Labor intensive Freilandarbeiten nötig, die
    in enger Zusammenarbeit mit der Kenianischen Nationalparkbehörde und dem Kenianischen
    Nationalmuseum geschehen.

    Im Rahmen eines ihrer wichtigsten Ziele, zukunftsträchtige Forschungsgebiete zu etablieren, hat die
    Volkswagenstiftung den biomedizinischen Schwerpunkt "Neuroimmunologie, Verhalten und Befinden"
    gegründet. Als einzige zoologische Projekte werden hier zwei Bayreuther Forschungsvorhaben unterstützt.
    In dem Projekt von Prof. von Holst wird die Beeinflussung des Immunsystems durch Artgenossen sowie
    seine Bedeutung für die Populationsregulation von Wildkaninchen untersucht.

    Unter natürlichen Bedingungen sterben Wildkaninchen überwiegend an Erkrankungen, die sich meist auf
    einen schlechten Immunzustand der Individuen zurückführen lassen. Im Rahmen dieses Projektes wird
    daher der immunologische Zustand der Tiere regelmäßig durch Erfassung der unterschiedlichsten
    immunologischen Meßgrößen von ihrer Geburt bis zu ihrem Tod erfaßt und mit der Lebensgeschichte der
    Tiere verglichen. Diese Untersuchungen geben so Informationen, wie sich der jeweilige soziale Rang eines
    Tieres auf seinen Immunzustand und somit auch auf seine Krankheitsanfälligkeit auswirkt, wie der
    mütterliche Immunzustand den Schutz der Jungtiere vor Erkrankungen beeinflußt sowie letztlich, wie eine
    soziale Instabilität z.B. durch hohe Populationsdichte oder der Verlust einer hohen Rangposition innerhalb
    weniger Tage zum Tod der Tiere führen kann.

    In dem biomedizinischen Projekt von Dr. Volker Stefanski sollen die Beziehungen zwischen
    psychosozialem Streß, immunologischen Veränderungen sowie der Entstehung und dem Verlauf von
    Krankheiten aufgezeigt werden. Durch detaillierte Verhaltensbeobachtungen an Rattengruppen und die
    Ermittlung hormoneller Reaktionen werden Rückschlüsse auf die soziale Belastung einzelner Individuen im
    Sozialverband gezogen. Dabei wird u.a. untersucht, inwieweit sich soziale Belastungen auf die Apoptose
    (programmierter Zelltod) von Immunzellen sowie die Ausbreitung von Tumorzellen (Metastasierung)
    auswirken. Daneben werden immunologische Regulationsprozesse erforscht, deren Kenntnis nicht zuletzt
    auch für die Entwicklung von Therapien bei psychogenen Erkrankungen beim Menschen von Bedeutung
    sind.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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