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Wissenschaft
Wer am Mittwoch, 11. August, die Sonnenfinsternis beobachten will, muss seine Augen schützen. Besonders Kinder sind bei einem ungeschützten Blick in die sich verdunkelnde Sonne gefährdet.
Darauf haben Ärzte von der Augenklinik der Universität Würzburg Ende Juli bei einem öffentlichen Informationsabend vor über 100 Zuhörern hingewiesen. Dieser Abend habe gezeigt, dass die Bevölkerung wenige Tage vor der Finsternis immer noch unzureichend über die Gefahren bei der Sonnenbeobachtung informiert sei, heißt es in einer Mitteilung aus der Klinik.
Dass durch einen Blick in die Sonne das Augenlicht beeinträchtigt werden oder sogar für immer verloren gehen kann, ist seit dem Altertum bekannt. Schon Sokrates wies auf diese Gefahr hin. Dennoch tragen bei jeder Sonnenfinsternis regelmäßig Hunderte von Menschen bleibende Netzhautschäden davon: Bei der Sonnenfinsternis des Jahres 1912 wurden in Deutschland mehr als 3.000 Geschädigte registriert. Dr. Wolfgang Schrader, Oberarzt an der Augenklinik: "Nur in der Hälfte aller Fälle erholt sich die Sehfähigkeit innerhalb von sechs Monaten wieder auf 100 Prozent - die restlichen Patienten müssen für immer mit einer eingeschränkten Sehkraft leben." In etwa zehn Prozent der Fälle bleibe sogar eine hochgradige Sehbehinderung zurück.
Kinder seien aus zwei Gründen besonders gefährdet: Zum einen sind sie sich der Gefahr nicht bewusst, zum anderen sind sie den gefährlichen kurzwelligen Anteilen des Sonnenlichtes viel stärker ausgesetzt als Erwachsene. Das liegt daran, dass die Augenlinse von Kindern diese gefährlichen Lichtanteile in weit geringerem Maße wegfiltert. Hinzu kommt, dass die im Fachhandel erhältlichen, in Pappe gefassten Folienbrillen, die nur noch 0,001 Prozent des Sonnenlichtes durchlassen, bei Kindern unter acht Jahren laut Dr. Schrader nur schlecht passen. Deshalb würden diese Spezialbrillen Kindern keinen sicheren Schutz beim Blick in die Sonne bieten.
Dr. Schrader hat mit seinem Kollegen Dr. Rudolf Horn aus Lahr bereits vor Monaten eine bundesweite Aufklärungskampagne gestartet. Die Mediziner machen auf die bleibenden Netzhautschäden aufmerksam, die der ungeschützte Blick in die Sonne nach sich ziehen kann: "Weil diese Schäden nicht behandelbar sind, muss bei der Beobachtung der Sonnenfinsternis unbedingt auf Sicherheit geachtet werden", warnt Dr. Schrader.
Sicherheit sei am besten durch eine indirekte Beobachtungsmethode gewährleistet, bei der das Bild der Sonne durch eine Lochblende projiziert wird: Dazu sticht man mit einer Nadel ein kleines, kreisrundes Loch in einen Karton und bildet dadurch die Sonne auf einen zweiten, weißen Karton ab, der sich in mindestens einem Meter Abstand vom ersten befinden soll. So kann man auf dem weißen Karton beobachten, wie sich der Mond nach und nach vor die Sonne schiebt, und muss nicht direkt in die Strahlen blicken. Gleichermaßen für Erwachsene wie für Kinder unsichere Filter seien dagegen mehrere Sonnenbrillen übereinander aufgesetzt, Gletscherbrillen, berußte Glasscheiben, CDs, CD-ROMs, Floppy Disks oder belichtete Farb- bzw. Schwarzweißfilme, weil sie zuviel Strahlung durchlassen.
Verschiedentlich wurden Sonnensichtbrillen für Kinder bzw. "Riesen-Sonnensichtbrillen" aus metallbeschichteten Rettungsfolien gebastelt. Dr. Schrader weist darauf hin, dass solche Filter nicht gewährleisten würden, das Sonnenlicht tatsächlich um den Faktor eins zu 100.000 abzuschwächen. Mehrere Veröffentlichungen, unter anderem von der NASA, hätten schon bei früheren Sonnenfinsternissen auf die Gefährlichkeit solcher selbst gebastelter Filter hingewiesen.
Die sicherste Methode, Netzhautschäden bei Kindern zu verhüten, wurde im vergangenen Jahr in Südamerika praktiziert: Dort fiel die Schule aus und die Kleinen wurden angehalten, sich unter den Betten zu verstecken, damit "die schwarze Sonne sie nicht hole", sagt Dr. Schrader. Doch unter Beachtung der genannten Vorsichtsmaßnahmen und unter strenger Aufsicht müsse man Kindern das Erlebnis der Sonnenfinsternis nicht vorenthalten.
Weitere Informationen: Dr. Wolfgang Schrader, T (0931) 201-5605 oder 201-5610 (Sekretariat), Fax (0931) 201-2245, E-Mail:
w.schrader@augenklinik.uni-wuerzburg.de
http://www.ukl.uni-freiburg.de/aug/mitteil/sofi/index.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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