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Wissenschaft
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Sperrfrist: 19.08.99, 00 Uhr
Klimaschwankungen in der letzten Eiszeit
Neue unabhängige Altersdatierung
GFZ Potsdam, 19. 08. 99 - Die letzte Eiszeit war keineswegs eine einheitliche Kaltphase, sondern hatte
zahlreiche kurzfristige Klimaschwankungen. Dies stellte eine Forschergruppe aus Grossbritannien, Irland
und Deutschland bei der Untersuchung von Klimaveränderungen in den letzten Hunderttausend Jahren
fest. Waren solche Schwankungen bislang nur aus marinen Sedimenten und Eiskernen von Grönland
bekannt, so konnten sie nun auch für das europäische Festland nachgewiesen werden.
Die letzte Eiszeit begann vor etwa 71.000 Jahren und endete vor 15.000 Jahren. Diese Glazial-Phase zeigt
einen ständigen Wechsel zwischen kälteren und wärmeren Abschnitten, wenn auch auf einem
Temperaturniveau, das beträchtlich unter dem heutigen Durchschnitt liegt. Wie das Wissenschaftsmagazin
"Nature" (Vol. 400, Nr. 6746, p 740-743) in seiner Ausgabe vom 19. August dieses Jahres berichtet,
unter-suchten die Wissenschaftler Bohrkerne, die vom GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) aus dem
Vulkankratersee Lago Grande di Monticchio in Süditalien gezogen wurden.
Das Neue an diesem Klimaarchiv ist, dass es eine eigene unabhängige Zeitskala aufweist. Üblicherweise
werden Altersbestimmungen in den Geowissenschaften über Isotopendatie-rungen vorgenommen, berühmt
ist hier die Radiokohlenstoffmethode mithilfe des Isotops 14C. Die Bohrkerne aus den Seen erloschener
Vulkane hingegen weisen eine sehr feine Schichtung auf, die unter anderem aus abgelagerten Algenblüten
besteht. Vergleichbar den Jahresringen von Bäumen, kann diese Jahresschichtung zur Altersbestimmung in
Kalenderjahren genutzt werden.Zwischen diesen Jahreslagen (Warven) befinden sich zusätzlich
Sedimentschichten aus vulkanischer Asche, die bei Ausbrüchen hochexplosiver italienischer Vulkane in die
Maarseen rieselten. Diese Aschelagen sind wiederum mit anderen radiometrischen
Altersbestimmungsmethoden (etwa mithilfe des Argon-Isotopen-verhätnisses 40Ar/39Ar) datierbar und
ergeben damit eine zweite, unabhängige Zeitskala. Zusätzlich erlau-ben sie eine Korrelation mit marinen
Proben, da die Haupt-Aschelagen auch in den Bohrker-nen aus Meeressedimenten zu finden sind.
Die Klimaforscher wandten ihre Kalenderjahr-Zeitskala auf die üblichen Pollen- und geochemischen
Analysen aus Monticchio an und konnten damit einen interessanten Wechsel der Bodenbewuchses
während dieser Zeit feststellen.
Neben den kurzfristigen Klimaveränderungen der letzten Eiszeit ergab sich, dass im Zeitraum vor dem
Einsetzen der eigentlichen Kaltphase, also vor 75.000 bis 100.000 Jahren, sehr starke
Klimaschwankungen stattfanden, die sich in einem Wechsel der Vegetation zwischen Waldbewuchs und
Kältesteppe ausdrückten. Diese Klimavariationen korrelieren sehr gut mit maritimen Bohrkernen aus dem
Ionischen Meer am Stiefelabsatz der Apennin-Halbinsel. Allerdings zeigen die Bohrkerne aus dem
Maarsee eine höhere zeitliche Auflösung und auch eine höhere Variabilität als etwa die Eisbohrkerne aus
Grönland und erlauben damit eine prinzipiell exaktere Analyse - bei der Rekonstruktion der
paläoklimatischen Verhältnisse auf der Nordhalbkugel ein wichtiger Faktor.
ENDE DER MITTEILUNG, 392 Worte incl. Titeln
GEOFORSCHUNGSZENTRUM POTSDAM (GFZ)
Nachdruck, auch auszugsweise, frei. Belegexemplar erbeten an:
GeoForschungsZentrum, Öffentlichkeitsarbeit, Telegrafenberg, D- 14473 Potsdam
Telefon 0331 - 288 - 1040, Fax: 0331 - 288 - 1044, e-mail: ossing@gfz-potsdam.de
Ansprechpartner: Franz J. Ossing
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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