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20.08.1999 12:16

Wettbewerb und Umweltschutz in der Elektrizitätswirtschaft - eine regionale Bestandsaufnahme

Joachim Schmidt Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Mit kaum erwarteter Härte ist in der Elektrizitätswirtschaft der Kampf um die Privatkunden ausgebrochen. Wenn nicht täglich, so doch wöchentlich werden Haushalte und Gewerbetreibende von neuen Preisangeboten überrascht, die im Vergleich zu den bisher gültigen Abnahmebedingungen Preissenkungen in beachtlicher Größenordnung versprechen. Die Liberalisierung des Strommarktes zeigt Wirkung. Gleichzeitig werden Befürchtungen laut, die Elektrizitätswirtschaft stehe am Beginn eines ruinösen Preiswettbewerbs, der zu massiven Konzentrationen, dem Ausscheiden vieler Versorgungsunternehmen aus dem Markt und dem Überleben weniger Großkonzerne führe, während ökologische Ziele wie der weitere Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung oder die intensivere Nutzung regenerativer Energiequellen auf der Strecke blieben.
    Auch wenn angesichts der Dynamik dieses Prozesses die zukünftige Entwicklung kaum exakt vorherzusagen ist, so erscheint es doch sinnvoll und notwendig, die treibenden Kräfte in diesem Prozeß - die Unterschiede in den Stromerzeugungskosten - zu identifizieren und mögliche Konfliktpotentiale frühzeitig aufzudecken. Dazu hat das RWI die Kosten in den Regionen Deutschlands für den Zeitraum von 1991 bis 1997 untersucht.
    Daraus wird deutlich, daß der gegenwärtige Preisverfall zum Teil Reflex der gesunkenen Erzeugungskosten ist: Seit Anfang der neunziger Jahre sind die Erzeugungskosten insgesamt um etwa 4 Mrd. DM bzw. 1,3 Pf/kWh gesunken. Mehr als 75 vH dieses Rückgangs erfolgte erst in den letzten beiden Jahren und ist vor allem auf den Rückgang der Preise auf den Weltenergiemärkten und die Neuregelung zur Verstromung heimischer Steinkohle zurückzuführen. Darüber hinaus streuen die Erzeugungskosten in den einzelnen Bundesländern je nach Ausstattung mit Ressourcen, regionaler Wirtschaftsstruktur und landespolitischen Entscheidungen erheblich: Während in Hessen Strom für durchschnittlich 4,8 Pf/kWh erzeugt wird, sind die Erzeugungskosten in Ostdeutschland mit 7,8 Pf/kWh fast doppelt so hoch. Auch Bayern (6,0 Pf/kWh), Baden-Württemberg und Niedersachsen (je 6,2 Pf/kWh) sowie Nordrhein-Westfalen (6,4 Pf/kWh) liegen unter dem Bundesdurchschnitt (6,5 Pf/kWh).
    Regionale Belastungs- und Kostenunterschiede sind zwar nichts Neues, sondern Ausdruck der unterschiedlichen regionalen Bedingungen der Stromerzeugung oder energie- und umweltpolitischer Rahmenbedingungen. Das Nachrüstungsprogramm zur Entschwefelung und Entstickung der bei der Verbrennung von Stein- und Braunkohle emitierten Rauchgase, das allein in Westdeutschland bis Ende der achtziger Jahre Investitionen in Höhe von 23,6 Mrd. DM notwendig machte, konzentrierte sich naturgemäß auf jene Bundesländer, die schwerpunktmäßig Stein- und Braunkohle zur Stromerzeugung einsetzen. Im Vergleich dazu nehmen sich die regionalen Zusatzlasten aus der Einspeisung von regenerativ erzeugtem Strom, die gegenwärtig in Schleswig-Holstein mit 113 Mill. DM am höchsten sind, eher marginal aus. Sie erreichen nicht einmal ein Zehntel der Zusatzkosten, die bis Ende 1995 allein in Nordrhein-Westfalen für die Verstromung heimischer Steinkohle aufgewendet werden mußten (1,3 Mrd. DM).
    In einem wettbewerblich organisierten Markt können diese Unterschiede allerdings zu einem Problem werden, da der Wettbewerb auf regionale Besonderheiten und landespolitische Vorlieben keine Rücksicht nehmen wird.
    FREIGABE FÜR 24. AUGUST 1999.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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