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27.08.1999 11:26

Umweltpolitik beim Recycling von Elektroaltgeräten gefordert

Joachim Schmidt Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Gebrauchte Geräte der Elektrotechnik und der Elektronik stellen wegen ihrer großen Menge, der Vielfalt der verwendeten Stoffe und der davon ausgehenden Risiken ein nach wie vor bedeutsames umweltpolitisches Problem dar. Bereits Anfang der 90er Jahre gehörten diese Altgeräte zu den Bereichen, für die im Zuge der Umorientierung der Abfallpolitik hin zur Kreislaufwirtschaft eine Rücknahmeverordnung angestrebt wurde. Debatten über die "Produktverantwortung", über Finanzierungsfragen und über die Rolle der beteiligten Akteure führten jedoch dazu, daß eine entsprechende Verordnung immer wieder verschoben wurde und bis heute nicht in Kraft getreten ist.
    Gleichwohl hatten die Unternehmen der Entsorgungswirtschaft bereits nach der Veröffentlichung des ersten Entwurfs einer Elektronikschrott-Verordnung (1991) damit begonnen, erhebliche Kapazitäten zur Demontage und Aufbereitung von Elektronikschrott aufzubauen. Die anfängliche Euphorie, die sich auf Erwartungen einer Entsorgungsmenge von 1,5 Mill. t p.a. stützte, ist inzwischen jedoch weitgehend verflogen: das tatsächliche Abfallaufkommen bleibt mit etwa einem Drittel beträchtlich hinter dem erwarteten zurück. Hinsichtlich der Gründe für die Diskrepanz kann vermutet werden, daß sehr viele Geräte länger als ursprünglich erwartet in den Haushalten verbleiben. Darüber hinaus dürfte ein großer Teil ins Ausland verbracht werden, sei es als Altgerät zur Weiterverwendung, sei es als Abfall zur Entsorgung. Offensichtlich hat die Umweltpolitik in der Form von Ankündigungen zwar Signale zum Aufbau von Kapazitäten bei Entsorgern gesetzt, aber danach keine weiteren Impulse - durch die Einführung einer Elektronikschrott-Verordnung - mehr gegeben. In der Folge sind die Wiederverwendungs- und -verwertungsquoten nach wie vor als zu gering einzuschätzen: Von den erfaßten Mengen werden zwar - gemessen am Gewicht - etwa 85 vH einer Verwendung und Verwertung zugeführt, doch dürfte es sich hierbei überwiegend um eine stoffliche Verwertung als Stahlschrott oder Recyclingkunststoff handeln. Zudem ist die Verwertung qualitativ als unzureichend anzusehen; aufgrund des Preisdrucks wird entsprechendes technisches Wissen z.T. nicht umgesetzt.
    Für die Zukunft ist mit einem rasch wachsenden Aufkommen an Elektroaltgeräten zu rechnen: Die Nutzungsdauer dürfte - schon wegen begrenzter Lagerkapazitäten in den Wohnungen - nicht unbegrenzt steigen. Inwiefern diese Altgeräte dann aber einer ordnungsgemäßen Wiederverwertung oder Beseitigung zugeführt werden, hängt nicht zuletzt von gesetzlichen Regelungen ab. Dabei erscheint unter ökologischen wie unter ökonomischen Gesichtspunkten eine möglichst umfassende Regelung erwünscht, die individuelle Umsetzungsstrategien aber nicht ausschließt. Konkret sollte eine Elektronikschrott-Verordnung eine wirtschaftlich funktionierende Behandlung der Altgeräte sicherstellen, die Mengenströme stabilisieren und zugleich den Suchprozeß für wirtschaftlich sinnvolle und werterhaltende Demontage- und Recyclingprozesse beleben. Bedeutsam erscheint darüber hinaus die fristgerechte Umsetzung der Technischen Anleitung Siedlungsabfall (TASi), die eine endgültige Ablagerung von Abfällen nur nach Verbehandlung, d.h. in inertisiertem Zustand (Verbrennung) vorsieht; dies würde aufgrund der höheren Kosten die derzeit noch weit verbreitete Verbringung von Elektrokleingeräten und Shredderleichtfraktionen auf die Deponien erschweren. Eine entscheidende Voraussetzung für zukünftige Erfolge der Kreislaufwirtschaft im Bereich Elektro- und Elektronikgeräte ist aber vor allem ein Umdenken der Hersteller, da nur sie durch konstruktive Änderungen der Produkte auf lange Frist die Marktchancen wiederverwertungsfreundlicher, energie- und materialsparender Geräte verbessern können.

    (Aus: Elektroaltgeräte und Elektronikschrott - Ökologisches Gefährdungspotential und umweltpolitischer Handlungsbedarf; RWI-Mitteilungen, Heft 1-2/99)
    FREIGABE FÜR 31. AUUST 1999!!


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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