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27.08.1999 11:29

Ist der Mensch für das Umweltrisiko Bodenerosion allein verantwortlich?

Dr. Thomas Pleil Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Die Bodenerosion ist heutzutage ein weitverbreitetes Umweltproblem, das die Ernährungsgrundlage der Bevölkerung, nämlich den Boden, nachhaltig schädigt. Denn durch Erosion werden die fruchtbarsten Bodenbestandteile, der humose Oberboden, abgetragen. Allerdings wird Bodenerosion als schleichender Prozess nicht ausreichend wahrgenommen und die damit verbundenen Gefahren werden meist unterschätzt. Um künftige Entwicklungen und Risiken für die Nahrungsversorgung in den einzelnen Regionen der Welt abschätzen zu können, müssen die Ursachen der Erosion in der Vergangenheit besser erforscht werden. In einem neuen Projekt an der Katholischen Universität Eichstätt (KUE) wird deshalb jetzt untersucht, welche wirtschaftlichen, politischen und sozialen Ursachen historisch gesehen für beschleunigte Erosion verantwortlich sind.

    "Wenn wir davon ausgehen, dass vor allem der Mensch die beschleunigte Erosion auslöst und wir darüber hinaus die in der Vergangenheit abgelaufenen Prozesse genauer rekonstruieren können, besteht die große Chance, die Erosion in besonders betroffenen Regionen durch entsprechende Bodenbearbeitung künftig deutlich zu reduzieren", erläutert Projektleiter Privatdozent Dominik Faust, der in wenigen Tagen mit einem neunköpfigen Forscherteam nach Tunesien aufbricht, um dort mit Bodenuntersuchungen zu beginnen. Systematisch werden die Forscher, unter denen sich auch zwei Wissenschaftler der Universität Sevilla befinden, in einem Tal in Nordtunesien Sedimente analysieren und datieren. Im 18.000 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet der mittleren Medjerdah lassen sich auch mögliche klimatische Einflüsse auf den Erosionsvorgang besonders gut rekonstruieren. Der Medjerdahfluss kann als Klimagrenze angesehen werden, wobei das nördliche Einzugsgebiet feuchter und das südliche Einzugsgebiet deutlich trocken geprägt ist. Hierdurch lässt sich die Herkunft der Sedimente, und damit die Erosion, räumlich besser untersuchen.

    Ziel ist, die Umweltbedingungen der letzten 10.000 Jahre zu rekonstruieren. Hierzu wird auch eine Forschungsmethode eingesetzt, die sich den Magnetismus zunutze macht: Eisenhaltige Teilchen, die in jedem Boden enthalten sind, orientieren sich bei dem Sedimentationsvorgang nach dem magnetischen Nordpol. Da dieser wandert, lässt sich anhand der Ausrichtung der Eisenanteile in den Sedimenten und der Rekonstruktion der Wanderungsbewegung des magnetischen Nordpols deren Alter bestimmen. Mit Hilfe dieser sogenannten Paläomagnetik und anderer Datierungsmethoden wollen die Forscher zum Beispiel herausfinden, ob es im Verlauf der Jahrhunderte unterschiedliche Erosionsgeschwindigkeiten oder gar Zeiten ohne Erosion gab. Durch besondere klimatische Stellung des Medjerdahtales soll schließlich herausgefunden werden, inwieweit Bodenerosion durch Klimaschwankungen noch begünstigt wird. "Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Hauptursachen beschleunigter Erosion im sozialen, politischen und wirtschaftlichen Umfeld des ackerbauenden Menschen zu suchen sind", Dies soll durch den Abgleich mit den historischen Daten im Medjerdahtal untersucht werden. "Wir vermuten, dass zum Beispiel Völkerwanderungen beziehungsweise die Besiedlung einer Gegend durch Ackerbauern Erosion begünstigt", erläutert Faust. Besonders wahrscheinlich sei dies beispielsweise, wenn Menschen, die lange Zeit Flachland bewirtschaftet haben, in Bergregionen vertrieben wurden und dort wieder mit Ackerbau begonnen haben: "Ihnen dürfte die Erfahrung, Hänge schonend zu bewirtschaften gefehlt haben, so dass hierdurch verstärkte Erosion zu vermuten ist," sagt Faust.

    Bestätigen sich die Annahmen der Forscher, die ihr von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstütztes Projekt im Jahr 2001 abschließen wollen, so habe dies umweltpolitische Konsequenzen. Faust: "Wenn klar ist, durch welche Umstände der Mensch Erosion besonders auslöst, können beispielsweise planerische Maßnahmen der politischen Entscheidungsträger und eine entsprechende Schulung von Landwirten die Gefahren durch Erosion reduzieren." Dies kann unter anderem durch die Art der Bodenbearbeitung, durch bestimmte Fruchtfolgen oder Schutzzonen geschehen, wie das Eichstätter Forscherteam in Projekten in Andalusien bereits zeigen konnte.


    Weitere Informationen:

    http://www.ku-eichstaett.de/MGF/geo/people/faust/DFG-Homepeage/Startseite.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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