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Wissenschaft
Volkswagen-Stiftung fördert Walforschung
Kinderstube der Grauwale vor Mexiko durch Industrie und Tourismus gefährdet
Hannover (vws) Eines der letzten fast unberührten Aufzuchtgebiete von Grauwalen, die Bucht von San Ignacio im Westen der mexikanischen Halbinsel Niederkalifornien, ist in Gefahr. Ausgerechnet hier plant man den Bau einer großen Salzgewinnungsanlage. Internationale Umwelt- und Tierschutzgruppen befürchten massive Störungen der Tiere und bangen um das ökologische Gleichgewicht des gesamten Gebietes. Auch die Kieler Meereszoologen, die gemeinsam mit mexikanischen Kollegen die Habitatnutzung, Populationsgröße und Sozialstrukturen der Wale in ihrer Kinderstube erforschen, halten die zunehmenden industriellen und touristischen Aktivitäten für bedenklich. Ihr Gemeinschaftsprojekt, die erste mexikanisch-deutsche Zusammenarbeit in der Meeressäugerforschung, wird von der Volkswagen-Stiftung, Hannover, mit 98 000 Mark gefördert.
Die im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses stehenden Grauwale legen bei ihrer jährlichen Wanderung rund 16 000 Kilometer zurück. Sie ziehen im Winter aus der Bering-See, der Chukchi-See und der westlichen Beaufort-See in die Lagunen vor Mexiko, wo sie sich paaren und ihre Jungen gebären. Im Frühjahr kehren sie wieder in den Norden zurück. Nachdem die Art in den 30er Jahren fast ausgerottet war, schätzt man den Bestand der kalifornischen Teilpopulation heute wieder auf rund 23 000 Tiere. Auf Störungen ihres Lebensraums reagieren die Wale jedoch sehr sensibel.
Die Wissenschaftler wollen den aktuellen Bestand in den Buchten erfassen, das soziale Verhalten beobachten und die lokalen Wanderungen analysieren. Dadurch erhofft man sich Aufschlüsse darüber, wie die Tiere ihren Lebensraum nutzen und inwieweit sie zum Beispiel durch den Waltourismus beeinträchtigt werden. Von Schiffen und Flugzeugen aus wird die Bestandsdichte erfaßt. Die charakteristischen Merkmale der Wale werden fotografiert, um sie wiedererkennen und einen Identifikationskatalog erstellen zu können.
Ein zentraler Aspekt des Forschungsprojekts sind telemetrische Untersuchungen, wobei die Walbewegungen mittels Radiotelemetrie und Satellitentelemetrie erfaßt werden. Während von deutscher Seite (Priv.-Doz. Dr. Boris Culik, Institut für Meereskunde an der Universität Kiel) Erfahrungen mit telemetrischen Freilandmethoden bei kleinen Tieren wie Pinguinen und Kormoranen eingebracht werden, hat man auf mexikanischer Seite (Prof. Urban Ramirez, Abteilung Meeresbiologie, Universidad Autonoma de Baja California Sur, La Paz) bereits gute Erfolge bei der Zählung und Verhaltensbeobachtung von Walen vorzuweisen. Die Wissenschaftler hoffen, gemeinsam viele noch offene Fragen zur Biologie der Grauwale beantworten zu können und damit zu einem besseren Umweltmanagement und dem Schutz der Art beizutragen.
Kontakt: Priv.-Doz. Dr. Boris Culik, Institut für Meereskunde an der Universität Kiel, Abteilung Meereszoologie
Tel.: (0431)597 3828, Fax: (0431)565 876
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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