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29.08.1999 00:00

Was bitte ist ein "Grüner Fernseher"? - 4 Jahre erfolgreiche Forschung für umweltverträgliche ...

Ilka Buchmann Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie

    gemeinsame
    Presseerklärung im Rahmen der Abschlusspräsentation auf der IFA des Forschungsverbundes "Green TV":

    Öko-Institut e.V.
    bmb+f
    ZVEI
    GRUNDIG
    Loewe.
    Harman International
    PHILIPS
    THOMSON

    Freiburg/Berlin, den 29.8.99

    Was bitte ist ein "Grüner Fernseher"? - 4 Jahre erfolgreiche Forschung für umweltverträgliche Elektronik.

    Dass es sich bei einem "Grünen Fernseher" nicht um einen neuen Info-Channel von Greenpeace handelt, ist klar. Genauso wenig ist das Gerät zwangsläufig grün oder sendet ausschließlich grüne Bilder ...
    Das Projekt "Grüner Fernseher" mit dem offiziellen Titel "Beiträge zur Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft am Beispiel des komplexen Massenproduktes TV-Gerät" wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogrammes "Produktions-integrierter Umweltschutz" gefördert und ist ein Beispiel für kooperative Zusammenarbeit verschiedener Unternehmen und der Forschung. Vor dem Hintergrund, dass aus allen herkömmlichen TV-Geräten - und das sind in Deutschland immerhin 5,5 Millionen Stück pro Jahr - große Mengen an Elektroschrott resultieren, deren Beseitigung sehr umweltbelastend ist, die zudem noch eine hohe Anzahl problematischer Stoffe beinhalten und einen unnötig hohen Energieverbrauch haben, war die Forschungsrichtung schnell klar: Es sollten unter Berücksichtigung des gesamten Produktlebensweges beispielhaft neue, umweltverträgliche Technologien für Elektronikgeräte am Beispiel eines Fernsehgerätes entwickelt werden. Es galt, ökologische Kriterien wie Recyclingfähigkeit, Schonung von Ressourcen, Verminderung von Schadstoffen und einer Reduzierung des Energieverbrauches gerecht zu werden. Zwei Prototypen des "Grünen Fernsehers" sind gebaut und zeigen, dass es Alternativen gibt.

    Unter Koordination des Öko-Instituts e.V., das die ökologische und die ökonomische Bewertung des Ergebnisse vorgenommen hat, entwickelten innovative Hersteller von TV-Geräten und TV-Komponenten seit 1995 den "Grünen Fernseher". Der Forschungsverbund besteht aus den Firmen Grundig, Deutsche Thomson Brandt, Loewe Opta, Harman Audio Electronic Systems und Philips Components. Die Arbeiten wurden unterstützt von den Universitäten Erlangen, Ilmenau und Dresden sowie dem Fraunhofer Institut IPM Freiburg. Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronik-Industrie e.V. (ZVEI) hat die Aufgabe übernommen, die Kommunikation der Ergebnisse in seinen Unterorganisationen und Gremien zu gewährleisten.
    "Die Frage mußte lauten", so Projektleiter Dr. Volker Strubel, Öko-Institut e.V. Freiburg, "worin das ökologische Optimierungspotential besteht, sprich, was verbessert werden kann, ohne den Fernseher neu zu erfinden."

    Zur Beantwortung dieser Frage wurden zwei Entwicklungslinien verfolgt und als Prototypen realisiert: das Konzept einer Fernsehelektronik auf der Basis einer Polysiloxanfolie, die auf eine rohstoffliche Verwertung in der Metallschmelze ausgerichtet ist - die sogenannte Metall-Variante (Teilprojekt Loewe) - und das Konzept einer Fernsehelektronik, bei der eine weitestgehende Verwendung von thermoplastischen Kunststoffen angestrebt wird, insbesondere bei Schaltungsträgern, die mit der MID-Technologie (molded interconnect devices) spritzgegossen werden - die sogenannte Kunststoff-Variante (Teilprojekt Grundig/Thomson).
    Weitere Schwerpunkte im Projekt lagen auf der Entwicklung neuer energiesparender Schaltungskonzepte, insbesondere für das Hauptnetzteil, das Standby-Netzteil und den Tonverstärker (Teilprojekt Thomson), einer Wirkungsgradsteigerung des Lautsprechers, verbunden mit dem Einsatz nachwachsender Rohstoffe (Teilprojekt Harman) und der industriellen Umsetzung eines Bildröhrenaltglas-Recycling bei der Konusglasproduktion (Teilprojekt Philips).

    Zukunftsweisende Technologien auf dem Weg zur umweltverträglichen Elektronik: Die Bewertungen seitens des Öko-Instituts e.V. hinsichtlich des "Grünen Fernsehers" zeigen, dass die Neuentwicklungen den Anforderungen einer Kreislaufwirtschaft gerecht werden, ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich umsetzbar sind. Durch das Silikonfolienkonzept der Firma Loewe können über 90% der Schadstoffe eingespart werden, die recyclingfähigen Kunststoff-Leiterplatten (Grundig/Thomson) führen bis zu 60% Ressourceneinsparung und produzieren 80% weniger Abfälle. Glasrecycling von Bildröhrenglas (Philips) kann bis zu 4.000t Blei einsparen, was bedeutet, dass pro Jahr 20.000t weniger Sonderabfälle in Europa entsorgt werden müssen. Durch den Einbau effizienter Lautsprecher (Harman) lassen sich im Audioteil bis zu 70% Energie sparen. Der Energieverbrauch des gesamten Gerätes reduziert sich insgesamt um 25%, 91% im Standby, 18% beim Betrieb.
    Fazit: Neue Technologie spart nicht nur Ressourcen, sondern auch noch Geld.

    Vor ihrer Marktreife müssen die Innovationen noch umfangreiche Sicherheits- und Zuverlässigkeitstests bestehen - daran wird gearbeitet. Bereits jetzt lassen sich erste Erfolge festmachen: Kunststoff- und Bildröhren-Recycling werden umgesetzt, die Firmen planen, die neu entwickelten Technologien auch in anderen Produkten umzusetzen.
    Wenn auch heute noch nicht alle technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen erfüllt sind, wird die Umsetzung in die Serie Schritt für Schritt erfolgen.
    Die VerbraucherInnen selbst können via Nachfrage bei Fachhändlern nach umweltfreundlichen und energiesparenden Geräten dazu beitragen, einen "Grünen Fernseher" in Produktion gehen zu lassen. Was dem Wunsch der Verbundpartner sehr entgegen käme ...

    Eines kann das grüne Gerät leider nicht: die Spreu vom Weizen bezüglich des gesendeten Fernsehprogramms trennen ... das wäre ein anderer Auftrag.

    Herausgegeben von:
    Pressestelle Öko-Institut e.V., Binzengrün 34a, 79114 Freiburg
    Tel.: 0761/45295-22, Fax: 0761/475437, E-Mail: buchmann@oeko.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Elektrotechnik, Energie, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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