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02.09.1999 13:36

Makuladegeneration in Zellkultur

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Makuladegeneration in Zellkultur
    DFG fördert Ulmer Universitäts-Augenklinik

    Theoretisch ist es gar nicht so wenig, was die ophthalmologische Forschung bis heute über die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) in Erfahrung gebracht hat. Der AMD liegt eine Stoffwechselstörung in der Pigmentepithelschicht der Netzhaut (Retina) zugrunde: die retinalen Stäbchen und Zapfen, sich beständig erneuernde Empfängerstellen der Lichtempfindung, werden nicht vollständig abgebaut. So bilden sich unterhalb der Netzhaut Ablagerungen auf dem Gelben Fleck, dem Punkt der größten Sehschärfe. Der Gelbe wird zum blinden Fleck, die Zellen der darüberliegenden Pigmentepithelschicht sterben ab oder beginnen unkontrolliert zu wuchern, und in Einzelfällen kann es geschehen, daß Blutgefäße aus der Choriocapillaris, der innersten Schicht der Aderhaut, in die Retina einwachsen und deren Feinstruktur vollends zerstören. Die Wissenschaftler unterscheiden zwischen der häufigeren trockenen (nicht exsudativen) und der mit rund 12% der AMD-Fälle deutlich selteneren feuchten (exsudativen) Form, wobei besonders letztere für ihre extrem ungünstige Prognose bekannt ist.

    Aller Lehrbuchkenntnisse unerachtet sind die Möglichkeiten eines therapeutischen Eingriffs bei der AMD eng begrenzt, nur in wenigen Fällen kommt eine Laserbehandlung oder eine operative Entfernung der eingesproßten Gefäße in Betracht, die den Fortgang der Erkrankung zumindest aufhalten kann, und so ist die AMD bis heute weltweit die häufigste Ursache von Sehkraftminderung und Erblindung in der Bevölkerungsgruppe der Über-Sechzigjährigen.

    Privatdozent Dr. Christoph W. Spraul aus der Abteilung Augenheilkunde der Universität Ulm, seit Jahren international anerkannter Experte in Sachen AMD, kam jetzt auf den Gedanken, das Zusammenspiel zwischen Pigmentepithelschicht und Choriocapillaris detailliert zu untersuchen, um auf diesem Weg möglicherweise Ansatzpunkte für eine wirksame Behandlung zu finden. In der Universitäts-Augenklinik, wo die Laser- und chirurgische Behandlung der AMD zu den Spezialitäten des Hauses gehört und die Arbeitsgruppe um Spraul, Prof. Dr. Gabriele Lang (Leiterin der Sektion Konservative Retinologie) und die Biologin Corinna Kaven im Gewebekulturlabor seit Jahren erfolgreich präklinische Forschung im Kontext der altersbedingten Makuladegeneration betreibt, wird er sich zunächst aus retinalen Pigmentepithelzellen, Choriocapillaris und den Jungzellen der verhängnisvollen Neugefäße aus der untersten Aderhautschicht ein möglichst wirklichkeitsgetreues AMD-Modell zusammenbauen. An diesem Modell will er anschließend die Interaktion zwischen den verschiedenen Zelltypen mittels Wachstumsfaktoren- und Therapeutikagabe so zu steuern versuchen, daß sich speziell die Blutgefäß-Einsprossungen in die Retina zurückbilden und der Degenerationsprozeß gestoppt, womöglich teilweise rückgängig gemacht wird. Anders als im Tierversuch lassen sich dabei am Kokulturmodell verschiedenste Parameter nach Belieben manipulieren und eine Vielzahl von Medikamenten auf ihre Wirksamkeit testen.

    Diese Perspektive hat letzthin auch die Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft beeindruckt. Für sein Projekt »Manipulation der Interaktion zwischen retinalem Pigmentepithel und Choriocapillaris anhand eines Zellkultur-Modells zur Behandlung der altersbozogenen Makuladegeneration« bewilligte sie dem Ulmer Ophthalmologen Fördermittel in Höhe von 180.000,- Mark.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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