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06.09.1999 11:47

Nützlich aber ungenutzt - Gruppenarbeit in Europa

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Studie der European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions unter Beteiligung des Instituts Arbeit und Technik

    Nur etwa 4 Prozent aller europäischen Unternehmen nehmen Gruppenarbeit ernst - trotz zwingender Beweise für signifikante wirtschaftliche Vorsprünge der Unternehmen, die neue Arbeitsmethoden einführen und Arbeitsgruppen weitgehende Entscheidungsrechte für die selbstständige Gestaltung und Erbringung ihrer Arbeit einräumen. Das ist eine der Schlussfolgerungen aus der Studie "Useful but unused - Groupwork in Europe", die unter Mitarbeit des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) jetzt von der europäischen Stiftung für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Dublin) veröffentlicht wurde. Die Studie basiert auf dem EPOC-Forschungsbericht (Employee direct Participation in Organistional Change/ 1996), für den 5 800 Manager in 10 europäischen Ländern zur Mitarbeiterbeteiligung am Arbeitsplatz befragt wurden.

    Der Studie zufolge praktizieren zwar 81 Prozent der deutschen Unternehmen irgendeine Form der Mitarbeiterbeteiligung am Arbeitsplatz, aber lediglich 31 Prozent delegieren Verantwortung an Beschäftigtengruppen. Der europäische Durchschnitt liegt demgegenüber bei 36 Prozent. Weniger als 4 Prozent der deutschen Unternehmen können "gruppenarbeitsorientiert" genannt werde. Dies entspricht ungefähr dem europäischen Durchschnitt.

    Insgesamt gesehen ist Gruppenarbeit in Schweden und den Niederlanden am stärksten ausgeprägt. Frankreich und England liegen über dem europäischen Durchschnitt, Dänemark, Irland und Deutschland knapp darunter. Drei südliche Länder - Italien, Portugal und Spanien - bilden die Schlusslichter. Die Platzierungen von Schweden wie auch der südeuropäischen Länder entsprachen dabei durchaus den Erwartungen, erstaunt waren die beteiligten Forscher über das schlechte Ergebnis in Deutschland, wo die Debatte über Gruppenarbeit besonders intensiv geführt wird.

    Die Studie ist der erste europäische Überblick über Einführung, Möglichkeiten und Auswirkungen von Gruppenarbeit. Die Schlussfolgerungen sind eindeutig: Gruppenarbeit ist nützlich, bleibt aber ungenutzt oder wird zumindest weit weniger genutzt, als die Versprechungen für die Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt erwarten lassen könnten.

    Wirtschaftliche Gründe sind das Hauptmotiv für die Einführung von Gruppenarbeit in Unternehmen, wie die Studie ergab. Die "Qualität des Arbeitslebens" bzw. Humanisierung der Arbeitswelt wurde zwar häufig als Grund genannt, in der Regel jedoch in Verbindung mit Produktivitäts- und wirtschaftlichen Motiven. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass die wirtschaftlichen Vorteile umso größer sind, je intensiver Gruppenarbeit praktiziert wird.

    Die wirtschaftlichen Erfolge reichen von der Verringerung der Produktionskosten und Durchlaufzeiten bis zu Qualitätsverbesserungen und Erhöhung des Outputs. Neben diesen wirtschaftlichen Effekten gab es weitere positive Auswirkungen, von einer Verbesserung der Anwesenheitszeiten bis zu einem Rückgang des Krankenstandes bis zu 50 Prozent in Unternehmen mit hoch entwickelter Gruppenarbeit.

    Die Formen der Gruppenarbeit unterscheiden sich, aber die Trends sind eindeutig. Im Durchschnitt war die Hälfte der Arbeitsgruppen in die Entscheidungsfindung über Arbeitsverteilung und Verbesserung der Arbeitsabläufe eingebunden, etwas mehr als ein Viertel hatte Entscheidungsbefugnisse für die An- und Abwesenheitskontrolle und wechselnde Arbeitstätigkeiten. In der Mehrheit der Fälle wurde die Besetzung der Gruppensprecher vom Management vorgegeben. Das Management entscheidet in der Regel auch über die Zusammensetzung der Teams, nach der Studie in über 40 Prozent der Arbeitsplätze in Europa - lediglich bei 15 Prozent entschieden die Gruppenmitglieder alleine, wer dazu gehört.

    Gruppenarbeit erfordert von den Beschäftigten zusätzliche Kenntnisse und Fertigkeiten, allerdings zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die Unternehmen Qualifizierungsmaßnahmen nur in bescheidenem Umfang vorsehen. Weniger als ein Drittel der Beschäftigten wird in irgendeiner Form weitergebildet, die Manager erhalten immerhin mehr Training als andere Beschäftigte.

    Für weitere Fragen steht
    Ihnen zur Verfügung:
    Ulrich Pekruhl
    Tel.: +49-209/1707-226


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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