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10.09.1999 22:11

So kann man es auch sehen - was die Universität zu den Flora-Fauna-Habitat-FFH-Richtlinien sagt

Dr. Edmund von Pechmann Hochschulkommunikation
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Im Land gehen die Wogen hoch: in wenigen Wochen soll die Landesregierung jene Gebiete an die Europäische Kommission melden, die sie für geeignet hält, der FFH-(Fauna-Flora-Habitat-)Richtlinie vom 21. März 1992 und jener vom 2. April 1979 (!) zum Erhalt wildlebender Vogelarten zu entsprechen. Eigentlich hätte Deutschland seine FFH-Gebiete also schon vor vielen Jahren melden sollen. An deren Annahme nun hängt Fördergeld, das die Eruopäische Kommission 2000-2006 für die Schaffung eines europäischen Netzes geschützter Gebiete ausgibt (»Natura 2000«).

    Drei Prozent der Förderung fließt in wissenschaftliche Begleitung; der Rest kommt der Wirtschaft zugute, etwa für Straßen- oder Deichbau. Wird nicht gemeldet bzw. nicht in ausreichender Qualität, fließt die Förderung in andere Gegenden Europas oder Deutschlands. Sachsen geht offenbar wieder einmal anders vor und meldet soviel wie möglich, um so viel wie möglich gefördert zu werden.

    Auch an der Universität Greifswald sind Wissenschaftler an der Beratung zur Auswahl der FFH-Natura 2000-Gebiete beteiligt. Zu nennen wären als Professoren der Botaniker Michael Succow, der Zoologe Gerd Müller-Motzfeld oder die Geographen Konrad Billwitz und Reinhard Lampe. Jeder von ihnen weiß: wenn die Qualität der Beschreibung angemeldeter Gebiete nicht stimmt, wenn sie differiert zu der der Naturschutzverbände, ist das ggfs. nicht nur für die Landesregierung peinlich, sondern vernichtet auch die Arbeitsplätze junger Wissenschaftler. Denn sie würden aus jenen genannten drei Prozent des europäischen LIFE-Programms bezahlt.

    Wissenschaftlich interessant sind in unserem Bundesland Salzwiesen. Jene in Karrendorf bei Greifswald sind unumstritten; im Salzhaff in der Wismar-Bucht gibt es einen Konflikt mit Seglern. Selbstverständlich werden Segelhäfen erhalten bleiben. Die Wissenschaftler können aber beraten, wie Liegeplätze so angelegt werden, daß die Natur am wenigsten geschädigt wird. Damit trügen sie sinnvoll zur Vermeidung späterer und dauernder Streite bei.

    Einige der in Frage kommenden FFH-Gebiete sind nicht ursprünglich natürlich wie Trockenrasen auf Rügen oder Hiddensee oder die erwähnten Salzwiesen. Andere wie die Flußtalmoore, etwa im Stadtbruch von Anklam, die Dünen und der Küstenraum müssen, das sieht jeder ein, geschützt oder »renaturiert« werden.

    Mit Polemik hilft man nur sehr kurzsichtig; was heute billig erscheint, kommt bald teuer. Die Greifswalder Wissenschaftler plädieren daher entschieden, die seit Jahren überfällige Auswahl der Gebiete zum Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen, sorgfältig und pünktlich zu treffen.

    Welch Luxus: die EG will dafür sogar gerne zahlen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Informationstechnik, Tier / Land / Forst, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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