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Wissenschaft
Im Wintersemester 2005/06 hat Karoline Streeruwitz als erste Architektin die Gertrud Luise Goldschmidt-Gastprofessur an der Universität Stuttgart angetreten. Diese Professur, die in diesem Semester aus Mitteln der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Stuttgart finanziert wird, bietet jungen Architektinnen Gelegenheit, an einer renommierten Architektur-Fakultät Lehrerfahrung zu sammeln und so eine weitere Qualifikation auf dem Weg zu einer Professur zu erwerben. Außerdem soll mit dieser Professur, die nur an eine Frau vergeben wird, den Studentinnen ein "role model" geboten werden - eine Architektin, mit der sie sich identifizieren können und die ihnen helfen kann, den eigenen beruflichen Weg zu finden.
Ebenso wie die Namensgeberin der Professur hat sich Karoline Streeruwitz längere Zeit in Lateinamerika aufgehalten. Die Gründe hierfür unterscheiden sich bei beiden Architektinnen allerdings ganz erheblich.
Gertrud Luise Goldschmidt (1912 - 1994, Architektin, Lithographin und Objektkünstlerin) war als Jüdin gezwungen, nach ihrem Architekturstudium an der TH Stuttgart, das sie 1938 bei Prof. Paul Bonatz abschloss, Deutschland zu verlassen. Sie emigrierte 1939 über England nach Venezuela, wo sie in Caracas als Architektur- und Design-Professorin sowie als Professorin für Bildhauerei arbeitete.
Karoline Streeruwitz verschlugen nicht die historischen Umstände nach Lateinamerika, sondern es war ihr Interesse an einer fremden und andersartigen Stadt, die sie zunächst als Studentin und später dann als Lehrbeauftragte nach Buenos Aires führte. Dort beschäftigte sie sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit der Frage des kulturellen und räumlichen Zusammenhangs einer spezifischen Landschaft - der Pampa - mit einer Stadt wie Buenos Aires. Sie beobachtete die innerstädtische Verwilderung und deren Auswirkungen auf den sozialen Raum. Daraus erwuchs die Frage, welche planerischen Möglichkeiten sich hier im scheinbar unkontrollierten Raum ergeben. Später konnte sie diese Themen durch ihre Mitarbeit an verschiedenen Projekten in Argentinien weiterverfolgen, die sich der räumlichen Entwicklung informeller Siedlungen widmeten. Mittlerweile arbeitet Karoline Streeruwitz in Wien sowohl wissenschaftlich an einer Dissertation in Architekturtheorie und Kunstgeschichte als auch als freischaffende Architektin zusammen mit Florian Sammer.
An der Uni Stuttgart untersucht Karoline Streeruwitz im Rahmen des Entwurfsprojekts "hinterländer: raum außer kontrolle" mit Studierenden räumliche und programmatische Eingriffsmöglichkeiten in der alten Wagenhalle und ihrer Umgebung im Nordbahnhof-Areal. Zusätzlich bietet sie im Februar 2006 einen Workshop in Patagonien (Argentinien) an, der sich mit Landschaft und Architektur in einer Gegend beschäftigen wird, die oft als das Ende der Welt beschrieben wurde. Dabei ist die Frage zu klären, wie das zunehmende Wachstum eines Fernweh-Tourismus in diese Region und die dadurch entstehende Bautätigkeit mit einer Landschaft in Einklang gebracht werden können, deren Anziehungskraft gerade in ihrer Kargheit und Einsamkeit liegt.
Ihre Antrittsvorlesung mit dem Titel "bauen in der pampa" wird Karoline Streeruwitz am 13.12.2005 um 17.00 Uhr halten (Ort: Universität Stuttgart, Keplerstr. 11, Raum 1.08, 1. OG). Hierzu sind alle Interessentinnen und Interessenten herzlich eingeladen.
Kontakt:
Dipl.-Ing. Kyra Bullert
Institut für Innenraumgestaltung und Entwerfen
Tel.: 0711/121-3258
e-mail: bullert@irg.uni-stuttgart.de
Dr. Barbara Unteutsch
Gleichstellungsreferat
Tel.: 0711/121-2156
e-mail: unteutsch@verwaltung.uni-stuttgart.de
http://www.uni-stuttgart.de/irg/irg/gastprof/index.html
http://www.uni-stuttgart.de/gleichstellungsbeauftragte
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur
regional
Studium und Lehre
Deutsch
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