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28.09.1999 17:04

Bessere Früherkennung von Krebs-Metastasen

Dipl.Pol. Justin Westhoff UKBF-Pressestelle / MWM-Vermittlung
Universitätsklinikum Benjamin Franklin

    UKBF-Wissenschaftler werden von der Deutschen Krebshilfe gefördert
    "Auf der Suche nach einzelnen Tumorzellen"
    Mediendienst 36/99 - Aus der Forschung

    Zu den größten Problemen der Krebsbehandlung gehört immer noch die rechtzeitige Erkennung von solchen "Tochtergeschwülsten" (Metastasen), die erst Jahre nach Operation und Strahlen- oder Chemotherapie auftreten. Mehrere Forscherteams arbeiten international an Testsystemen, um Spätmetastasen so früh zu finden, daß noch die Chance einer erfolgreichen Bekämpfung besteht. Zu den führenden Arbeitsgruppen auf diesem Gebiet gehört jene um Prof. Dr. Ulrich Keilholz von der Abteilung Hämatologie, Onkologie und Transfusionsmedizin (Leiter: Prof. Dr. Eckhard Thiel) des Universitätsklinikums Benjamin Franklin (UKBF) der Freien Universität Berlin. Aufgrund der bisherigen Erfolge hat Keilholz jetzt von der Deutschen Krebshilfe eine weitere Forschungsförderung in Höhe von 300.000 Mark erhalten.
    Die Verbesserung der Nachweismethoden erarbeiten die Berliner Forscher beispielhaft am Malignen Melanom ("Schwarzer Hautkrebs") und an verschiedenen Formen des Blutkrebses. Erste Ergebnisse wurden in jüngster Zeit auch bei Augentumoren erzielt. Jetzt werden diese Methoden auf andere Tumorarten wie Darmkrebs oder Prostatakarzinom übertragen. Im wesentlichen geht es darum, den Nachweis von Spätmetastasen so sensibel zu gestalten, daß er tatsächlich die Entwicklung im Organismus des Patienten widerspiegelt und so gezielte Therapieentscheidungen ermöglicht.
    Noch vor rund 15 Jahren stand lediglich das Mikroskop zur Verfügung, mit dessen Hilfe eine Tumorzelle unter rund eintausend gesunden Zellen entdeckt werden konnte. Durch den Einsatz von Antikörpern haben die Ärzte in den letzen Jahren gelernt, Tumorzellen zu markieren und so die Nachweisgrenze auf eine Tumorzelle unter etwa 10.000 bis 100.000 normalen Zellen verbessert. Mit Hilfe von molekularbiologischen Methoden, insbesondere der PCR (Polymerase-Kettenreaktion, ein Verfahren zur schnellen Vervielfältigung von Erbgut) ist es inzwischen gelungen, diese Sensitivität nochmals um das 100-fache zu erhöhen. Erst so wurde es möglich, einzelne Tumorzellen schon zu finden, bevor beim Patienten erneute Krankheitsanzeichen auftreten - seien es nun Metastasen oder das Wiederauftreten des "geheilten" Erst-Tumors (Rezidiv). Heilung in diesem Sinne wird als ein Zustand definiert, bei dem in Röntgen- oder Ultraschall-Untersuchungen keine Krebsherde mehr auszumachen sind.
    Doch die geschilderten Untersuchungen mit molekularbiologischen Methoden stehen erst am Anfang. Bislang reichten die Analysesysteme lediglich aus, um zu erkennen, ob bei einem Patienten ein verdächtiges Signal vorhanden ist oder nicht. Aussagen über die Stärke der Signale und damit über die Menge zirkulierender Tumorzellen waren nicht möglich. Folgerichtig kamen bislang auch widersprüchlich erscheinende wissenschaftliche Ergebnisse zustande. Während zum Beispiel einige Forscher fanden, daß der Nachweis zirkulierender Krebszellen im Blut das Vorhersage-Kriterium für Rezidive und Überlebenschancen sei, konnten andere Autoren dies nicht bestätigen.
    Die Gruppe um Keilholz entwickelte kürzlich ein System, das bei Melanom-Patienten erstmals quantitative Aussagen zuläßt, also Aussagen über die Intensität der Signale von Tumorzellen in Blutproben. Innerhalb europäischer Therapiestudien wird diese Methode nun in der Hoffnung eingesetzt, bessere Vorhersagen über das Risiko von Spät-Metastasen zu entwickeln. Für verschiedene Blutkrebsarten sind diese Verfahren bereits ebenfalls entwickelt und werden seit einiger Zeit in großen Therapiestudien auf ihre Wertigkeit hin überprüft. Für andere Krebsarten sind Tests in Entwicklung.
    Die wesentliche Bedeutung liegt bei vielen Tumorarten darin, daß Fernmetastasen im fortgeschrittenen Stadium bislang nicht behandelt werden können. Eine frühe Erkennung hingegen würde eine gezielte, rechtzeitige Chemotherapie ermöglichen oder bei anderen Krebsformen die Korrektur operativer Strategien. Dadurch, daß dem UKBF erneut die Einwerbung beträchtlicher Drittmittel gelungen ist, besteht nicht nur eine große Chance, möglichst gute Testsysteme für eine möglichst große Anzahl von Tumoren zu entwickeln. Zudem ermöglicht der verfeinerte Nachweis auch die Untersuchung wichtiger Grundsatzfragen zur Metastasen-Entstehung: Noch weiß man zum Beispiel nur wenig über den "Schlummerzustand" von Tumoren bis zum Auftreten von Metastasen. Insbesondere ist unklar, ob die Krebszellen in dieser Zeit tatsächlich schlafen", sprich sich einfach nicht vermehren, oder ob in diesem Zeitraum das Immunsystem die Kontrolle über Tumorzellen übernimmt. Auch von der Beantwortung dieser Frage hängt die Verbesserung der - beispielsweise immunologischen - Krebstherapie ab.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr.med. Ulrich Keilholz
    Fachbereich Humanmedizin der FU / UKBF
    Medizinische Klinik III
    Hämatologie, Onkologie und Transfusionsmedizin
    Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin
    Tel.: (030) 8445-3906; Fax: -4468
    Email: Keilholz@flintstone.ukbf.fu-berlin.de
    Pressekontakt:
    UKBF-Pressestelle / MWM-Vermittlung
    Kirchweg 3 B, 14129 Berlin
    Tel.: (030) 803 96 86; Fax: 803 96 87
    e-mail: ukbf@mwm-vermittlung.de
    ca. 75 Zeilen à 60 Anschläge / ca. 4.500 Zeichen
    Abdruck bzw. Verwendung frei
    Belegexemplar erbeten an MWM-Vermittlung


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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