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28.09.1999 00:00

Produktentwicklung vor neuen Herausforderungen

Burckhard Wiebe Abteilung Kommunikation
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

    Produktentwicklung vor neuen Herausforderungen

    Der Maschinenbau strukturiert seine Prozeßketten um

    Berlin (wbs) Die Fähigkeit zur schnellen Produktentwicklung ist zur Grundvorausset-zung für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen auf dem Weltmarkt geworden. Dies gilt auch für den Werkzeugmaschinenbau, der lange als Vorzeigebranche der deut-schen Industrie angesehen wurde. Wie eine international vergleichende Studie am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt, haben deutsche Maschinenbauer größere Schwierigkeiten, sich an die Bedingungen des Zeitwettbewerbs anzupassen, als ihre Konkurrenten in den USA und Japan.

    Obwohl Maschinen auch in der Vergangenheit möglichst schnell an den Kunden gebracht werden mußten, stellt die Zeitproblematik in ihrer heutigen Form ein relativ neues Phänomen in der Branche dar. Vor allem in den westlichen Ländern hinterlassen kurze Produktlebenszyklen, rasante Entwicklungen im Bereich der Mikroelektronik (Steuerungen) und ein schärfer werdender internationaler Wettbewerb ihre Spuren. Die Unternehmen kehren dem alten auf Arbeitsteilung und technische Spitzenleistungen ausgerichteten Paradigma den Rücken und folgen einem neuen Leitbild, das die Geschwindigkeit der Innovation ins Zentrum stellt.

    Die "Erfinder" des neuen Leitbilds waren in den 70er Jahren die Japaner, die in den Spezialgebieten der Maschinenproduktion ohnehin nicht konkurrieren konnten. Sie konzentrierten sich daher auf den Standardmaschinenbereich und setzten hier durch gezielte Verbindung von strikter Preisorientierung und schneller Produkterneuerung eigene Akzente, die die Welt der Maschinenbauer erschütterten. Unter dem überwältigenden Erfolg der japanischen Maschinen mußten Ende der 80er bzw. Anfang der 90er Jahre auch die westlichen Hersteller nachziehen.

    Im Vergleich der Länder USA und Deutschland haben die US-amerikanischen Unternehmen bereits bedeutende Schritte unternommen, um ihre Innovationssysteme auf die neuen Anforderungen umzustellen. Hier läßt sich der WZB-Studie zufolge ein sehr weitreichender Umbruch auf der Grundlage von Teamansätzen, projektorientierten Organisationsformen und der gezielten Förderung räumlicher Nähe zwischen den Projektbeteiligten verzeichnen. Die Unternehmen bewegen sich mit hoher Dynamik auf ein integriertes Modell der Produktentwicklung zu.

    Typisch für den deutschen Weg hingegen sind die starken Beharrungstendenzen der traditionellen Aufbau- und Ablauforganisation. Integrierende Organisationsprinzipien werden zwar eingeführt, die Übernahme erfolgt aber eher zögerlich und in dem Bemühen, eingespielte Machtverhältnisse nicht zu stark zu unterminieren. Unter der nach wie vor bestehenden Vorherrschaft des Fachbereichs "Mechanikentwicklung" stoßen die Versuche, eine stärkere Markt- und Produktionsorientierung in den Innovationssystemen zu verankern, an eng gesteckte Grenzen.

    Auch in Japan, das vielen westlichen Unternehmen noch immer als "best practice" dient, wird gegenwärtig nach neuen Lösungen gesucht. Interessanterweise verstärken die Unternehmen aber nicht ihre Integrationsbemühungen. Sie bauen vielmehr gezielt technisches Know-how auf, um den Anschluß an die Leistungsfähigkeit westlicher Maschinen zu finden. Das Beispiel zeigt, daß es im gegenwärtigen Reorganisationsprozeß nicht darum geht, den höchstmöglichen Grad an Prozeßintegration herzustellen. Es geht vielmehr darum, den richtigen "trade-off" zwi-schen Differenzierung und Integration, d.h. zwischen Technik- und Prozeßorientierung zu fin-den. In diesem "trade-off" legen die deutschen Unternehmen den Schwerpunkt noch zu sehr auf die Technik. Die Prozeßorientierung wird demgegenüber vernachlässigt. Hier deutet sich ein Innovationsnachteil von erheblichem Gewicht für die Zukunft an.

    Weitere Informationen: Inge Lippert (WZB),
    Telefon 030-25 49 12 74,
    E-mail: Inge@medea.wz-berlin.de

    ______________________

    "Werkzeugmaschinenbau im Wandel", in: WZB-Mitteilungen, Heft 85, September 1999, S. 17-19

    Inge Lippert, Zwischen Pfadabhängigkeit und radikalem Wandel - Neuordnung von Prozeßketten im internationalen Maschinenbau, Berlin: edition sigma 1999, 256 S.


    Weitere Informationen:

    http.//www.wz-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Maschinenbau, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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