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Wissenschaft
Die Karl-Franzens-Universität Graz ist Mitveranstalter einer Ausstellung in einem der bedeutendsten Museen der Welt. Von 2. Februar bis 7. Mai 2006 wird in der Grafiksammlung der Uffizien in Florenz die "Raccolta Geymüller" zu sehen sein - eine Sammlung von Architekturzeichnungen, vorwiegend aus dem 16. Jahrhundert, die sich einst im Besitz des Architekturhistorikers Heinrich von Geymüller (1839 - 1909) befand. Der einzige Wissenschafter weltweit, der sich bisher eingehend mit der Gesamtheit der gezeigten Exponate befasst hat, ist Ao.Univ.-Prof. Dr. Josef Ploder vom Institut für Kunstgeschichte der Uni Graz. Die Uffizien beauftragten ihn mit der wissenschaftlichen Leitung der Ausstellung.
Dass der Geymüller-Experte ausgerechnet in Graz zu finden ist, kommt nicht von ungefähr. In den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts gelangte der Nachlass des Architekturhistorikers durch seinen Freund und "Schüler" Hermann Egger, den damaligen Vorstand des Instituts für Kunstgeschichte, an die Karl-Franzens-Universität. Jahrzehntelang nahm aber niemand die Sichtung und Bearbeitung des Vermächtnisses in Angriff. Und auch Ploder war anfänglich von der Idee nicht sonderlich begeistert. Dass ihn dann doch noch das "Geymüller-Fieber" packte, verdankt der Forscher einem Zufall. Wasser, das durch die Decke der Institutsräume drang, veranlasste Ploder, auf dem Uni-Dachboden nach der Ursache zu suchen. Neben einer defekten Dachrinne entdeckte der Wissenschafter noch etwas, das sein Interesse weckte: mehrere Mappen aus Geymüllers Nachlass, die unter dem Gebälk der Universität in Vergessenheit geraten waren.
Ploder vertiefte sich in "seinen Fund" und veröffentlichte schließlich die Ergebnisse seiner Forschungen unter dem Titel "Heinrich von Geymüller und die Architekturzeichnung. Werk, Wirkung und Nachlass eines Renaissance-Forschers". In seinem Buch widmete er sich auch der "Raccolta Geymüller", der Sammlung, die der Architekturhistoriker 1907 an die Uffizien verkauft hatte und die nun erstmals in ihrer Gesamtheit präsentiert wird. Der Großteil der Unterlagen über den Erwerb und Verkauf dieser Sammlung befindet sich im Grazer Nachlass.
Die Bedeutung des Wissenschafters Heinrich von Geymüller liegt vor allem darin, dass er als Erster eine Methode entwickelte, Architekturzeichnungen als Grundlage für die Erforschung der Baugeschichte heranzuziehen. Darüber hinaus begründete er die moderne "St.-Peter-Forschung", die sich mit der über 200-jährigen Entstehungsphase des Peterdoms in Rom befasst. Geymüller, geboren in Wien und nach dem Tod seiner Eltern von einer Familie aus St. Petersburg adoptiert, war ein Kosmopolit mit Schweizer Staatsbürgerschaft. Er lebte in verschiedenen Städten Europas, davon längere Zeit mit seiner Frau in Paris, und publizierte in den Sprachen Deutsch, Französisch, Englisch und Italienisch. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Baden-Baden.
Eröffnung der Ausstellung "Bramante e gli altri. Storia di tre codici e di un collezionista"
Datum: 1. Februar 2006, 17:00 Uhr
Ort: Gabinetto disegni e stampe degli Uffizi, Florenz
Kontakt:
Ao.Univ.-Prof. Dr. Josef Ploder
Universität Graz
Institut für Kunstgeschichte
Tel.: +43 (0)316/380-2399
E-Mail: josef.ploder@uni-graz.at
http://www.polomuseale.firenze.it/mostre/mostra.asp?id=67 - Infos zur Ausstellung
http://www.polomuseale.firenze.it/musei/disegni - Website der Uffizien, Grafiksammlung
Heinrich von Geymüller
Foto: Universität Graz
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Musik / Theater
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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