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16.02.2006 10:29

Säugling mit Zwölffingerdarmverschluss im Alter von 22 Stunden zum ersten Mal per "Schlüsselloch-chirurgie" operiert - Kinderchirurgen in Berlin-Buch betreten medizinisches Neuland

Torsten Böhmer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helios Research Center GmbH

    Kinderchirurgen des HELIOS Klinikums Berlin-Buch haben erstmals einen 22 Stunden alten Säugling mit Verschluss des Zwölffingerdarms erfolgreich minimalinvasiv operiert. Dies ist der erste Eingriff dieser Art bei der seltenen Fehlbildungsform in Deutschland und der dritte weltweit.

    Berlin-Buch, den 15. Februar 2006. Lisa Bohn ist 50 Zentimeter klein, wiegt 2700 Gramm und hat bereits eine vierstündige Operation hinter sich. Im zarten Alter von 22 Stunden beseitigte
    Prof. Dr. Klaus Schaarschmidt, Chefarzt der Kinderchirurgischen Klinik des HELIOS Klinikums Berlin-Buch, einen angeborenen Zwölffingerdarmverschluss. "Dem Kind geht es prächtig", freut sich Prof. Schaarschmidt über die gelungene Operation. Auch Theresa Jordan (33), die Mutter, ist "total happy." Ein Grund für die schnelle Erholung von Lisa: Der Verschluss im Zwölffingerdarm wurde per "Schlüssellochchirurgie" beseitigt

    Zum ersten Mal hat Prof. Schaarschmidt mit seinem Team ein Neugeborenes mit einem Membran-verschluss im Zwölffingerdarm minimalinvasiv operiert und Pionierarbeit geleistet. "Weltweit gibt es bisher nur zwei dokumentierte Fälle einer minimalinvasiven Korrektur bei dieser seltenen Fehlbildungsform, bei einem Neugeborenen aus Denver und bei einem einjährigen Kind aus Nizza", berichtet der Bucher Kinderchirurg. Die Operation über das " Schlüsselloch" ist insbesondere bei Neugeborenen technisch sehr anspruchsvoll, denn die Organe und der verfügbare Raum sind sehr klein. "Das bedeutet Filigranarbeit", so Schaarschmidt. Medizinischer Standard ist eine offene Operation mit einem großen Bauchschnitt und einer entsprechenden Wunde.

    Bei Lisa erinnern vier winzige Wunden (drei bis fünf Millimeter), die gut verheilen, an den lebens-notwendigen Eingriff. "Auf Grund der schonenden Operationsmethode erholen sich die Säuglinge viel schneller als bei einem offenen Eingriff", berichtet Prof. Schaarschmidt und ergänzt: "Eine offene Operation mit einem großen Bauchschnitt erschwert auch das Atmen". Denn Babys atmen weniger über das Zwerchfell, sondern überwiegend mit dem Bauch.

    Auf den minimalinvasiven Eingriff konnten sich die Bucher Kinderchirurgen vorbereiten, denn die Klinik war über den notwendigen Eingriff informiert. Schon in der 20. Schwangerschaftswoche hatte Dr. Katrin Trenkler-Kühling, Oberärztin der Frauenklinik und Geburtshilfe des HELIOS Klinikums Berlin-Buch, den Zwölffingerdarmverschluss während einer Vorsorgeuntersuchung per Ultraschall entdeckt und die Kinderchirurgen vorgewarnt "Der Darmverschluss wurde zu einem sehr frühen Zeitpunkt festgestellt, was gar nicht so einfach ist", freut sich Prof. Michael Untch, der neue Chefarzt der Frauenklinik und Geburtshilfe, über diese frühe Diagnose und die gute Zusammenarbeit von Geburtshilfe und Kinderchirurgie.

    Doch plötzlich musste alles schnell gehen. Theresa Jordan erlitt einen vorzeitigen Blasensprung, Lisa erblickte zwei Wochen zu früh das Licht der Welt. Sie wurde direkt in die Kinderchirurgische Klinik verlegt und 22 Stunden nach der Geburt operiert. Über vier Zugänge - einer über den Bauchnabel - verschafften sich die Kinderchirurgen mit kleinen Instrumenten den Zugang zum Zwölffingerdarm. Eine kleine Videokamera übertrug Bilder aus dem Inneren des kleines Körpers auf einen Monitor. Die störende Membrane im Zwölffingerdarm wurde entfernt, der Darm an der Stelle mit eigenem Gewebe erweitert. Alles ohne Komplikationen.

    "Die Operation war lebenswichtig, sonst wäre Lisa verhungert", berichtet Prof. Untch. "Denn der Verschluss im Zwölffingerdarm lag nur wenige Zentimeter unter dem Magen, das Kind hätte jede Nährung sofort wieder erbrochen". Während der Schwangerschaft konnte nichts passieren. "Da wurde Lisa über die Nabelschnur mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt", erklärt der Bucher Frauenarzt und Geburtshelfer, der vor wenigen Wochen die Leitung der Klinik übernommen hat.

    Noch wird Lisa über eine Nasensonde mit Muttermilch zusätzlich ernährt. "Doch gestern hat es mit dem Stillen zum ersten Mal richtig geklappt", freut sich die überglückliche Theresa Jordan, die ihre Tochter mehrmals täglich besucht, über die Entwicklung. "Lisa schläft viel, sie hat auf Grund der Sondenernährung kein Hungergefühl". Der Darm, der während der Schwangerschaft seine Funktionen nicht entwickeln konnte, muss jetzt langsam trainiert werden. Denn sonst fließt während der Schwangerschaft beispielsweise Magen- oder Bauchspeicheldrüsensaft durch den Darm, der auf diese Weise seine Verdauungsfunktionen entwickeln kann.

    Pressekontakt:
    HELIOS Klinikum Berlin-Buch
    Hermann Müller
    PR/Marketing
    Wiltbergstraße 50
    13125 Berlin
    Telefon: +49 30 94 01 - 20 84 und 0175/4000850
    Telefax: +49 30 94 01 - 32 08
    E-Mail: hemueller@berlin.helios-kliniken.de


    Weitere Informationen:

    http://www.helios-kliniken.de


    Bilder

    Erfoglreich im Team, glücklich über die gelungene Operation: Theresa Jordan (33) mit Tochter Lisa, Prof. Michael Untch (links), Chefarzt der Frauenklinik und Geburtshilfe des HELIOS Klinikums Berlin-Buch, Prof. Klaus Schaarschmidt (zweiter von rechts),  Chefarzt der Kinderchirurgischen Klinik des HELIOS Klinikums Berlin-Buch und Dr. Katrin Trenkler-Kühling (rechts), Oberärztin der Frauenklinik/Geburtshilfe.
    Erfoglreich im Team, glücklich über die gelungene Operation: Theresa Jordan (33) mit Tochter Lisa, P ...
    HELIOS Kliniken
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    Theresa Jordan zusammen mit ihrer Töchterchen Lisa
    Theresa Jordan zusammen mit ihrer Töchterchen Lisa
    HELIOS Kliniken
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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