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01.03.2006 12:32

Mehr Möglichkeiten - weniger Geld: RUB-Tagung "Evaluation im Gesundheitswesen"

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Immer stärker eingeschränkte Ressourcen bei stetig steigenden diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten - mit allen Facetten dieses Dilemmas des deutschen Gesundheitswesens befasst sich die Tagung "Evaluation im Gesundheitswesen", die vom 6. bis zum 9. März 2006 in der Ruhr-Universität stattfindet. Ziel ist es, die größeren Systemwirkungen und Zusammenhänge zu evaluieren, um die Veränderungen der Rahmenbedingungen des komplexen Gesundheitswesens angemessen analysieren zu können. Die gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft und des Deutschen Netzwerks Evidenz-basierte Medizin e.V. bietet ein Forum mit hochkarätigen Referenten und einer großen Vielfalt an Themenschwerpunkten, das die Bandbreite der notwendigen Forschung in Deutschland sowohl im methodischen als auch im angewandten Bereich abdeckt.

    Bochum, 01.03.2006
    Nr. 78

    Das Dilemma: Mehr Möglichkeiten - weniger Geld
    RUB-Tagung "Evaluation im Gesundheitswesen"
    Ziel: Optimale Versorgung und Qualität sichern

    Immer stärker eingeschränkte Ressourcen bei stetig steigenden diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten - mit allen Facetten dieses Dilemmas des deutschen Gesundheitswesens befasst sich die Tagung "Evaluation im Gesundheitswesen", die vom 6. bis zum 9. März 2006 in der Ruhr-Universität stattfindet. Ziel ist es, die größeren Systemwirkungen und Zusammenhänge zu evaluieren, um die Veränderungen der Rahmenbedingungen des komplexen Gesundheitswesens angemessen analysieren zu können. Die gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft und des Deutschen Netzwerks Evidenz-basierte Medizin e.V. bietet ein Forum mit hochkarätigen Referenten und einer großen Vielfalt an Themenschwerpunkten, das die Bandbreite der notwendigen Forschung in Deutschland sowohl im methodischen als auch im angewandten Bereich abdeckt.

    Programm und Informationen im Internet

    Das komplette Programm der Tagung und weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.evaluation2006.de

    3000 Euro pro Jahr zahlt jeder Deutsche

    Einer der Schwerpunkte liegt auf der Versorgungsforschung: Der Synthese aus medizinischer Grundlagenforschung und Anwendungsforschung in der Praxis. Ziel ist es, herauszufinden, wie kurative Leistungen effizient und bedarfsgerecht erbracht werden können. "Dies ist von hoher Dringlichkeit, wenn man sich vor Augen führt, dass das Gesundheitswesen in unserem Land inzwischen einen zentralen Bestandteil unserer Volkswirtschaft ausmacht. Die Anzahl aller allein in den deutschen Krankenhäusern Beschäftigten liegt mit rund einer Million noch vor der Zahl aller Arbeitnehmer in der Automobilindustrie, einschließlich der Automobilzuliefererindustrie", unterstreicht Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch (Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie). Die Ausgaben im Gesundheitswesen betrugen im Jahr 2002 geschätzte 234 Mrd. Euro und dürften aufgrund der stetigen Zunahme, die in den letzten zehn Jahren zu beobachten war, im letzten Jahr die 240 Mrd. Euro-Grenze überschritten haben. "Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Aufkommen von 3000 Euro pro Einwohner der Bundesrepublik Deutschland", rechnet Trampisch. Die Evaluation aller Bereiche des Gesundheitswesens dient jedoch auch der Weiterentwicklung seiner Qualität und nicht nur der Optimierung gesundheitsökonomischer Aspekte.

    Unangenehm und teuer: Kopfschmerzen

    Der Dienstag ist ausschließlich der Evaluation und ihrer Methodik gewidmet. Der Hauptvortrag von Prof. Michael J. Campbell von der University of Sheffield (14 Uhr) wird sich mit der Evaluation komplexer Interventionen im Bereich der Regelversorgung befassen. Typische und kostenintensive Krankheitsbilder wie chronische Schmerzen, sehr häufig Kopf- oder Rückenschmerzen, oder Arteriosklerose und ihre Folgeerkrankungen, z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall, sind weitere Themengebiete, die für die Tagung von zentraler Bedeutung sind. Kopfschmerzen gehören neben Rückenschmerzen zu den häufigsten Schmerzerkrankungen. In Deutschland leiden 30-60% aller Menschen an zumindest gelegentlich auftretenden Kopfschmerzen. 2-3% leiden unter chronischem Spannungskopfschmerz, 12-14% aller Frauen und 6-8% aller Männer haben Migräne. Kopfschmerzen können aufgrund von medizinischen, sozialen und psychischen Faktoren zu einer Langzeitbehinderung der Betroffenen führen. Die klassische Behandlung mit Medikamenten ist nicht immer erfolgreich und kann unangenehme und teils kostenintensive Nebenwirkungen verursachen. Als alternative Behandlungsmethode wird schon seit vielen Jahren die Körperakupunktur angewandt. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass nur selten Nebenwirkungen auftreten. Bislang fehlten aber klinische Studien, die die Akupunktur direkt mit einer klassischen medikamentösen Therapie verglichen hätten. Auf der Tagung stellen die Forscher aktuelle Ergebnisse der Deutschen Akupunkturstudie gerac vor, die diesen direkten Vergleich erstmals durchgeführt hat.

    Herzinfarkt und Schlaganfall verhindern oder hinauszögern

    Weiterer Schwerpunkt ist die weltweit größte Studie zur möglichst frühzeitigen Erfassung arteriosklerotischer Veränderungen bei älteren Patienten in der hausärztlichen Versorgung getABI (Ankle Brachial Index, Knöchel/Arm-Index). Bei rund 6900 Patienten über 65 wurde eine einfache Nachweismethode einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) in den Arterien des Beines angewandt: die Messung des systolischen ("oberen") Blutdrucks an beiden Oberarmen und beiden Knöcheln. Der Vergleich der Blutdruckwerte ergibt den ABI. Die inzwischen fünf Jahre dauernde Nachbeobachtung der Patienten bei ihren Hausärzten hat einen eindeutigen Zusammenhang zwischen erniedrigten ABI-Werten und dem Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, ergeben. Unabhängig von weiteren Risikofaktoren (z.B. Rauchen) hatten Patienten mit einem reduzierten ABI-Messwert ein in etwa verdoppeltes Sterberisiko. Die Bestimmung des ABI ermöglicht es, die Risikopatienten so rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, dass Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall vermieden oder hinausgezögert werden können. In der jüngsten Projektphase zeigte eine Zusatzstudie, dass de ABI-Messungen auch unter den Alltagsbedingungen einer hausärztlichen Praxis einfach und genau möglich sind. Die Ergebnisse dieser Studie werden auf der Tagung erstmals vorgestellt.

    Weitere Informationen

    Stefan Zammataro, M.A., Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-27917, E-Mail: giuseppe-stefan.zammataro@rub.de, Internet: http://www.evaluation2006.de


    Weitere Informationen:

    http://www.evaluation2006.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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