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Wissenschaft
Von Bibliotheken und Archiven zu Internet und Datenautobahn - Forscher der Universitäten Mainz und Trier untersuchen räumliche Organisation von Wissen.
"Wissensräume" - bei diesem Begriff mag der Gedanke an Bibliotheken nahe liegen, in denen Wissen in Form von Büchern gesammelt ist, oder auch an das Internet, das einen schnellen Zugriff auf Wissensbestände erlaubt. Tatsächlich aber steht der Begriff für sehr viel mehr und wird nun zum Forschungsgegenstand eines interdisziplinären Zentrums von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der beiden Universitäten und wissenschaftlicher Einrichtungen in Trier und Mainz. Das Historisch-Kulturwissenschaftliche Forschungszentrum (HKFZ) Mainz-Trier bündelt Forschungsaktivitäten kulturwissenschaftlicher Fächer, die einen historischen Schwerpunkt haben, unter einem systematischen Thema. Als ersten Forschungszusammenhang behandelt das Zentrum die Frage nach der räumlichen Organisation von Wissen ("Wissensräume"). Zugleich will das HKFZ einen Beitrag zu einer wissenschaftstheoretischen und methodologischen Grundlegung der Historischen Kulturwissenschaften leisten.
Das HKFZ entstand aus der Bemühung, die interdisziplinäre Arbeit der mediävistischen Disziplinen in Mainz und Trier in einen größeren Kontext zu stellen. Seit 2002 besteht in Mainz bereits der Interdisziplinäre Arbeitskreis Mediävistik (IAK), der im Wintersemester 2005/06 übrigens auch die Ringvorlesung "Mainz im Mittelalter" veranstaltet hat. In Trier fanden sich in den letzten Jahren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zur Arbeitsgemeinschaft Trierer Mediävistik zusammen, Gespräche über gemeinsame Projekte der Trierer und Mainzer Mediävistik folgten. "Mit dem Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum haben wir erstmals in Rheinland-Pfalz ein Forschungszentrum geschaffen, das von zwei Universitäten getragen wird", erklärte die Sprecherin des HKFZ am Standort Mainz, Univ.-Prof. Dr. Mechthild Dreyer vom Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität. Das Forschungszentrum wird im Rahmen des Landesprogramms "Wissen schafft Zukunft" mit einer Anschubfinanzierung gefördert.
Unter dem Dach des HKFZ sind 18 Disziplinen vertreten: Bibliothekswissenschaft und Byzantinistik, Computer-Philologie und Theologie, Germanistik und Philosophie, Wissenschaftsgeschichte und andere mehr. Die Mitgliederliste des HKFZ umfasst Wissenschaftler der Universitäten in Mainz und Trier, außeruniversitärer wissenschaftlicher Einrichtungen und andere Kooperationspartner im In- und Aus-land. Die Zusammenarbeit der kulturwissenschaftlichen Disziplinen konzentriert sich auf historische Fragestellungen. "Wie wir immer wieder sehen, haben aktuelle Probleme und Sachverhalte historische Wurzeln", erläutert Dreyer. "Ein Verständnis dieser Probleme und Sachkonstellationen oder eine Lösung von Problemen kann angemessen erst aus der Kenntnis dieser Wurzeln erfolgen."
"Wissensräume", der erste Themenschwerpunkt des HKFZ, umspannt einen Zeitraum von der Antike bis heute. Er kann sich auf Vorarbeiten stützen, die von den Universitäten in Mainz und Erfurt zum Thema "Dynamische Räume des Wissens in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt" geleistet wurden und im HKFZ fortgeführt werden. Das Gesamtthema wird in Form von sechs Arbeitsfeldern untersucht. Das erste, "Konstitutionsbedingungen von Wissensräumen", geht der Frage nach, wie sich unterschiedliche Wissensformen jeweils räumlich organisieren und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Gegenstand des zweiten Arbeitsfeldes ("Raum als Organisationsmodus von Wissen in literarischen Texten") sind fiktionale Text-Räume. "Wissensraum Stadt", der dritte Arbeitsbereich, untersucht den Zusammenhang von praktischem Handlungswissen und gelehrtem Bildungswissen in den Städten des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. "Herrschaftsraum und Wissensraum" thematisiert die Ziele der Herrschaftspraxis - Intensivierung der Herrschaft und Ausdehnung der Herrschaft - und das dazu notwendige Wissen. Wissensräume benötigen eine Infrastruktur, eine Logistik und einen Diskurs: diese medialen und methodischen Rahmenbedingungen wird der Teilbereich "Medien und Methoden der Konstruktion von Wissensräumen" untersuchen. Der sechste Arbeitsbereich "Technik und Wissensraum" ist aufgrund seiner technologischen Ausrichtung von den übrigen abgegrenzt. Er umfasst anwen-dungsorientierte Teilprojekte, in denen Wissensräume mit den Mitteln moderner Technologien konstruiert und damit zugleich neue Instrumente zur Erschließung historischer Quellen generiert werden.
Kontakt und Informationen:
Historisch-Kulturwissenschaftliches Forschungszentrum Mainz-Trier
Univ.-Prof. Dr. Mechthild Dreyer, Philosophisches Seminar
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Tel. 06131 39-22264, Fax 06131 39-20889
E-Mail: dreyer@uni-mainz.de
Historisch-Kulturwissenschaftliches Forschungszentrum Mainz-Trier
Univ.-Prof. Dr. Claudine Moulin, FB II: Germanistik, Ältere deutsche Philologie
Universität Trier
Tel. 0651 201-2305, Fax 0651 201-3909
E-Mail: moulin@uni-trier.de
Geschäftsführung
Claudia Lauer
Tel. 06131 39-20280, Fax 06131 39-26782
E-Mail: lauercl@uni-mainz.de
Andreas Gniffke
FB II: Germanistik, Ältere deutsche Philologie
Universität Trier
Tel. 0651 201-2318, Fax 0651 201-3293
E-Mail: gnif3201@uni-trier.de
Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zur Einrichtung des HKFZ: der Mainzer und Trierer Universit ...
Peter Pulkowski
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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