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Wissenschaft
Forschungsprojekt zum Kalender abgeschlossen
Mit der Publikation eines Buches, das die Ergebnisse kulturwissenschaftlicher Forschung gerade auch einem breiteren Publikum zugänglich machen will, wird jetzt im Seminar für Religionswissenschaft der Universität Erfurt ein langjähriges Forschungsunternehmen zur europäischen Kalendergeschichte abgeschlossen. Fasziniert von der Konstanz des Kalenders mit seinen Monatsnamen und Monatslängen seit der Antike hat Prof. Jörg Rüpke die Geschichte des Kalenders als graphische Darstellung und gesellschaftliches Steuerungsinstrument neu aufgerollt. Die Ergebnisse liegen jetzt in dem Buch "Zeit und Fest: Eine Kulturgeschichte des Kalenders" im C.H.Beck-Verlag vor.
In der Anfangsphase des Projektes stand die Aufarbeitung von mehr als einem halben Hundert römischer Kalenderexemplare. Zum ersten Mal in der europäischen Geschichte wurde in Rom ein ganz auf das Sonnenjahr abgestellter Kalender für eine ganze Gesellschaft verpflichtend gemacht und die Zeitgestaltung von den Mondphasen abgekoppelt. Noch weiter reichte aber, so ergaben die Untersuchungen, die Entwicklung einer graphischen Form, die den Kalender zu einem Medium von Geschichtsschreibung und politischer Selbstdarstellung, von religiöser Reform und kultureller Identität machte.
In der Anfangsphase des Projektes war die Arbeit auf die Stadt Rom und die Antike konzentriert. Insbesondere die Bestände der Forschungsbibliothek Gotha im Schloss Friedenstein boten dann die Möglichkeit, die Untersuchung auf die frühe Neuzeit auszudehnen. Das Raster und die Formen antiker Kalender boten ebenso der blühenden Astrologie wie den konfessionellen Erinnerungskulturen, die sich nach der Reformation ausbildeten, Ansatzpunkte für breite öffentliche Wirkung.
Besondere Aktualität gewann das Projekt in der Zeit vor dem Wechsel zum Jahr 2000; hier waren es nicht zuletzt Kulturwissenschaftler selbst, die durch die Konstruktion von säkularen Endzeiterwartungen Spannung und öffentliche Aufmerksamkeit erzeugten, wie Rüpke in einer Publikation vom Dezember 1999 beobachtete. "Durch den religionswissenschaftlichen Schwerpunkt der Universität Erfurt und die Zusammenarbeit mit Historikern und Liturgiewissenschaftlern hat die Arbeit in der Abschlussphase noch einmal an Dynamik und Substanz gewonnen", zieht der Projektleiter Bilanz.
Weitere Informationen: joerg.ruepke@uni-erfurt.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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