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22.03.2006 10:42

Was ist aus euch geworden? Die Bonner Uni befragt ihre Absolventen

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Das Diplom in der Tasche, noch ein letzter warmer Händedruck vom Professor - und dann ward von der Alma mater nie wieder etwas gehört. So endet für viele Studenten ihre Uni-Karriere. Nicht jedoch in Bonn: Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität befragt künftig ihre Absolventen regelmäßig und weitestgehend automatisiert nach ihrer Berufslaufbahn und ihrer Einschätzung des Studiums. Von den Erkenntnissen soll vor allem die Lehre profitieren.

    "Sie haben im letzten Jahr Ihr Studium an der Universität Bonn abgeschlossen und sich bereit erklärt, an der Absolventenbefragung teilzunehmen. Wir freuen uns auf Ihre Meinung und haben unter https://www.umfragen.uni-bonn.de/absolventen einen Fragebogen für Sie bereitgestellt. Einloggen können Sie sich ab sofort mit Ihrem persönlichen Passwort." Mehr als 1.500 Ex-Studenten haben in den letzten Monaten eine derartige Mail erhalten - auf den Tag genau ein Jahr nach ihrem Abschluss. 670 von ihnen haben das Angebot genutzt und den Online-Fragebogen ausgefüllt. "Eine hohe Quote, wenn man den Umfang des Fragebogens bedenkt", betont Dr. Christian Rietz vom Zentrum für Evaluation und Methoden (ZEM).

    Denn die Teilnehmer sollen nicht nur möglichst detailliert darlegen, wie ihr beruflicher Werdegang nach Verlassen der Uni verlaufen ist. Die meisten Fragen zielen auf die Qualität der Lehre: Inwieweit hat Ihr Studium zu Ihrem beruflichen Erfolg beigetragen? Welche Fähigkeiten sollte Ihr Fach verstärkt vermitteln? Welche Fähigkeiten, die Sie an der Uni gelernt haben, sind dagegen in Ihrem Beruf nicht so wichtig? Wie zufrieden waren Sie mit Studieninhalten, der Arbeitsatmosphäre, den Dozentinnen und Dozenten? Wurden Sie bei der Stellensuche durch die Uni unterstützt - beispielsweise durch die Vermittlung von Kontakten, eine Jobbörse oder Bewerbertrainings?

    Vier Jahre später wiederholt sich das Spiel: "Wir möchten wissen, wie sich die Berufslaufbahn unserer Alumni mit der Zeit entwickelt", erklärt ZEM-Mitarbeiterin Britta Krahn. "Auch beurteilt ein Berufseinsteiger sein Studium vielleicht anders als jemand, der schon einige Jahre Berufserfahrung hat." Die Auswertung erfolgt ebenso wie der Versand der Mails und Passwörter vollautomatisch - ansonsten ließe sich die Aufgabe, jährlich mehrere tausend Ehemalige zu befragen, gar nicht stemmen.

    Mit den Ergebnissen lassen sich beispielsweise diejenigen Fächer identifizieren, die weitgehend "am Arbeitsmarkt vorbei" ausbilden. Außerdem erhofft sich die Uni Aussagen über fachspezifische Erfolgskriterien: Wie wichtig sind in der Mathematik Praktika, wie wichtig ein Auslandssemester? Wie entscheidend sind "harte" Faktoren wie Fachwissen, was zählen soziale Kompetenz oder Teamfähigkeit? "Diese Erfolgskriterien können künftig auch dann wichtig werden, wenn es um die Studentenauswahl geht", erläutert Rietz: "Für viele Fächer gibt es wahrscheinlich individuelle Grundvoraussetzungen, die man mitbringen sollte, um sie erfolgreich studieren zu können."

    Landesregierung zeigt sich interessiert

    Fester Bestandteil des so genannten "Bonner Modells der Hochschulevaluation" sind zudem regelmäßige Online-Befragungen der Studierenden und Lehrkräfte. Kaum eine Uni in Deutschland holte jedoch bislang regelmäßig die Meinung ihrer Absolventen ein. Inzwischen zeigt sich daher auch die Politik an dem Projekt interessiert: So konnte der Leiter des ZEM Professor Dr. Georg Rudinger das Modell kürzlich im Innovationsministerium der Führungsspitze der nordrhein-westfälischen Hochschulen präsentieren. "Wir stellen das Bonner Modell anderen Universitäten zur Verfügung", erläutert Rietz. "Wir passen Fragen und Layout wunschgemäß an und implementieren das Ergebnis auf unserem Umfrage-Server." Da die Auswertung komplett automatisiert erfolgt, werden für das Modul "Absolventenbefragung" lediglich 4.000 Euro jährlich fällig. Das komplette Evaluationspaket kostet je nach Studentenzahl das Drei- bis Vierfache.

    Wer in Bonn studiert hat, scheint sich übrigens auf dem Arbeitsmarkt recht gut zu bewähren: Mehr als 60 Prozent der Absolventen fanden im Durchschnitt vier Monate nach ihrem Abschluss einen Job mit inhaltlichem Bezug zu ihrem Studium. Wie sehr sich die befragten Absolventen einen engeren Kontakt zu "ihrer" Uni wünschen, zeigt ein anderes Ergebnis der Bonner Befragung: Gut 80 Prozent äußerten Interesse, die Alumni-Arbeit aktiv zu unterstützen.

    Kontakt:
    Dr. Christian Rietz
    Britta Krahn
    Zentrum für Evaluation und Methoden der Uni Bonn
    Telefon: 0228/3364-1105 oder 0228/3364-1103
    E-Mail: rietz@uni-bonn.de oder krahn@zem.uni-bonn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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