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Wissenschaft
Über ein halbes Jahrhundert lang war ein Stück Reichtum des Mineralogischen Museums der Uni verschollen. Bis im Herbst 2005 eine höchst erfreuliche Nachricht eintraf: Ein Dutzend Minerale, im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, waren in den USA wieder aufgetaucht. Jetzt sind die weit gereisten Stücke als kleine Sonderausstellung in Würzburg zu sehen.
Auf der Türschwelle des Geologie-Museums der Universität Wisconsin Madison landete vor etwa 20 Jahren eine alte, hölzerne Zigarrenkiste. In ihr befanden sich 14 Sammlungsstücke, über deren Schenkung der Direktor des Museums, Dr. Klaus W. Westphal, einige Tage zuvor von einem ehemaligen amerikanischen Soldaten informiert worden war. Der hatte die Stücke während seiner Tätigkeit für die "Strategic Services" im Zweiten Weltkrieg in der Ruine einer deutschen Universität aufgelesen.
Im Oktober 2005 erhielt Professor Hartwig Frimmel, Leiter des Würzburger Instituts für Mineralogie und Kristallstrukturlehre, einen Brief aus Wisconsin. Beim Durchsehen seiner Mineraliensammlung, so schreibt der inzwischen emeritierte Direktor Westphal, sei er durch Zufall wieder auf die interessanten Exponate ungeklärter Herkunft gestoßen - sie waren aufgrund des gewaltigen Bestandes des Museums in Vergessenheit geraten.
Es handelt sich um zwölf Steine, "einige davon wirklich besonders schöne Exemplare", sagt Frimmel. Hinzu kommen ein poliertes Stück versteinertes Holz und ein prähistorisches Steinmesser. Nahezu alle Stücke waren mit handgeschriebenen deutschen Etiketten versehen. Den rechtmäßigen Eigentümer konnte Westphal zunächst nicht mit Sicherheit bestimmen - bis ihm ein ungewöhnlicher Zeitzeuge zu Hilfe kam. Die Zigarrenkiste, in der die Mineralien aufbewahrt worden waren, trug auf der Innenseite einen Stempel. Der war zwar stark verblasst, aber dennoch glückte es Westphal schließlich mit einem Vergrößerungsglas und unter Schwarzlicht, den wichtigsten Teil der Prägung zu entschlüsseln: "Würzburg".
Dorothée Kleinschrot, Mitarbeiterin in der Mineralogie, bestätigte dem Amerikaner auf sein Schreiben hin, dass das Museum die fraglichen Stücke vor vielen Jahrzehnten erworben hatte. Der Vergleich der mitgesandten Etiketten mit Bestandskatalogen aus dem 19. Jahrhundert ließ dann keinen Zweifel mehr, und so stand einer Rückkunft nichts mehr entgegen. Per Luftpost flogen die wiedergefundenen Exponate gen Heimat.
Doch welche Geschichte steckt hinter dem Kontinentwechsel der Steine? Am Ende des Zweiten Weltkriegs, im Frühjahr 1943, wurde im Institut für Geologie - damals wie heute am Pleicherwall gelegen - der mineralogische Ausstellungsraum geräumt, um Platz für ein Kriegslazarett zu schaffen. Man brachte die Mineralien gemeinsam mit den geologischen Schaustücken auf engstem Raum unter.
Die Sammlung überstand das verheerende Bombardement des 16. März 1945, weil sich ein Soldat noch während der Fliegerangriffe auf den Speicher des Instituts wagte und die von zahlreichen Bomben ausgelösten Brände löschte. So bewahrte er den Bau vor der Zerstörung. Wenige Wochen später kam es in dem zertrümmerten Institutsgebäude zu Plünderungen. Obwohl die wertvollsten Güter bereits während des Krieges evakuiert worden waren, entstand großer Schaden.
Dann mussten die übrigen Schätze der Geowissenschaftler noch einmal einen Transport erfahren, da die amerikanischen Besatzungstruppen die Räume als Club verwenden wollten. Bei der Verlagerung in die benachbarten Anatomiesäle kam es abermals zu Vertauschungen und Verlusten von Mineralen und ihren Etiketten. Erst 1947 gaben die Amerikaner die Räume wieder frei.
Im 1972 am Hubland gebauten Mineralogischen Museum haben die "Heimkehrer" nun wieder einen Platz gefunden. Dort können sie dauerhaft als kleine Sonderausstellung in einer eigenen Vitrine bewundert werden. Über die Geschichte der weit gereisten Stücke informieren vier Poster.
Öffnungszeiten des Museums: Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr, Mittwoch von 14.00 bis 16.00 Uhr. Führungen für Gruppen nach Vereinbarung unter T (0931) 888-5407 oder 888-5421.
Dieser schöne Aquamarinkristall aus dem Ural galt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als verschwun ...
Foto: Klaus-Peter Kelber
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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