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08.11.1999 15:22

Himmler und die Hexen

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Himmler und die Hexen

    Tübinger Historiker veröffentlichen Forschungsergebnisse zu "Himmlers Hexenkartothek"

    Prof. Sönke Lorenz vom Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Tübingen hat zusammen mit anderen Wissenschaftler den"H-Sonderauftrag des Reichsführer SS" untersucht und die Ergebnisse in dem soeben erschienenen Band "Himmlers Hexenkartothek" veröffentlicht. Auf 33.000 Karteikarten hatten die SS-Männer von 1935 bis 1944 im Dienste Himmlers einzeln oder kollektiv Opfer der Hexenverfolgung im Deutschland des 16. und 17. Jahrhunderts verzeichnet.

    SS-Chef Heinrich Himmlers, der große Verfolger der Juden im Dritten Reich, wollte mit seinem Interesse für die Verfolgung der frühen Neuzeit "keineswegs als Verfolger von Verfolgern lernen". Vielmehr sah er in den Hexenprozessen ein großes Verbrechen am deutschen Volk. Nach der von ihm und seinen Mitarbeitern vertretenen Geschichtsauffassung hatte die christliche Kirche mit den Hexenprozessen versucht, altgermanisches Erbe zu vernichten. Besonders die Vermutung, daß letztendlich "der Jude" seine "blutige Hand" im Spiel gehabt hätte, konnte sich nie erhärten. Nach neun Jahren Forschung, in denen sich die SS-Männer bemühten die angeblich vernichteten Reste altgermanischem Kulturerbes zu Tage zu fördern, wurden die Ergebnisse nie ausgewertet.

    Himmlers Hexenkartothek wird heute in Posen (Polen) aufbewahrt. Auf die Frage, ob die Karteikarten für die moderne Erforschung der Hexenverfolgung noch nutzbringend verwendet werden können, antworten die Autoren mit Vorbehalten, denn die SS-Leute hätten auch als ausgebildete Historiker doch manchmal sehr schlampig gearbeitet und seien ideologisch vorbelastet gewesen. Das soeben erschienene Buch "Himmlers Hexenkartothek" legt neben den Forschungergebnissen auch besonderen Augenmerk auf die Verflechtungen, die zwischen den SS-Leuten und Vertretern der universitären Geschichtswissenschaft und Volkskunde bestanden. So hatte beispielsweise ein Historiker, der nach dem Krieg in Baden-Württemberg besonders Ansehen genoß, für einige Jahre die historische "Gegnerforschung" in Himmlers Reichssicherheitshauptamt entscheidend koordiniert. Das Buch greift damit aktuelle Fragen nach den braunen Flecken auf der "weißen Weste" der Geschichtswissenschaft im Dritten Reich auf.

    Himmlers Hexenkartothek. Das Interesse des Nationalsozialismus an der Hexenverfolgung. Sönke Lorenz (Hrsg.) u.a., (Hexenforschung Bd.4), Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte 1999, 218 S.
    ISBN: 3-89534-273-4; DM 38,-

    Nähere Informationen:
    Prof. Sönke Lorenz
    Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften
    Tel.: 07071/29-78514
    Fax: 07071/29-5785


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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