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27.04.2006 10:12

e-Learning im Strafvollzug

Eberhard Scholz Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Bürgermeister Jens Böhrnsen besuchte Technologie-Zentrum Informatik der Universität Bremen

    Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen, zugleich Senator für Justiz in Bremen, besuchte am gestrigen Mittwoch (26. April 2006) das Technologie-Zentrum Informatik in der Universität Bremen. Die Informatiker dort arbeiten seit einigen Jahren an der Entwicklung von e-Learning-Programmen für die Aus- und Weiterbildung im Strafvollzug. Das Spektrum an Ausbildungsberufen, Kurzzeitqualifizierungen und Weiterbildungsmaßnahmen, das heute durch e-Learning unterstützt werden kann, ist außerordentlich breit. Die Qualifizierung verbessert die Chancen für eine Reintegration der Strafgefangenen nach der Haftentlassung und schafft die Voraussetzung für die Aufnahme einer dauerhaften Arbeit. Studien zeigen, dass die Aus- und Weiterbildung im Strafvollzug die Vermittlungsfähigkeit ehemaliger Strafgefangener deutlich erhöht und damit die Rückfallquote senkt.

    Das ist einerseits wichtig für die Straffälligen selbst, um aus dem Teufelskreis von Straftat und Gefängnisaufenthalt herauszukommen, das ist aber auch gesellschaftlich von großer Bedeutung: einerseits in Bezug auf die öffentliche Sicherheit, andererseits auch unter Kostengesichtspunkten, da jeder Tag weniger im Gefängnis Haftkosten und damit Steuermittel spart. Die Investition in Lernsoftware zahlt sich aus. Sicherheit wird übrigens in den e-Learning-Projekten ganz groß geschrieben. Die Informatiker haben die fortgeschrittenste Sicherheitstechnologie eingesetzt, um jeglichen potenziellen Missbrauch der IT im Strafvollzug zu verhindern.

    Norddeutsche Länder arbeiten bei Aus- und Weiterbildung im Strafvollzug zusammen

    Bürgermeister Böhrnsen war insbesondere auch an der Kooperation zwischen Universität und Praxis interessiert. Die in der Universität entwickelten e-Learning-Systeme sind bereits in den Justizvollzugsanstalten im praktischen Einsatz, nicht nur in Bremen, sondern flächendeckend in weiteren sechs norddeutschen Bundesländern (Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin). Auf Anregung des Landes Bremen haben die sieben norddeutschen Länder einen "Nordverbund" gegründet, in dem über Ländergrenzen hinweg Fragen der Aus- und Weiterbildung im Strafvollzug diskutiert und koordiniert werden. Lisa Lutzebäck, beim Bremer Justizsenator zuständig für den Strafvollzug: "Ohne die aus Mitteln des europäischen Sozialfonds geförderten e-Learning-Projekte hätten wir die länderübergreifende Kooperation kaum gestartet. Jetzt erweist sie sich auch auf anderen Feldern der Justiz als gewinnbringend." Die Kooperation reicht aber auch noch weiter. Inzwischen gilt das norddeutsche Projekt als Pilotprojekt in Europa. Die Bremer sind die Initiatoren einer Vielzahl europäischer e-Learning- und Reintegrationsprojekte, an denen Partner aus dem Justizbereich von Italien bis Norwegen und von Großbritannien bis Bulgarien beteiligt sind. Jürgen Hillmer vom Kriminologischen Dienst: "Selbst der Strafvollzug in China hat sich für unsere fortschrittlichen Ausbildungs- und Reintegrationsmethoden interessiert. Eine Delegation aus dem Justizbereich hat sich unsere Vollzugsmethoden und Ausbildungskonzepte hier in Bremen in der Praxis angesehen."

    Wissensmanagement für Mitarbeiter im Strafvollzug

    Seit knapp einem Jahr arbeiten die Informatiker zusammen mit dem Justizressort bereits an ihrem nächsten Projekt für den Strafvollzug. Diesmal geht es um den Austausch von Wissen und Erfahrung zwischen den Mitarbeitern. Mit Hilfe eines IT-Systems, das in einem zugangsgeschützten Bereich des Internets betrieben wird, sollen die Vollzugsmitarbeiter, Sozialarbeiter, Psychologen und Ärzte ihre Erfahrungen an ihre Kollegen weitergeben, um die Qualifizierungs- und Reintegrationschancen der Inhaftierten zu erhöhen und damit ihre Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern. Dieses "Wissensmanagementsystem" wird ebenfalls im Nordverbund koordiniert und im europäischen Rahmen mit anderen Justizveraltungen diskutiert. Professor Jürgen Friedrich, Forschungsgruppenleiter im Technologie-Zentrum Informatik: "Mit den Technologien zum Wissensmanagement erhalten die Mitarbeiter im Vollzug erstmalig innovative Hilfsmittel, die ihre Arbeit effektiv und effizient unterstützen." Und Diplom-Informatiker Hauke Rath, Projektleiter e-Learning, ergänzt: "Durch den Einsatz der neuen Technologien wird nicht nur die Qualität der Arbeit im Vollzug verbessert. Vielmehr steigt auch die Motivation der Mitarbeiter, ihre schwierigen Aufgaben im Alltag zu bewältigen."


    Bilder

    Bürgermeister Jens Böhrnsen diskutiert mit Uni-Informatikern über Wissensmanagment im Strafvollzug
    Bürgermeister Jens Böhrnsen diskutiert mit Uni-Informatikern über Wissensmanagment im Strafvollzug

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Informationstechnik, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
    Deutsch


     

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