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Wissenschaft
Sozialpsychologen der Universität Jena erhalten Thüringer Forschungspreis
Jena (10.05.06) Das "Fremde" kann uns anziehen, es kann uns aber auch abschrecken. Das gilt auf der persönlichen Ebene ebenso, wie für das gesellschaftliche Zusammenleben von Deutschen und Einwanderern in unserem Land. Während es einerseits ein friedliches Miteinander unterschiedlicher Nationalitäten gibt, wird der Integrationsprozess andererseits immer wieder durch fremdenfeindliche Straftaten und gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Migranten überschattet.
Doch wovon hängt es ab, wie sich Menschen unterschiedlicher sozialer Gruppen zueinander verhalten? Für ihre Forschungsarbeiten zu diesem Thema erhalten die Sozialpsychologen Prof. Dr. Amélie Mummendey, Prof. Dr. Thomas Kessler, Dr. Thorsten Meiser und Dr. Kai Sassenberg von der Universität Jena heute (10. Mai) den Thüringer Forschungspreis 2005 für Grundlagenforschung. "Für uns ist die Auszeichnung eine große Überraschung", bekennt Preisträgerin Mummendey. "Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung unserer Arbeit." Mit dem Preis, der in diesem Jahr zu gleichen Teilen an die Sozialpsychologen und ein Forscherteam um Prof. Dr. Christian Hertweck vom Jenaer Hans-Knöll-Institut (HKI) geht, würdigt der Freistaat in Thüringen tätige Wissenschaftler für herausragende Forschungsleistungen. Außerdem wird ein Preis für Angewandte Forschung an einen Thüringer Wissenschaftlerverbund vergeben. Die Preise werden von Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel überreicht und sind mit insgesamt 21.000 Euro dotiert.
Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe ist zwar nicht immer eindeutig sichtbar, doch jeder Mensch ordnet sich meist gleich mehreren gesellschaftlichen Gruppierungen zu. Ganz gleich ob Fußball- oder Motorsportfan, ob Hochschullehrer oder LKW-Fahrer, ob West- oder Ost-Deutscher, ob Mann oder Frau. "Das ist ein ganz normaler Prozess", weiß Prof. Mummendey, "denn neben unserer individuellen haben wir auch eine soziale Identität". Die Jenaer Sozialpsychologen, die sich bereits seit Jahren mit dem Forschungsschwerpunkt "Konflikt und Kooperation zwischen sozialen Gruppen" beschäftigen, konnten einige bestimmende Faktoren identifizieren, die entweder für eine harmonische oder konfliktreiche Beziehung zwischen Gruppen den Ausschlag geben. So hänge das Verhalten gegenüber Mitgliedern anderer Gruppen z. B. davon ab, wie sehr sich der einzelne Mensch selbst als prototypisch für die eigene Gruppe wahrnimmt. "Je stärker das der Fall ist, umso mehr wird die eigene Gruppe aufgewertet, alle anderen aber abgewertet", erläutert Prof. Mummendey. Was aber "prototypisch" heißt, bestimme letztendlich jeder selbst. "Werden beispielsweise die Eigenschaften von Deutschland eng definiert, kann dies als Legitimation angesehen werden, die Berechtigung von Einwanderern in Deutschland zu leben, in Frage zu stellen." Sieht man dagegen den in Deutschland vorhandenen Mix der hier lebenden Nationalitäten als "typisch deutsch" an, wird man Personen, die vom traditionellen Bild eines Deutschen abweichen, nicht negativ bewerten.
Kontakt:
Prof. Dr. Amélie Mummendey
Institut für Psychologie
Humboldtstr. 26, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945250
Fax: 03641 / 945252
E-Mail: amelie.mummendey[at]uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Psychologie
regional
Personalia
Deutsch
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