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Ein einkommensabhängiges Elterngeld hat sich in Nordeuropa bewährt. Es trägt dazu bei, dass mehr Frauen mit kleinen Kindern erwerbstätig sein können. Allerdings nur dann, wenn parallel ausreichende Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren geschaffen werden. Das ist das Ergebnis von Analysen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.
Derzeit zählt Deutschland zu den Ländern, in denen sich die Geburt eines Kindes besonders deutlich auf die Erwerbstätigkeit seiner Mutter auswirkt. Während bei kinderlosen Frauen zwischen 20 und 49 die Beschäftigungsquote bei knapp 80 Prozent liegt, sinkt sie bei Frauen mit Kindern unter 12 Jahren auf lediglich 60 Prozent. Diese Differenz ist im europäischen Vergleich sehr groß, zeigt der WSI-FrauenDatenReport 2005.
Erheblich höhere Quoten haben Länder, in denen es bereits seit längerer Zeit ein Elterngeld gibt. Das sind die nordischen EU-Mitglieder Dänemark, Schweden und Finnland sowie Norwegen und Island. Mütter oder Väter erhalten dort in der Kinderpause als Lohnersatzleistung einen relativ hohen Anteil ihres letzten Gehalts - meist zwischen 65 und 90 Prozent bis zu einer Obergrenze. Der Zeitraum, über den das Elterngeld gezahlt wird, ist vergleichsweise kurz: zwischen sechs und 13 Monaten.
Beides ist sinnvoll, betont WSI-Expertin Dr. Christina Klenner: "Das Elterngeld setzt das richtige Signal, indem es auf einen kürzeren Ausstieg aus dem Berufsleben orientiert." Eine lange Familienpause bringe Frauen nicht nur aktuelle Einkommenseinbußen, sondern auch die Gefahr von Einbußen bei Qualifikation und langfristigen Karrierechancen. Die Orientierung von Müttern auf den Arbeitsmarkt läuft allerdings dort ins Leere, wo die Arbeitslosigkeit hoch ist. Deshalb müssten flankierend arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und direkte Sozialtransfers für jene Gruppen eingeführt werden, die durch das Elterngeld verlieren und keine Möglichkeit haben, dies durch Erwerbseinkommen zu kompensieren, so die Wissenschaftlerin.
Das Beispiel Nordeuropa zeigt auch, dass das Elterngeld für Väter Anreize setzt, mehr Elternverantwortung zu übernehmen. In Finnland und Dänemark beteiligen sich knapp zehn Prozent der Väter an der Elternzeit, in Schweden, wo faktisch zwei Monate für den Vater reserviert sind, sogar gut 30 Prozent. In Deutschland sind es dagegen bislang fünf Prozent. Für Väter reservierte Abschnitte der Elternzeit gibt es außer in Schweden auch in Dänemark, Norwegen, Belgien, Italien, Luxemburg und Österreich.
Nachhaltig verbessern lassen sich die Beschäftigungschancen von Frauen mit Kindern aber nur, wenn parallel zum Elterngeld die öffentlichen Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder stark ausgebaut werden: "Sonst hätten Mütter von Einjährigen nur dann eine Chance, auf ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, wenn sie ein hohes Einkommen haben und private Betreuungslösungen finanzieren können", sagt WSI-Expertin Dr. Christina Klenner. Bislang liegen insbesondere die westdeutschen Länder bei der Versorgung mit Betreuungsplätzen weit hinter den nordeuropäischen Ländern, aber auch hinter Großbritannien, Belgien oder Frankreich zurück.
http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hbs/hs.xsl/320_82041.html - PM mit Ansprechpartnern
http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hbs/hs.xsl/32014_81910.html - Infografik im Böckler Impuls 8/2006
http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hbs/hs.xsl/32014_63607.html - Hintergrund: Kinderbetreuungseinrichtungen in Deutschland und Europa
http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hbs/hs.xsl/32014_37764.html - Hintergrund: Kinderbetreuung und Reform des Ehegattensplittings, Böckler Impuls 14/2005
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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