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18.11.1999 13:03

Schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen und die Ausbreitung von HIV und AIDS

Dr. Ulrich Marcus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

    Schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen - eine Herausforderung für die epidemiologische Überwachung der Ausbreitung von HIV und AIDS

    Organisiert vom Robert Koch-Institut, der WHO und UNAIDS, der gemeinsamen AIDS-Organisation verschiedener Unterorganisationen der Vereinten Nationen, fand - mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit - vom 11. bis 13. November in Berlin ein internationaler Workshop von Epidemiologen und AIDS-Experten statt. Damit setzt das Robert Koch-Institut als UNAIDS-Collaborating Center seine Zusammenarbeit mit UNAIDS speziell zu Fragen der Epidemiologie fort. Ziel des Workshops war die Samm-lung, Analyse und Aufbereitung von Wissen und Erfahrungen zum Monitoring der Verbreitung der HIV-Epidemie in schwer er-reichba-ren Bevölkerungsgruppen. Dazu zählen insbesondere Män-ner, die gleichgeschlechtliche Sozialkontakte haben, Konsumenten intravenös verabreichter Drogen, Prostituierte, Flüchtlinge und Ein-wanderer.
    Die Erfahrungen der vergangenen 15 Jahre zeigen, dass die HIV-Infektion fast immer zuerst solche Gruppen besonders betrifft, die unter gesellschaftlicher Diskriminierung und/oder schlechterem Zu-gang zu Gesundheitsversorgung leiden. Die traditionellen Methoden der epidemiologischen Überwachung greifen bei diesen Bevölke-rungsgruppen aus den verschiedensten Gründen nur schlecht oder gar nicht, so dass die Entwicklung und der Verlauf der HIV-Epidemie oft spät erkannt wird und Maßnahmen zur Prävention verspätet ein-setzen. Dabei zeigt die Erfahrung, dass je früher und je wirkungs-voller die Ausbreitung von HIV in den zuerst betroffenen Gruppen eingedämmt werden kann, desto größer sind die Aussichten, eine Ausbreitung in der "Allgemeinbevölkerung" zu verhindern.
    Die auf dem Workshop vorgestellten Beispiele und Erfahrungen machten deutlich, dass solche Projekte den größten Erkenntnisge-winn und die besten Umsetzungsmöglichkeiten versprechen, bei de-nen die Bevölkerungsgruppen, in denen Untersuchungen durchge-führt werden sollten, von Anfang an als Partner und nicht als For-schungsprojekt behandelt werden. Das bedeutet aber auch, dass die Datengewinnung mit Aufklärungsmaßnahmen und einer Verbesse-rung der gesundheitlichen Versorgung verknüpft wer-den sollte. Da-durch können nicht nur genauere Daten zur HIV-Verbreitung und zu potentiellen Verbreitungsrisiken gewonnen wer-den, es werden damit auch bessere Grundlagen für eine wirksame Prävention geschaffen. Somit können bereits in dieser Phase der Datener-hebung konkrete Erfolge im Sinne einer Verminderung der Infekti-onsraten erreicht werden.
    Die auf dem Workshop erarbeiteten Empfehlungen sollen als Hand-lungsanleitung zum epidemiologischen Monitoring insbeson-dere schwer erreichbarer Bevölkerungsgruppen genutzt werden. Nicht nur in Entwicklungsländern, auch in Indust-rieländern wird nach zwei Jahrzehnten HIV-Epidemie immer deutli-cher, dass die Qualität der eingesetzten Überwachungsinstrumente zum Monitoring der Epide-mie für die Erarbeitung von Verhütungs- und Bekämp-fungsstrategien nicht ausreicht. So erlauben beispielsweise die in Deutschland ver-fügbaren Daten bislang keine verlässliche Aussage darüber, ob die Verbesserung der Behandlungsmöglichkei-ten und die dadurch verän-derte Wahrnehmung des AIDS-Risikos tatsächlich zu der befürchte-ten erneuten Zunahme von Risikoverhalten und zum Ansteigen von Neuinfektionen führen, wie dies zumindest für be-stimmte Bevölke-rungsgruppen und Regionen in den USA mittler-weile beobachtet wird. Für Länder mit schon lange bestehenden Epi-demien ist es er-forderlich zu wissen, ob die Epidemie in neuen Grup-pen Fuß fassen kann. Andere Länder, in denen sich erst seit kurzer Zeit die HIV-Infektion ausbreitet, müssen Methoden entwickeln, die es ihnen ges-tatten, die Be-reiche mit besonders großen Ausbreitungs-risiken recht-zeitig zu er-kennen und frühzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten.

    Presserechtlich verantwortlich: Edgar Muschketat

    Robert Koch-Institut
    Nordufer 20
    13353 Berlein

    Tel: 01888.754 2286
    Fax: 01888.754 2601
    E-Mail: MuschketatE@rki.de


    Weitere Informationen:

    http://www.rki.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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