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Historiker tagen auf der Wartburg: Auf den Spuren des Ludowinger-Koenigs Raspe
Jena (24.09.97). Mit Heinrich Raspe, dem einzigen namhaften mittelalterlichen deutschen Koenig aus einem thueringischen Herrschergeschlecht, befasst sich eine heute (24.09.) beginnende Historiker-Tagung auf der Wartburg zu Eisenach. Rund 60 Wissenschaftler aus Deutschland, OEsterreich und Italien diskutieren auf Raspes ,Lieblingsburg' ueber eine Neubewertung von Leben und politischem Wirken des grossen Ludowingers und ueber das Verhaeltnis von Fuersten, Koenig und Reich im 13. Jahrhundert.
AEusserer Anlass der Tagung ist der 750. Todestag Raspes, der am 16. Februar 1247 nach nur kurzer Herrscherzeit kinderlos auf der Wartburg starb. Jedoch liegen auch neue Forschungsergebnisse ueber Raspe vor, wie der Historiker Prof. Dr. Matthias Werner (Uni Jena) als Organisator der Konferenz ausfuehrt. Sie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thueringen mit namhaften Betraegen gefoerdert. Heinrich Raspe, ein Schwager der Heiligen Elisabeth (+1231), fuehrte das ludowingische Landgrafenhaus und damit das mittelalterliche Thueringen auf den Hoehepunkt seiner Bedeutung.
Im Mai 1246, nach der Absetzung des Stauferkaisers Friedrich II., wurde er auf paepstliches Betreiben und mit paepstlichen Geldern von wenigen Erzbischoefen zum deutschen Koenig gewaehlt. Nach seinem fruehen Tod, nur ein Jahr spaeter, fiel die Landgrafschaft Thueringen an die Wettiner, so dass das ehemals zusammenhaengende hessisch-thueringische Gebiet geteilt wurde. - Eine bis heute nachwirkende herrschaftlich-territoriale Weichenstellung in der Mitte Deutschlands.
Raspe galt bereits bei einigen Zeitgenossen als ,Pfaffenkoenig" und wurde in dem von nationalstaatlichem Denken und Kulturkampf gepraegten 19. Jahrhundert als Verraeter an der staufisch-nationalen Sache und als Vertreter fuerstlichen Partikularismus bezichtigt. Dieses bis heute das Raspe-Bild praegende Urteil will die Historikertagung auf der Wartburg hinterfragen. Mit dem ludowingischen Herrscher waehlte sie eine herausragende Persoenlichkeit, an deren politischem Handeln sich auch grundsaetzlichere Aspekte der Reichsverfassung und des Reichsbewusstseins in der Mitte des 13. Jahrhunderts, also der Wende vom Hoch- zum Spaetmittelalter, analysieren lassen.
Kontakt: Prof. Dr. Matthias Werner, Historisches Institut, Tel. 03641/636521
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