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Wissenschaft
Bayern setzt auf Hightech -
durch Kürzung der Naturwissenschaften in der Oberstufe des G8?
Bayern setzt zu Recht auf Innovationen durch starke Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft um künftig auch im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Eine Reihe von Initiativen, z.B. "Bayern Innovativ", die Bayerischen Forschungsverbünde und jüngst die Bildung von 19 Clustern, fördert wirkungsvoll kooperative Forschung und Entwicklung in den naturwissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Disziplinen sowie die Umsetzung von Ergebnissen in neue Verfahren, Produkte und Dienstleistungen. Das größte Entwicklungspotential wird dabei im Urteil kompetenter Experten biotechnologischen und technischen Entwicklungen nach dem Vorbild der Natur eingeräumt.
Der Kabinettsbeschluss zum G8 vom 24.04.06 stärkt zwar die Mathematik. Die Beschränkung der Belegverpflichtung in der Oberstufe auf nur eines - statt bisher zwei - der drei naturwissenschaftlichen Fächer bedeutet aber angesichts der notwendigen komplementären Ergänzung dieser Fächer eine gravierende Verschlechterung. Hinzu kommen die Reduktionen des gewählten Faches auf drei Wochenstunden und die Entscheidung, dass selbst am Naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasium keine Abiturprüfung in einem naturwissenschaftlichen Fach abgelegt werden muss!
Die Einführung von "Natur und Technik" in der Unterstufe wird vom Kultusministerium als Stärkung der Naturwissenschaften bezeichnet. Es handelt sich bei diesem von verschiedenen Fachlehrkräften gehaltenen Unterricht um spielerisches Experimentieren in der Eingangsklasse sowie um Einzelthemen eines eingekürzten Biologieunterrichts und propädeutischen Unterrichts in Chemie, Physik und Informatik. Ein gymnasialspezifischer systematischer Aufbau von Kenntnissen und Fähigkeiten und die Einsicht in Zusammenhänge sind dabei kaum zu leisten. Hinzu kommen die in den folgenden Jahren auftretenden Lücken in den einzelnen Fächern, so dass bei Beginn des Fachunterrichts in der Mittelstufe auf den Vorlauf kaum aufzubauen sein wird. Die vorgesehen Kürzungen in der Oberstufe bleiben gravierend.
Es ist abzusehen, dass die Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe wie bisher bevorzugt Biologie wählen werden, sind doch die unmittelbaren Bezüge zum eigenen Leben, zu Ernährung und Gesundheit, zu Psychologie, Medizin und Pharmazie sowie zur sich entfaltenden Biotechnologie und Bionik offensichtlich. Ohne die Vernetzung mit Chemie und Physik sind aber weder ein Grundverständnis der Zusammenhänge und eine naturwissenschaftliche Allgemeinbildung zu erzielen, noch die Motivation, sich in einem Studium den Anforderungen der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen zu stellen.
Es mangelt in Deutschland bereits jetzt an Absolventen der Ingenieurwissenschaften und technischen Berufe. Angesichts der sich erholenden wirtschaftlichen Entwicklung und der Veränderungen im Gesundheitssystem droht in Zukunft zudem ein Mangel an Naturwissenschaftlern und Ärzten. Langfristig wird eine Oberstufenreform, die gegenüber dem derzeitigen Stand die Beleg- und Abiturverpflichtung in den Naturwissenschaften zurückfährt, den absehbaren Mangel vertiefen und die oben genannten Ziele der Staatsregierung fundamental behindern, wenn das Parlament nicht noch die Notbremse zieht
Da sich die naturwissenschaftlichen Fächer in ihren Zielen, Konzepten und Anwendungen nicht ersetzen können, sondern vernetzend ergänzen, muss die Belegverpflichtung für mindestens zwei naturwissenschaftliche Fächer sichergestellt sein. Zudem ist das Abitur in wenigstens einem naturwissenschaftlichen Fach unerlässlich um der Bedeutung von Naturwissenschaften und Technik für die Zukunftssicherung gerecht zu werden.
Johann Staudinger, Landesvorsitzender des Verbandes deutscher Biologen
Prof. Dr. Karl Daumer, ehemaliger Bundesvorsitzender, Leiter der Münchner Wissenschaftstage
Der vdbiol fordert alle Verantwortlichen für die naturwissenschaftliche Ausbildung in Schulen, Berufsschulen, Fachhochschulen, Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Bayern auf, die bayerische Staatsregierung von diesem falschverstandenen Reformweg abzuhalten.
http://www.vdbiol.de
http://www.muenchner-wissenschaftstage.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
regional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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