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"ROTE LISTE" FUER PESTIZIDE ERWEITERT - FUENF PFLANZENSCHUTZMITTEL NEU AUFGENOMMEN
Rom, 23. September - Der internationale Handel mit Pflanzenschutzmitteln soll besser überwacht werden. Fünf hochgefährliche Pestizide sollen deshalb neu auf eine bestehende "Rote Liste" von 17 gefährlichen Schädlingsbekämpfungsmitteln und fünf industriellen Chemikalien gesetzt werden, teilten die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und das UN-Umweltprogramm (UNEP) mit.
Bei den jetzt neu aufgenommenen Substanzen handelt es sich um hochkonzentrierte Organophosphat-Formulierungen von Methamidophos, Methyl Parathion, Monocrotophos, Parathion und Phosphamidon. Die Pestizide und Chemikalien auf dieser Liste dürfen nur mit Zustimmung der Einfuhrländer geliefert werden. Dieses freiwillige Verfahren (Prior Informed Consent, PIC), an dem inzwischen 154 Länder teilnehmen, wird von FAO/UNEP gemeinsam überwacht.
"Diese Pestizid-Formulierungen sind für die Gesundheit vieler Bauern äusserst riskant, da sie nicht sicher eingesetzt werden können", sagte Niek van der Graaff, Leiter der FAO-Abteilung für Pflanzenschutz. "In den Entwicklungsländern sind Schutzkleidung und -geräte vielfach zu teuer, sie sind kaum verfügbar oder können wegen des Klimas nicht benutzt werden".
Aus Untersuchungen über den Einsatz von Organophosphaten geht hervor, dass das Versprühen dieser Stoffe, selbst bei normaler Anwendung, für die Bauern sehr gefährlich sein kann. Sie können sich über Rückstände in der Kleidung, die in die Haut eindringen, vergiften. Allein in China wurden 1995 aus 27 Provinzen rund 48 000 Fälle mit Vergiftungserscheinungen gemeldet, darunter waren 3 204 Tote. In mehr als 7 500 dieser Fälle wurden Parathion und Methamidophos normal in der Landwirtschaft eingesetzt.
Trotz hoher Schutzbestimmungen führt der Einsatz von Parathion auch in den Industriestaaten zu Vergiftungen. Risiken bestehen dabei für die Verbraucher vor allem dann, wenn Blattgemüse gegessen wird, das kurz vor der Ernte zur Schädlingsbekämpfung noch mit Organophosphaten besprüht wurde.
Die Vereinten Nationen haben das PIC-Verfahren entwickelt, um international die Verbreitung von gesundheits- und umweltschädlichen Pestiziden wie DDT, Aldrin, Lindan, Dieldrin, Hexachlorcyclohexan (HCH) besser kontrollieren und eindämmen zu können. Dies gilt auch für gefährliche Chemikalien wie Krokydolith (blauer Asbest), Tris (2,3 Dibrompropylphosphat) und Polychlorierte Biphenyle (PCB), die in einigen Ländern verboten sind oder deren Verbreitung stark eingeschränkt ist.
Die Teilnehmerstaaten werden von FAO/UNEP über die Gefährlichkeit der in der PIC-Kontrolliste aufgeführten Chemikalien informiert, sowie darüber, ob diese Stoffe in einigen Ländern verboten sind. Die Behörden können aufgrund dieser Informationen dann entscheiden, ob sie die Einfuhr dieser giftigen Substanzen zulassen wollen oder nicht. Die Ausfuhrländer erhalten Auskunft darüber, welche Staaten die Einfuhr dieser Chemikalien ablehnen.
Nach Angaben von FAO/UNEP soll das bislang noch freiwillige PIC-Verfahren in Zukunft rechtlich bindend sein. Eine entsprechende Konvention wird zur Zeit von den Teilnehmerstaaten erarbeitet. Die nächste Verhandlungsrunde findet vom 20.-24. Oktober am Sitz der FAO in Rom statt.
"Die Aufnahme der fünf Pestizide ist ein entscheidender Schritt vorwärts. Wir erhoffen uns davon auch einen wichtigen Impuls für die Verhandlungen über eine völkerrechtlich bindende Konvention, die voraussichtlich Mitte 1998 verabschiedet wird", sagte Jim Willis, Direktor des UNEP Chemical Programme.
Die FAO unterstützt darüberhinaus die Entwicklungsländer dabei, insgesamt weniger Schädlingsbekämpfungsmittel einzusetzen, um die Gefahren für Menschen und Umwelt zu verringern. In Asien beispielsweise wenden Bauern erfolgreich die Integrierte Schädlingsbekämpfung an. Damit konnten um 70 Prozent weniger toxische Insektizide versprüht werden, gleichzeitig wurde mehr Reis geerntet.
Nach Angaben von FAO/UNEP wurden 1996 Pestizide im Wert von 30 Milliarden Dollar verkauft, der Weltmarkt für Schädlingsbekämpfungsmittel wachse weiter, hiess es. Die grössten Zuwächse gebe es in Lateinamerika und Asien.
China stellte 1995 rund 178 000 Tonnen Organophosphor-Insektizide her, 28 Prozent mehr als 1994. In Thailand, einem der am schnellsten wachsenden Märkte für Agrochemikalien in Asien, werden hauptsächlich Monocrotophos, Methamidophos und Methyl Parathion als Insektizide eingesetzt. In Afrika gibt es Anzeichen für eine dramatische Zunahme von Pestiziden bei Exportprodukten.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
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