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"Es wäre zu begrüßen, wenn die Verantwortlichen und alle Sportsfreunde mehr tun würden, um den Alkoholkonsum während der Fußball-Weltmeisterschaft einzuschränken. Ich fürchte, dass sonst die Fußball-WM in Deutschland auch zu einer Weltmeisterschaft des Saufens wird. Die tragischen Ereignisse in Berlin sollten wir als Mahnung und Warnung verstehen. An Betrunkene darf bei der WM kein Bier, Wein oder Schnaps ausgeschenkt werden", erklärt der Hamburger Suchtexperte Dr. Klaus Behrendt, der als Chefarzt die Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen in der Asklepios Klinik Nord der LBK Hamburg GmbH leitet. Dr. Behrendt ist als Geschäftsführer der ProVivere GmbH auch Leiter der Alkohol-Therapieeinrichtungen der LBK Hamburg GmbH. Am Wochenende hatte der Sicherheitschef des WM-Organisationskomitees, Helmut Spahn, nach den Gewalttaten eines Betrunkenen in Berlin eine erneute Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen angekündigt.
Der Konsum von Alkohol werde in Deutschland viel zu oft verharmlost, Bier und Schnaps sind hier billiger als anderswo, so Dr. Behrendt: "Die deutschen Niedrigpreise für eine abhängig machende Droge werden auch so manchen Gast aus dem Ausland zur Großbestellung animieren. Ich habe nichts gegen ein Bier zur Halbzeit, aber die Verantwortlichen, jeder Zuschauer, Gastwirt und Partyveranstalter sollte darauf achten, dass vor, während und nach dem Spiel Alkoholexzesse verhindert werden. Vor allem Jugendliche und trockene Alkoholiker bedürfen eines besonderen Schutzes. Fußball kann auch unterhalb der 0,8-Promille-Grenze Spaß machen."
Zahlreiche deutsche Städte haben öffentliche Großveranstaltungen vorbereitet, in denen vor, während und nach den WM-Spielen gefeiert wird. Das Organisationskomitee der Weltmeisterschaft hatte bisher erklärt, in den Stadien dürfe bei allen 48 Begegnungen der WM-Vorrunde Alkohol ausgeschenkt werden. Allerdings gelte weiter die maximale Abgabemenge von einem Liter Bier pro Person. Die finale Entscheidung liege aber je nach Lage bei der Polizei.
Der frühere Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Fritz Behrens, hatte bereits vor Jahren ein Alkoholverbot in den Bundesliga-Stadien gefordert, weil die Schwelle zur Gewaltanwendung bei alkoholisierten Fußballfreunden sinke: "Betrunkene Fans sind häufig verantwortlich für Gewalt", so Behrens 2001. "Studien beweisen, dass Gewalt im Stadion durch ein Alkoholverbot minimiert wird", so damals auch Michael Fürcht, Einsatzreferenz der Polizei im Innenministerium NRW, zum WDR.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation werde die Gesundheitsgefahr von Alkohol extrem unterschätzt, so Dr. Behrendt: "Das Risiko einer Leberzirrhose steigt bei regelhaftem Trinken. Nerven und Hirn werden geschädigt, das Blutbild ändert sich, Magen- und Bauchspeicheldrüse können sich entzünden. Schlafstörungen, Impotenz, Depressionen, Psychosen und andere psychischen Erkrankungen drohen bei einer Alkoholabhängigkeit. Und unter Alkoholeinfluss verliert der Mensch seine Kontrolle."
Alkohol sei das am weitesten verbreitete Suchtmittel, so Dr. Behrendt. Nach bundesweiten Schätzungen seien zum Beispiel mindestens fünf Prozent aller Beschäftigten alkoholabhängig. Ein nicht unerheblicher Teil der Arbeitnehmer trinke täglich oder gelegentlich während der Arbeitszeit. Bis zu einem Viertel der Arbeitsunfälle geschehe unter Alkoholeinfluss. Die Kosten im Gesundheitswesen steigen durch Alkoholmissbrauch, der betriebs- und volkswirtschaftliche Schaden ist immens.
http://www.asklepios.com/klinikumnord/html/fachabt/psych7/ Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen
Dr. Klaus Behrendt
Krenz/LBK Hamburg GmbH
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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