idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
26.11.1999 15:09

Biologische Sicherheit muss auch in Entwicklungsländern gewährleistet werden

Jana Schmidt Pressestelle
Umweltbundesamt (UBA)

    Neue Studie des Umweltbundesamtes zur Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen in Entwicklungsländern

    Nur in wenigen Entwicklungsländern, in denen gentechnisch veränderte Pflanzen freigesetzt werden, gibt es bisher einen rechtlichen und institutionellen Rahmen für die Gentechnologie. Deshalb besteht die Gefahr, dass die Entwicklungsländer zum Experimentierfeld für gentechnisch veränderte Organismen werden. Meist werden die Freisetzungen von multinationalen Konzernen aus Industrieländern vorgenommen. Diese weichen in die Entwicklungsländer aus, weil die Sicherheitsanforderungen in den Industrieländern hoch sind. Dieses ist ein Ergebnis einer Studie zu Potentialen und Risiken der Gentechnologie in den Entwicklungsländern, die im Auftrag des Umweltbundesamtes von der AgroBiotechConsult, Hannover, erstellt wurde. Dringend erforderlich ist daher das bisher noch nicht verabschiedete weltweit gültige Protokoll zur biologischen Sicherheit im Rahmen der Konvention über die biologische Vielfalt. Das Protokoll soll Sicherheitsregeln für die grenzüberschreitende Verbringung, Handhabung und Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen enthalten.

    Untersucht wurden 20 Entwicklungsländer, von denen nur Mexiko, Brasilien, Costa Rica und die Philippinen bereits eine gute rechtliche Grundlage für die Gentechnologie geschaffen haben.
    Die in englischer Sprache erschienene Studie "Transgenic Crops in Developing Countries" zeigt, dass die Nutzung der Gentechnologie zur Bekämpfung von Hunger, Krankheit und Armut in den Entwicklungsländern noch in weiter Ferne liegt. Die Kapazitäten in den untersuchten Ländern, selbst moderne biotechnologische und gentechnische Methoden zur Verbesserung der Kulturpflanzen oder Entwicklung neuer Diagnostika und Medikamente anzuwenden, sind gering. Ein nennenswerter Beitrag für die Verbesserung der Lebensumstände in diesen Ländern kann damit zur Zeit nicht erreicht werden. Dafür fehlt es an Geld sowie an ausreichender technischer und wissenschaftlicher Kooperation zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.

    So erfolgt die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen in Entwicklungsländern nur zu einem geringen Anteil durch die Entwicklungsländer selbst. In den meisten Fällen sind dafür multinationale Konzerne aus den Industrieländern verantwortlich.

    Es ist zu befürchten, dass nur wenige Entwicklungsländer zukünftig in der Lage sein werden, eigene funktionierende Systeme im Bereich der biologischen Sicherheit aufzubauen. Der Schutz der biologischen Vielfalt in diesen Ländern und ihre nachhaltige Nutzung können dadurch nicht gewährleistet werden. Vielmehr ist ein Know how-Transfer von den Industrie- zu den Entwicklungsländern notwendig, zum Beispiel durch die Unterstützugn der Ausbildung von Wissenschaftlern.
    Die Risiken durch freigesetzte transgene Pflanzen werden von den Entwicklungsländern nur unzureichend erfasst. Das Wissen um die ökologischen Zusammenhänge ist in den meisten der untersuchten Länder gering. Für die in Europa und Nordamerika verbreitet angebauten Nutzpflanzen Kartoffel und Mais liegen zwar Daten zum ökologischen Verhalten vor, so dass eine Schätzung der Folgen gentechnischer Veränderungen möglich ist. Jedoch liegen keine entsprechenden Bewertungen für Nutzpflanzen wie Cassava, Süßkartoffel und Banane vor, die für die Ernährung in den Entwicklungsländern von großer Bedeutung sind. Eine Bewertung der Folgen der Freisetzung solcher gentechnisch veränderter Pflanzen ist daher nicht möglich.

    Auf der zweiten Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über biologische Vielfalt in Jakarta 1995 wurde eine internationale Arbeitsgruppe einberufen, die den Entwurf eines Protokolls über biologische Sicherheit ausarbeiten sollte. Laut Mandat soll das Protokoll die grenzüberschreitende Verbringung, Handhabung und Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen regeln. Diese Punkte sind insbesondere für die Entwicklungsländer wichtig. Die Verhandlungen zum Abschluß des Protokolls im Februar 1999 im kolumbianischen Cartagena de Indias führten aber noch nicht zu einer Einigung der Vertragsstaaten. Die Verhandlungen wurden vertagt. Die nächste Verhandlungsrunde findet im Januar 2000 in Montreal statt, wobei weiterhin ungewiss ist, ob es dann zu einer Verabschiedung des Protokolls kommen wird.

    Berlin, den 26.11.1999

    ! Die Veröffentlichung "Transgenic Crops in Developing Countries- A Report on Field Releases, Biosafety Regulations and Environmental Impact Assessment" ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes als Nr. 58/99 erschienen, umfaßt 132 Seiten und kostet 15,- DM. Die Studie ist eine aktualisierte Fassung der Veröffentlichung "Gentechnik in Entwicklungsländern - Ein Überblick: Landwirtschaft", erschienen als Nr. 15/96 in der Reihe TEXTE. Sie kostet 15,- DM. Beide Studien können gegen Einsendung eines Verrechnungsschecks an die Firma Werbung und Vertrieb, Ahornstraße 1 - 2, 10787 Berlin, bestellt werden. Bitte bei der Bestellung TEXTE 58/99 oder 15/96 angeben und auch den Absender nicht vergessen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).