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Wissenschaft
Das Verhältnis zwischen Imagination und Kultur ist Thema einer neuen DFG-Forschergruppe, die der Ruhr-Universität Bochum unlängst genehmigt worden ist: Elf Wissenschaftler aus der Philosophie, Theologie, Germanistik, Romanistik, Kunst-wissenschaft, Anglistik und Geschichte der Medizin (Sprecher: Prof. Dr. Rudolf Behrens) haben sich zusammengeschlossen, um das historisch unterschiedliche Funktionieren der Imagination seit der Antike zu erforschen.
Bochum, 01.12.1999
Nr. 294
Was wäre, wenn ...
Neue DFG-Forschergruppe Imagination und Kultur
Fächerübergreifende Forschung rund um die Phantasie
Das Verhältnis zwischen Imagination und Kultur ist Thema einer neuen DFG-Forschergruppe, die der Ruhr-Universität Bochum unlängst genehmigt worden ist: Elf Wissenschaftler aus der Philosophie, Theologie, Germanistik, Romanistik, Kunst-wissenschaft, Anglistik und Geschichte der Medizin (Sprecher: Prof. Dr. Rudolf Behrens) haben sich zusammengeschlossen, um das historisch unterschiedliche Funktionieren der Imagination seit der Antike zu erforschen und besonders die Diskurse zu berücksichtigen, die bisher außerhalb der Forschung geblieben sind. Die DFG fördert die Forschergruppe mit jährlich knapp 900.000 DM in den nächsten drei Jahren.
Imagination: Zwischen Genie und Wahnsinn
Imagination - das meint Vorstellungskraft, Einbildung und Phantasie, aber auch Erinnerung. Sie ermöglicht uns einerseits, uns Vergangenes als Bild zu vergegenwärtigen und andererseits, uns ganz Neues vorzustellen und auszudenken. Sie ist zwar die Kraft par excellence des Künstlers, wird aber zugleich gemieden, weil sie im Verdacht steht, Irrtum oder gar Wahnvorstellungen hervorzubringen. Im Laufe der Jahrhunderte ist sie dementsprechend unterschiedlich verstanden und bewertet worden: Die ideen- und begriffsgeschichtliche Forschung, die sich vor allem auf theoretische Texte stützt, hat zumeist die Entwicklung einer langsamen Befreiungsbewegung festgestellt: Von der Nähe zum Irrtum in der Antike zieht sich die Linie zu einer euphorischen Aufwertung im 18. und 19. Jahrhundert.
Imagination prägt Wirklichkeit, Wirklichkeit prägt Imagination
Imagination kann man aber auch als eine die Realität herstellende Fähigkeit des Menschen verstehen: Sie gilt dann als ein Vermögen, das die soziale und kulturelle Wirklichkeit strukturiert und prägt. Sie ist beteiligt an Symbolen, Zeichen und Visionen und beeinflusst umgekehrt die Wahrnehmung der gegebenen Welt. Zwischen Wirklichkeit und Imagination besteht also eine wechselseitige Beziehung. Die Wissenschaftler widmen sich diesem Verhältnis: Anhand von Texten, die bisher eher am Rande der Forschung standen, z. B. moralistischen und fiktionalen Texten, medizinischen Traktaten, Theater und Kunst, wollen sie die Funktion der Einbildungskraft im Wandel der Zeit herausfinden.
Drei Arbeitsbereiche von der Antike bis zur frühen Neuzeit
Die Forschung gliedert sich in drei Bereiche: Der erste reicht von der Antike bis zur frühen Neuzeit. Die Wissenschaftler beschäftigen sich hier vor allem mit der Entstehung traditioneller Ima-gi-na-tionstheorien in der Antike und ihrer Wiederaufnahme in der Renaissance. Sie untersuchen das Thema aus sprachgeschichtli-cher, wissenschaftstheoretischer und theoriegeschichtlicher Perspektive. Der zweite Bereich betrifft das 18. und 19. Jahrhundert: Die Frage gilt hier der Genese eines anthropologischen Feldes, in der alle Varianten der Imagination, inklusive Utopie, Wahn und Vision, ihren Platz finden. Der dritte Bereich des 20. Jahrhunderts widmet sich schließlich der Frage nach dem Verhältnis von Bild und Sprache, der Darstellung des Möglichen und (noch) nicht Wirklichen. Da geht es z. B. um das Thema: "Phantasie an die Macht - Literatur und Popkultur nach 1968", und um die "Rolle der Imagination in Psychoanalyse und Phä-nomenologie".
Ergebnisse zusammenfügen
Die Ergebnisse aus den elf Einzelprojekten sollen als Reihe veröffentlicht werden. Außerdem ist geplant, aus den Projekten eine Ringvorlesung zu erarbeiten, die voraussichtlich im Sommer 2000 stattfinden wird.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Rudolf Behrens, Romanische Philologie der RUB, Tel. 0234/32-22631, Fax: 0234/32-14-239, Internet: www.ruhr-uni-bochum.de/imagination
http://www.ruhr-uni-bochum.de/imagination
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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