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UNITED NATIONS ENVIRONMENT PROGRAMME FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS
(Kontakt: Pressebüro 0032-2-28 41226; FAO-Brüssel 0032-2-2038852)
Brüssel, 9. März - Die letzte Verhandlungsrunde über eine neue internationale Konvention über den Handel mit hochgefährlichen Chemikalien und Pestiziden hat am Montag in Brüssel begonnen. An der Konferenz nehmen mehr als 100 Staaten teil, wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und das UN-Umweltprogramm (UNEP) mitteilten. Die Tagung dauert bis zum 14. März.
Das neue Abkommen soll den Handel mit Chemikalien und Schädlingsbekämpfungsmitteln wie PCB, Lindan, Aldrin, Dieldrin und anderen hochgefährlichen Pflanzenschutzmitteln wie Monocrotophos und Parathion begrenzen.
Hochgefährliche chemische Substanzen, die in einigen Staaten verboten sind oder deren Verbreitung stark eingeschränkt ist, dürfen derzeit nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Einfuhrländer geliefert werden. An diesem freiwilligen Verfahren (Prior Informed Consent, PIC) nehmen 154 Staaten. Mit der neuen Konvention wird das PIC-Verfahren rechtlich bindend sein.
Eine Liste mit 22 Pflanzenschutzmitteln und fünf industriellen Chemikalien (*), die bislang schon für den Handel gilt, soll von der Konvention übernommen werden. Diese Substanzen, die in einigen Staaten verboten sind oder deren Verbreitung stark eingeschränkt ist, dürfen nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Importländer geliefert werden. Es ist damit zu rechnen, dass weitere Produkte auf die PIC-Liste gesetzt werden. In der Europäischen Union gilt das PIC-Verfahren bereits, Verstösse werden geahndet.
Nach Angaben von FAO/UNEP sind viele Chemikalien und Pestizide für Menschen und Ökosysteme schädlich. Sie können Krebs verursachen, zu Missbildungen führen sowie in die Nahrungskette von Menschen und Tieren eindringen. Chemikalien wie Asbest beispielsweise sind krebserregend, werden aber immer noch exportiert.
UNEP wies darauf hin, dass viele der in den Industriestaaten verbotenen Chemikalien in den Entwicklungsländern und den Staaten Osteuropas und der früheren Sowjetunion immer noch benutzt werden. DDT wird immer noch freigesetzt und belastet die Umwelt.
Hochgiftige PCBs (Polychlorierte Biphenyle) sind über Tausende von Kilometern von ihrem Ursprungsort entfernt in Blut- und Gewebeproben von Menschen gefunden worden. Jeden Tag entdecken Wissenschaftler neue Gefahren, die bestimmte Chemikalien verursachen.
Die FAO warnte davor, dass viele Pestizide wie DDT, Chlordan und Heptachlor, die in Europa und Nordamerika verboten oder stark eingeschränkt sind, in den Entwicklungsländern immer noch verkauft werden. Viele alte, oft hochgiftige Organophosphor-Pestizidformulierungen sind weiter im Umlauf, da sie relativ billig sind.
Der Weltmarkt für Pestizide wächst weiter und wird für 1996 auf 30 Milliarden Dollar geschätzt. Die weltweit grössten Chemieunternehmen befinden sich in Westeuropa. In Lateinamerika und Asien wachsen die Absatzmärkte am schnellsten. Auch in Afrika steigt der Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln bei den für den Export bestimmten Produkten.
In vielen Entwicklungsländern führt der Einsatz von hochgefährlichen Pflanzenschutzmitteln zu Vergiftungen und Todesfällen. In diesen Ländern gibt es kaum Schutzkleidung oder -geräte, oder sie können wegen des Klimas nicht benutzt werden. Die FAO unterstützt die Entwicklungsländer dabei, weniger Pestizide einzusetzen und die Integrierte Schädlingsbekämpfung anzuwenden.
Aus Untersuchungen über den Einsatz von Organophosphaten geht hervor, dass das Versprühen dieser Stoffe, selbst bei normaler Anwendung, für die Bauern sehr gefährlich sein kann. Sie können sich über Rückstände in der Kleidung, die in die Haut eindringen, vergiften. Allein in China wurden 1995 aus 27 Provinzen rund 48 000 Fälle mit Vergiftungs- erscheinungen gemeldet, darunter waren 3 204 Tote. In mehr als 7500 dieser Fälle wurden Parathion und Methamidophos normal in der Landwirtschaft benutzt. Selbst in den Industriestaaten kommt es trotz strenger Schutzbestimmungen zu Parathion-Vergiftungen.
"Die neue Konvention hilft den Regierungen, den internationalen Handel mit gefährlichen Chemikalien besser zu überwachen und zu kontrollieren", sagte UNEP-Exekutivdirektor Klaus Töpfer. "Der Handel mit diesen Stoffen ist aber nur der eine Aspekt. Es sind weitere Abkommen erforderlich um zu verhindern, dass gefährliche Chemikalien wie POPs (Persistente Organische Verschmutzer) überhaupt freigesetzt werden und Menschen und Umwelt bedrohen".
"Die PIC-Konvention wird helfen, die Bauern in den Entwicklungsländern vor hochgefährlichen Pestiziden zu schützen. Dennoch muss in den einzelnen Ländern mehr getan werden, um Pestizide sicherer und sparsamer einzusetzen. Wir stehen vor der Herausforderung, auf umweltverträgliche Weise mehr Nahrung zu erzeugen und weniger Schädlingsbekämpfungsmittel zu benutzen", sagte der Beigeordnete FAO-Generaldirektor, Abdoulaye Sawadogo.
Die neue Konvention soll noch in diesem Jahr in Rotterdam unterzeichnet werden. Die Brüsseler Konferenz findet im Gebäude des Europa-Parlaments statt. Sie wird von der EU-Kommission finanziert.
Die PIC-Liste enthält die folgenden 22 Pestizide: 2,4,5-T, Aldrin, Captafol, Chlordan, Chlordimeform, Chlorobenzilate, DDT, Dieldrin, Dinoseb, 1,2-Dibromoethan, (EDB), Fluroroacetamid, HCH, Heptachlor, Hexachlorobenzene, Lindan, Quecksilberverbindungen, bestimmte Pestizid- formulierungen von Monocrotophos, Methamidophos, Phosphamidon, Methyl-parathion, Parathion. Die Industrie-Chemikalien sind: Crocidolite (Asbest), Polybrominierte Biphenyle (PBB), Polychlorinierte Biphenyle (PCB), Polychlorinierte Terphenyle (PCT), Tris (2,3 dibromopropyl) Phosphat.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Meer / Klima, Politik, Recht, Umwelt / Ökologie
überregional
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