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Wissenschaft
Internationale Tagung an der TU Darmstadt vom 15.-17. Juni 2006
Seit ungefähr einem Jahrzehnt lässt sich eine verstärkte Aufmerksamkeit für die Philosophie des amerikanischen Pragmatismus beobachten, die sich nicht nur auf den anglo-amerikanischen Sprachraum beschränkt, sondern auch im deutschsprachigen Raum unter dem Schlagwort einer "Renaissance des Pragmatismus" Einzug gehalten hat. Verankert ist dieses zunehmende Interesse im großen, nicht ausgeschöpften Potential seiner theoretischen Entwürfe. Der klassische Pragmatismus hat Konzepte wie Pluralismus, Zeichen, Handlung und eine differenzierte Kritik am Fundierungsdenken der traditionellen Philosophie entwickelt und bietet damit Anschlussmöglichkeiten an zahlreiche philosophische Projekte der Gegenwart.
Vom 15. bis 17. Juni 2006 findet an der TU Darmstadt die Internationale Tagung "Pragmatismus - Philosophie der Zukunft?" statt. Sie knüpft an diese "Renaissance" an, will allerdings neue Perspektiven auf diese zentrale philosophische Strömung des 20. Jahrhunderts eröffnen und neue systematische Akzente setzen, indem sie die Frage nach dem Pragmatischen überhaupt in den Vordergrund stellt. Die Frage nach dem Sinn des Pragmatischen selbst und die impliziten Grundbegrifflichkeiten wie Handlung, Praxis, Pragmatik, Subjekt, Intentionalität, Macht und Performativität sind im Rahmen der dominierenden Anschlussbewegungen an die Tradition des amerikanischen Pragmatismus bisher nicht eigens beleuchtet worden.
Leitgedanke der Tagung ist es, ausgehend von klassischen Positionen des Pragmatismus, nach Wegen zu suchen, das Feld des Praktischen unter Vermeidung eng gefasster subjekt- und handlungstheoretischer Vokabulare zu beschreiben. Praxis entzieht sich, so scheint es, dem unmittelbaren Zugriff mental verankerter Intentionen eines Subjekts. Modelle, die mit einer Detranszendentalisierung der Praxis operieren, bringen diese in die Nähe von Begriffen wie Wirksamkeit, Prozess, Dispositiv und Ereignis. Die Frage nach der Freiheit verschiebt sich von hier aus zur Frage nach immanenten Strukturierungsformen, Kontingenz und Diskontinuität: Subjekte wären dem Strom des Bewusstseins, der Kette der Zeichen und der Abfolge von Ereignissen nicht transzendental vorgeordnet, sondern jeweils in sie eingeschrieben.
Die Tagung zielt darauf ab, die klassischen Ansätze des Pragmatismus mit Positionen der postanalytischen und poststrukturalistischen Gegenwartsphilosophie ins Gespräch zu bringen. In diesem Zusammenhang sollen ausdrücklich Motive des klassischen Pragmatismus in philosophischen Strömungen des 20. Jahrhunderts ausgearbeitet werden, die sich nicht explizit als pragmatistisch verstehen und auf diese Weise unter "neopragmatischen" Vorzeichen neu sondiert werden können. Die Veranstalter wünschen sich nicht nur eine an systematischen Fragen orientierte Rezeption des Pragmatismus voranzutreiben, die sich jenseits der gängigen Alternative von Transzendentalphilosophie und Relativismus verortet, sondern vor allem auch Aufschluss über die begrifflichen Grundlagen der in aktuellen philosophischen Debatten virulenten Wendung zu kulturellen Praktiken, Performanzen, Macht- und Lebensformen.
ReferentInnen
Hans Joas, Ludwig Nagl, Michael Hampe, Antje Gimmler, Helge Schalk, Simon Critchley, Petra Gehring, Tom Burke, Friedrich Balke, Thomas Noetzel, Dirk Jörke, Hartwig Frank, Rainer Winter, Thomas Rolf, Tilman Borsche, Heidi Salaverría, Nicola Erny, Claus Langbehn
Veranstaltungsort:
Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus, Dieburger Straße 241, 64287 Darmstadt
Wissenschaftliche Leitung
Andreas Hetzel, Jens Kertscher, Marc Rölli (Institut für Philosophie der Technischen Universität Darmstadt)
Kontakt
Dr. Marc Rölli, Technische Universität Darmstadt, Institut für Philosophie, 64283 Darmstadt, Tel. 06151/16-4627, Fax 06151/16-3970, E-Mail: roelli@phil.tu-darmstadt.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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