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Greifswalder Knochenmarkspenderdatei erhielt Gütesiegel
Die nach der Wende am Universitätsklinikum Greifswald aufgebaute größte Knochenmarkspenderdatei des Landes wurde vom Zentralen Knochenmarkspender Register Deutschland (ZKRD) geprüft und zertifiziert. Die am deutschen Zentralregister in Ulm angeschlossene Datenbank erhielt eine Akkreditierungsurkunde bis 2010 und erfüllt damit alle aktuellen ZKRD-Standards. Gleichzeitig konnte die 5.000. freiwillige Spenderin mit ihrer Gewebeprobe aufgenommen und ins weltweite Datennetz gestellt werden, informierte die Leiterin der Abteilung Immunologie am Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin, Prof. Christine Schütt. Bisher kam es zu 25 internationalen Knochenmarktransplantationen aus dem Greifswalder Register.
Erkrankungen des blutbildenden Systems, vor allem Leukämien, führen unbehandelt fast immer zum Tod. In Deutschland erkranken jährlich ca. 11.800 Menschen an Leukämie (Blutkrebs). Die Greifswalder Knochenmark-Stammzell-Spenderdatei enthält die Gewebetypisierungsdaten von 5.000 Personen, die sich entschlossen haben, im Bedarfsfalle Knochenmarkstammzellen für Patienten zu spenden. Für viele Menschen mit Leukämie ist die Transplantation von Knochenmarkzellen die letzte Chance auf eine lebensrettende Therapie und Heilung.
Da jeder Mensch ein anderes Gewebemuster hat, ist die Suche nach einem passenden Spender mit der bestmöglichen Verträglichkeit der transplantierten Knochmarkzellen das größte Problem. Die Lösung sind mittlerweile 10 Millionen freiwillige Knochenmarkspender aus fast allen Ländern, deren Gewebemuster in Computerdateien gespeichert werden. Fachkliniken auf der ganzen Welt können auf diesem Weg für ihre Patienten nach einem geeigneten Spender suchen, der oftmals mehrere tausend Kilometer entfernt lebt. Seit der ersten erfolgreichen Knochenmarktransplantation Ende der sechziger Jahre hat sich diese Behandlungsmethode für Patienten mit Leukämien und anderen Bluterkrankungen stark weiterentwickelt. Je nach Erkrankung können so bis zu 80 Prozent der Patienten geheilt werden. Die Sicherheit der potenziellen Spender wird dabei durch strenge Richtlinien und Auflagen garantiert.
Damit die Suche nach geeigneten Stammzellen ohne größeren Zeitverlust erfolgen kann, ist es wichtig, viele freiwillige Spender, deren Gewebe bereits typisiert ist, in Dateien zu erfassen. Besonders bei akuten Leukämien muss die rettende Transplantation schnell durchgeführt werden. Nur in 35 % der Fälle werden die Ärzte auf der Suche nach dem perfekten Spender im Familienkreis fündig. Für alle anderen Patienten muss ein nichtverwandter Spender ausgemacht werden. Durch die Vernetzung der Spenderzentralen auf der ganzen Welt kann heute für etwa 80 bis 85 % der Betroffenen ein Spender gefunden werden. "Je mehr 'Lebensretter' sich registrieren lassen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, Schwerstkranken zu helfen", betonte die Greifswalder Immunologin.
Die Zahl registrierter Spender wächst kontinuierlich. Allein in Deutschland sind es inzwischen mehr als zwei Millionen, weltweit sogar über zehn Millionen. Jeder Gesunde im Alter von 18 bis 55 Jahren kann sich als potenzieller Lebensretter erfassen lassen. Dafür ist lediglich die Entnahme von einem Röhrchen Blut notwendig. Die Knochenmarkzellen werden erst entnommen, wenn eine weitestgehende Gewerbeübereinstimmung mit einem betroffenen Patienten festgestellt wird. Die Einverständniserklärung kann jederzeit widerrufen werden.
Hintergrund Knochenmarkspende
Die im menschlichen Blut vorhandenen Zellen und Zellbestandteile, die für den Sauerstofftransport, die Infektabwehr und die Blutstillung verantwortlich sind, werden aus Vorläuferzellen, den Knochenmarkstammzellen, gebildet. Diese befinden sich beim gesunden Menschen im Knochenmark.
Gesunde Blutspender im Alter von 18 und 55 Jahren können sich als mögliche Knochenmarkspender registrieren lassen. Es gelten nahezu dieselben Ausschlusskriterien wie für die Blutspende.
Falls der Anruf kommt, dass Ärzte irgendwo in der Welt eine Knochenmark-Stammzellentnahme für ihren Patienten erbitten, werden zunächst die Gewebemerkmale umfassender mit denen des möglichen Empfängers verglichen. Ergibt diese Prüfung tatsächlich eine Identität, wird der Spender erneut befragt, ob er für eine Transplantation zur Verfügung steht.
Heutzutage wird vorrangig die so genannte periphere Blutstammzell-Transplantation angewandt. Die Stammzellen werden mit Hilfe von Zellseparatoren aus dem Venenblut gewonnen, wobei die Stammzellen in einem ständigen Kreislauf herausgefiltert und alle anderen Bestandteile dem Spender sofort wieder zugeführt werden. Eine solche Stammzellseparation dauert etwa drei bis vier Stunden und muss oft am Folgetag wiederholt werden. Prinzipiell wird sie nur in Einrichtungen durchgeführt, die über mehrjährige Erfahrungen mit dieser Methode verfügen.
Etwa sieben bis 14 Tage vor der Transplantation beginnt die Vorbereitung (Konditionierung) des Empfängers mit Bestrahlung und Chemotherapie, um das erkrankte Knochenmark zu zerstören. Die Blutstammzellen des Spenders werden sofort nach der Entnahme von einem Kurier zu der Klinik des Patienten gebracht und wie eine normale Blutkonserve verabreicht. Die Blutstammzellen siedeln sich in den Knochenhohlräumen an. Nach einem Zeitraum von mehreren Wochen sollten die neuen gesunden Blutzellen im Blut des Patienten nachweisbar sein.
Nach der Transplantation bleibt die Anonymität zwischen Spender und Patient für mindestens zwei Jahre gewahrt, bevor sie auf gegenseitigen Wunsch Kontakt aufnehmen können.
Dem Spender werden alle Kosten und Aufwendungen ersetzt. Für jeden Knochenmark-Stammzellspender wird zusätzlich eine Unfall- und Lebensversicherung abgeschlossen.
Weitere Informationen unter 03834-86 54 61 oder
http://www.medizin.uni-greifswald.de/immun/knochenmark.html
Ansprechpartner
Universitätsklinikum Greifswald
Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin
Abt. Immunologie
Direktorin: Prof. Dr. med. Christine Schütt
Ferdinand-Sauerbruch-Straße/Diagnostikzentrum
17475 Greifswald
T + 49 3834 86-54 68
F + 49 3834 86-54 90
E schuett@uni-greifswald.de
http://www.klinikum.uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de/immun
Die Leiterin des Greifswalder Gewebelabors, Diplombiologin Jane Lüdtke (li.), gratuliert Karla Lampe ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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