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07.12.1999 12:28

"Als Ministerin kann man nur verlieren"

Dr. Martin Reuter Kommunikation und Marketing
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    Prof. Köck zur Gesundheitsreform im internationalen Vergleich

    Bisher sind sie alle mehr oder weniger gescheitert: Die Minister Blüm und Seehofer konnten mit ihren Gesundheitsreformen im Dschungel der Interessen keine Schneise schlagen. Und auch die amtierende Gesundheitsministerin Andrea Fischer hat es nicht leicht: "Als Ministerin kann man nur verlieren", sagt Prof. Dr. Dr. Christian Köck, der Gesundheitsökonom der Universität Witten/Herdecke, "für den persönlichen Mut und die sachgerichtete Diskussion in ihrem Reformanlauf muss man Frau Fischer schon fast ein bisschen bewundern."
    Jede Gesundheitsreform muss irgendwo einsparen, denn das Geld in den Kassen wird schließlich nicht mehr, sondern weniger, erklärt Köck seinen Standpunkt. "Und jede Mark, die man irgendwo einspart, ist immer auch eine Mark Einkommen von irgend jemandem." So sind für Köck die vehementen Proteste von Ärzten und Krankenhäusern nur zu verständlich. Die Lobby der "Verlierer" stehe immer schon bereit, eine Lobby der möglichen "Gewinner" der Gesundheitsreform von Frau Fischer sei nicht in Sicht. Also müsse sie sich ohne Unterstützung durchsetzen.

    Weniger verschwenden spart am meisten

    "Dabei ist das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich zwar eines der besten, aber - nach den USA übrigens - auch das teuerste. In Deutschland hat man beste Technik und Ausstattung und auch einen schnellen Zugang zu Ärzten und Krankenhäusern", lobt Köck das deutsche Gesundheitssystem. In kaum einem anderen Land sei die Ärztedichte so hoch und in kaum einem anderen Land sei die Aufnahmerate in Krankenhäusern so hoch. Doch auch in anderen Ländern gibt es Vorteile:

    · In Grossbritannien kommt man mit wesentlich weniger Mitteln aus und war in der Lage, in kürzester Zeit eine Reform umzusetzen.
    · In Neuseeland ist das Problem der Rationierung besser gelöst.
    · Bei unseren niederländischen Nachbarn haben die niedergelassenen Ärzte schon eine viel stärkere Position.
    · Schweden hat eine bessere Abstufung zwischen den niedergelassenen und den Krankenhausärzten eingeführt.
    · Und die USA haben ein besseres Festkostensystem (managed care) und eine bessere Qualitätskontrolle ärztlicher Leistungen (practice guidelines) realisiert.

    Von solchen Vorbildern kann auch ein deutsches Gesundheitssystem noch lernen, doch die Mischung macht hier eben auch eine Qualität aus. Für Köck sind drei Punkte in der Reform von Ministerin Fischer ganz wesentlich für seine positive Einschätzung:

    · Die gestärkte Position der Patienten zur (Mit-) Entscheidung bei seiner Behandlung durchbricht die Machtposition der Ärzte und Kassen im Verteilungskampf um öffentliche Gelder.
    · Der Hausarzt als "Überweisungsarzt" kann viele unnötige Arztbesuche verhindern und so Kosten senken helfen, die durch "selbstverschriebene" Arztbesuche entstehen.
    · Die stärkere Vernetzung von ambulanter und stationärer Behandlung sowie von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten beseitigt die bisherige Ineffizienz.

    "Das größte Sparpotential in Deutschland ist aber immer noch das Weglassen", verschreibt Köck zur Verschlankung der Kosten. Und er nennt dazu auch Beispiele:
    · Auf die Hälfte aller 100 Millionen Röntgenuntersuchungen pro Jahr kann man verzichten. (lt. Dt. Röntgengesellschaft)
    · Viele Operationen, wie z.B. Entfernungen der Gebärmutter, Kaiserschnitte oder Entfernungen der Prostata bringen keinen Nutzen für den Patienten
    · Viele Befunde werden, obwohl schon sie schon beim niedergelassenen Arzt durchgeführt wurden, im Krankenhaus wiederholt.

    Weitere Informationen bei Prof. Köck, 0043/6643018915
    Für Interviews in Witten steht Prof. Köck aufgrund beruflicher Verpflichtungen am 8., 9. und 10. Dezember zur Verfügung, Termine bitte unter 02302/926-700


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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